Im Handelskonflikt zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt haben die Importeure in den USA deutlich höhere Preisanstiege hinnehmen müssen als die Unternehmen in China: Eine aktuelle Studie zeigt, dass fast 100 Prozent der US-Strafzölle von amerikanischen Importeuren getragen wurden. Im Gegensatz dazu zahlten Importeure in China nur 68 Prozent der chinesischen Einfuhr-Zölle, die US-Exporteure übernahmen die restlichen 32 Prozent. Das sind Ergebnisse des Diskussionspapiers "Who Pays for the Tariffs and Why? A Tale of Two Countries", veröffentlicht vom EPoS Economic Research Center an den Universitäten Bonn und Mannheim.
"Wir haben untersucht, wie die Zollbelastungen zwischen Importeuren und Exporteuren aufgeteilt wurden und sind zu überraschenden Ergebnissen gekommen", sagt Lei Li, Juniorprofessorin für Angewandte Mikroökonomie an der Universität Mannheim. "Chinas Einfuhr-Unternehmen bezahlten etwa zwei Drittel der chinesischen Zölle. Allerdings gingen 93 Prozent des Preisanstiegs aufgrund von US-Strafzöllen zu Lasten der amerikanischen Importeure. Diese fast vollständige Weitergabe von Preiserhöhungen ist ungewöhnlich und überraschend, bedenkt man den Einfluss der Vereinigten Staaten auf die Handelsbedingungen."
Durch Zölle verursachte Zusatz-Kosten
Lei Li und ihre Co-Autoren schätzen, dass die US-Zölle amerikanische Importeure 2018 monatlich 1,21 Milliarden US-Dollar und 2019 jeden Monat 2,47 Milliarden US-Dollar gekostet haben. Dem stehen Kosten für chinesische Importeure in Höhe von 0,18 Milliarden US-Dollar pro Monat im Jahr 2018 und monatlich 0,51 Milliarden US-Dollar im Jahr 2019 gegenüber. Untersucht wurde der Zeitraum von 2017 bis 2019 anhand der monatlichen Daten des U.S. Census Bureau und der General Customs Administration in China mit insgesamt mehr als 17.000 Produkten.
Die unterschiedlichen Preisbelastungen sind in erster Linie auf Import-Strukturen, die Handelspolitik und die 'Weitergabe' von Zöllen bei spezifischen Produkten zurückzuführen – das heißt, inwiefern jeweils Änderungen von Einfuhrzöllen an die Importeure weitergegeben werden. China führte mehr Waren ein, bei denen die Zölle weniger stark weitergereicht werden, wie landwirtschaftliche Erzeugnisse. Im Gegensatz dazu führten die USA mehr Produkte ein, bei denen die Zölle stärker weitergegeben werden, beispielsweise Elektronikartikel. Beide Länder verfolgten im Handelskrieg unterschiedliche Strategien.
Kurzfristige vs. längerfristige Strategien
"China wählte eine kurzfristige Strategie und erhob Zölle in Wirtschaftsbereichen, in denen das Land eine Marktmacht als großer Importeur hat", sagt Lei Li. "Den USA scheint es weniger um die Verringerung des Handelsdefizits als um den künftigen Wettbewerb in High-Tech-Sektoren auf längere Sicht gegangen zu sein."
Die USA und China fochten ab 2018 einen Handelskrieg mit Strafzöllen und Gegenmaßnahmen aus. Mit der Unterzeichnung des Handelsabkommens im Jahr 2020 wurde der Konflikt entschärft. Die USA überprüfen derzeit, ob die Zölle gegen China beibehalten werden.
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