Die Jury des "Helmut Schmidt Journalistenpreises" hat getagt und aus 242 Einreichungen die Preisträger:innen 2022 ermittelt. Der Preis für herausragende publizistische Leistungen im Wirtschafts- und Finanzjournalismus wird seit 1996 von der ING Deutschland gestiftet und ist mit insgesamt 30.000 Euro dotiert. Die Preisverleihung zur 27. Auflage des Preises fand am Dienstag im "Literaturhaus" in Frankfurt am Main statt. Ausgezeichnet wurden vier freie Journalist:innen.
Die Gewinner: Afrika, Fairphone und die Küche
Der erste Preis ging an Sophia Bogner und Paul Hertzberg für die sechsteilige Brand-Eins-Reportageserie "Unternehmertum in Afrika". Die sechsmonatige Recherche-Reise durch zwölf afrikanische Länder wurde durch die Konrad-Adenauer-Stiftung und der Agentur für Wirtschaft & Entwicklung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert. "Eine beeindruckende Arbeit, stilistisch hochwertig, inhaltlich konstruktiv und aufgeschlossen" urteilt die Jury.
Maria-Theres Schuler wurde für ihre Artikel-Serie "Fairphone und die Rohstoffwelt – Was hinter der Erfolgsstory steckt" auf daslamm.ch prämiert. Schuler stellt in ihrer vierteiligen Serie die Hersteller des angeblich nachhaltig produzierten "Fairphones" mit ihren werblichen Versprechen auf die Probe. Für die Jury "sehr guter, unabhängiger Verbraucherjournalismus aus der Schweiz mit tiefgründiger Recherche und sauberer Konfrontation zu den aufgedeckten Missständen". Die Reportage-Serie wurde in Zusammenarbeit mit dem kongolesischen Geologen Lucien Kamala realisiert und von der Journalistin Sylke Gruhnwald begleitet. Die Recherche wurde gefördert und unterstützt von Netzwerk Recherche und der Olin gGmbH.
Der dritte "Helmut Schmidt Journalistenpreis 2022" geht an Maria Christoph und Nora Voit für ihren Bericht "Gruß aus der Küche" in der Zeit. Basierend auf ihrer investigativen Recherche berichten die beiden Journalistinnen über die Arbeitsbedingungen in den Küchen von Sternerestaurants. Berichte über cholerische Chefs, menschenunwürdige Strafaktionen, unbezahlte Überstunden und immensen Arbeitsdruck bis hin zum "Fitspritzen" erkrankter Mitarbeiter werden durch Augenzeugen glaubhaft belegt. Die Autorinnen gewähren so tiefe Einblicke in die menschlichen Abgründe von Gourmetküchen.
Stipendium und Mentoring-Programm für junge Journalist:innen
Erstmals wurde ein mit 15.000 Euro dotiertes Fellowship zum "Helmut Schmidt Journalistenpreis" ausgeschrieben. Es verbindet ein Stipendium der ING Deutschland mit einem Mentoring-Programm durch das Medien-Start-up Flip. Es richtet sich an junge Journalist:innen, die eine kritisch-konstruktive Recherche crossmedial umsetzen möchten.
Die Jury des Helmut Schmidt Journalistenpreises vergibt das erste "HSJP Fellowship" an die freie Journalistin Cristina Helberg. Sie wird sich im kommenden Jahr in einer dreimonatigen Recherche kritisch-konstruktiv dem Thema Inklusion widmen und der Frage nachgehen, was sich wirtschaftspolitisch und gesellschaftlich ändern müsste, damit Menschen mit und ohne Behinderung öfter erfolgreich zusammenarbeiten können.
www.helmutschmidtjournalistenpreis.de
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