Mediennutzung: Das sind die aktuellen Trends

Fernsehen bleibt stabil, Radio geht auf Vor-Corona-Niveau zurück.

Die zentralen Mediennutzungstrends setzen sich auch nach Lockerung der Corona-Maßnahmen weiter fort: Die Mediennutzungsdauer nimmt nur geringfügig ab und bleibt mit sieben Stunden täglich weiterhin hoch. Die meiste Zeit wird mit Bewegtbild verbracht, dahinter folgen Audio und Text. Die Reichweiten von Fernsehen und Radio liegen stabil an der Spitze.

Digitale Ausspielwege gewinnen bei Audio und Video weiter an Bedeutung. Unter 30-Jährige sind erstmals die Altersgruppe mit der höchsten Bewegtbildreichweite, sie verbringen immer mehr Zeit mit Videos und immer weniger mit Audios. Das geht aus dem aus den "ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2022" hervor. Ein weiteres zentrales Ergebnis: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk wird generationenübergreifend als gesellschaftlich relevant und glaubwürdig eingeschätzt.  Sehr hohe Zustimmungswerte erzielen die Kriterien gesellschaftliche Relevanz (81 Prozent) und Glaubwürdigkeit (78 Prozent).

Mediennutzungsdauer sinkt leicht

In Deutschland nutzen praktisch alle Menschen ab 14 Jahren (99 Prozent) täglich Medien. Die Tagesreichweite von Bewegtbild bleibt mit 88 Prozent auf dem hohen Niveau des Vorjahres. Das lineare Fernsehen gehört weiterhin für die Mehrheit der Bevölkerung zum Alltag: 65 Prozent werden pro Tag darüber erreicht. Das Hören von Audios verliert gegenüber 2021 fünf Prozentpunkte, bleibt aber mit 80 Prozent Tagesreichweite fester Bestandteil der täglichen Mediennutzung. Mit 68 Prozent stellen die linearen Radioprogramme dabei – trotz der Rückgänge von acht Prozentpunkten gegenüber dem außergewöhnlichen Vorjahr – weiterhin die wichtigste Quelle für Audio-Inhalte dar.

Redaktionelle Texte – egal ob gedruckt oder digital – werden pro Tag von knapp zwei Dritteln (63 Prozent) der Menschen gelesen. Der markante Zuwachs von 18 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr dürfte dabei vorrangig auf die veränderte Methodik zurückgehen. Durch sie wird auch das Lesen von Artikeln im Netz valider erfasst.

Insgesamt sinkt die Mediennutzungsdauer etwas gegenüber dem Corona-Jahr 2021: 420 Minuten stellen ein Minus von neun Minuten dar. Auf Videos entfällt mit 214 Minuten (minus 8 Minuten) weiterhin der Löwenanteil der Mediennutzung, gefolgt von Audios mit 170 Minuten (minus 7 Minuten). Die Zeit, die pro Tag mit Lesen von Texten verbracht wird, steigt deutlich an auf 70 Minuten.

Jüngere nutzen zunehmend Bewegtbild

Die Vervielfachung der digitalen Ausspielwege, Angebote und Geräte führt dazu, dass auch die unter 30-Jährigen immer häufiger und länger Videos ansehen. Erstmals seit Beginn der Studienreihe "ARD/ZDF Massenkommunikation Trends" im Jahr 2017 ist die Altersstufe der 14- bis 29-Jährigen mit 94 Prozent die Gruppe mit der höchsten täglichen Bewegtbildreichweite. Auch die Nutzungsdauer ist in dieser Gruppe gestiegen und nähert sich mit aktuell 194 Minuten immer mehr dem Bevölkerungsdurchschnitt (214 Minuten) an.

Davon profitieren nicht nur Streamingdienste und Social-Media-Plattformen, sondern auch die Fernsehsender: Pro Tag werden 38 Prozent der unter 30-Jährigen mit TV-Inhalten über die Mediatheken oder YouTube erreicht. Die größte Bewegtbildnutzungsdauer haben aber nach wie vor Menschen jenseits der 50 Jahre: Sie verbringen knapp 250 Minuten täglich mit Bewegtbild, überwiegend mit linearem Fernsehen.

Vom Linearen ins Digitale

Der generelle Trend, dass sich Mediennutzung vom Linearen ins Digitale verschiebt, setzt sich weiter fort: Insgesamt entfallen noch 64 Prozent der Video-Zeit auf lineares Fernsehen. Dabei gilt: Je jünger das Publikum, umso breiter das Nutzungsspektrum: Bei den unter 30-Jährigen entfällt auf lineares Fernsehen weniger als ein Viertel der Video-Zeit (22 Prozent), bei den 30- bis 49-Jährigen gerade einmal die Hälfte (51 Prozent).

Mit Audio-Inhalten verbringen die unter 30-Jährigen dagegen immer weniger Zeit. Gegenüber 2021 geht die Nutzungsdauer deutlich um 17 Minuten auf 152 Minuten zurück. Knapp Dreiviertel von ihnen hören zwar noch regelmäßig Radio, der Großteil der Zeit (64 Prozent) entfällt aber auf Angebote jenseits des Linearen. Neben den Streamingdiensten spielen zunehmend Podcasts und zeitversetzte Radiobeiträge eine wichtige Rolle beim jungen Publikum: Knapp die Hälfte der 14- bis 29-Jährigen (49 Prozent) gehört mittlerweile zu den regelmäßigen Nutzern, fast jeder Fünfte (19 Prozent) von ihnen wird damit pro Tag erreicht.

"Unser Ziel ist ein ZDF für alle"

"Die Zahlen zeigen: Das Publikum schätzt uns über alle Altersgruppen hinweg. Unsere Angebote werden als glaubwürdig und relevant wahrgenommen, was uns sehr freut. Die Zahlen zeigen aber auch, dass sich der Trend zur nichtlinearen Mediennutzung ganz klar fortsetzt. Darum werden wir den Ausbau unserer digitalen Inhalte weiter vorantreiben. Die Chance, auf diesem Weg auch jüngere Menschen mit unseren Inhalten zu erreichen, wollen wir nutzen. Gleichzeitig werden wir unsere sehr erfolgreichen linearen Programme nicht aus den Augen verlieren. Unser Ziel ist ein ZDF für alle", zeigt sich Norbert Himmler, ZDF-Intendant und Vorsitzender der ARD/ZDF-Forschungskommission, zufrieden.

Der Intendant des Hessischen Rundfunks und stellvertretender Vorsitzende der ARD/ZDF-Forschungskommission Florian Hager pflichtet bei: "Wir wissen seit Jahren um den Kipppunkt: Absehbar werden Menschen mehr digitale Angebote nutzen als lineare. Die Studie zeigt nun Veränderungen in der Altersverteilung. Erstmals sind es die 14- bis 29-Jährigen, die die höchste tägliche Bewegtbildreichweite aufweisen. Das bestätigt, wie wichtig für uns als öffentlich-rechtliche Sender junge Programmangebote sind. Wie wichtig es für die ARD ist, Mediathek und Audiothek attraktiv weiterzuentwickeln, um auch hier relevanter zu werden für junge Menschen. Denn als gemeinschaftlich finanziertes Angebot haben wir den Auftrag, die ganze Gesellschaft zu erreichen."

www.ard.de

www.zdf.de

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