Die Nutzung von YouTube ist weiter leicht zurückgegangen. In der aktuellen AGF-Plattformstudie 2022-I gaben 49,9 Prozent der Befragten ab 14 Jahren an, den Videodienst in den vergangenen vier Wochen genutzt zu haben – 3,3 Prozentpunkte weniger als in der Welle 2021-II. Damit hält der 2021 begonnene Rückgang weiter an. Im Gegenzug konnten andere Anbieter wie Netflix und Prime Video, aber auch die Angebote öffentlich-rechtlicher Sender wieder zulegen.
Im Vergleich zur vorhergehenden Welle 2021-II legten die Angebote der öffentlich-rechtlichen Kanäle bei der Nutzung in den vergangenen vier Wochen um 2,9 Prozentpunkte auf 28,1 Prozent zu. "Eine mögliche Interpretation der Entwicklung bei den öffentlich-rechtlichen Angeboten wäre, dass der Ukraine-Krieg zu einer verstärkten Nutzung von Informationsangeboten geführt hat, wie wir sie auch schon während der Corona-Lockdowns beobachten konnten", sagt Kerstin Niederauer-Kopf, Vorsitzende der Geschäftsführung der AGF Videoforschung in Frankfurt.
Champions League, Serienstarts und Fortsetzungen
Der Rückgang bei YouTube könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Nutzungszeit anderer Streaming-Dienste zu Lasten des kostenlosen Angebotes gestiegen ist. Nachdem Netflix und Prime Video in der Herbst-Welle ebenfalls Rückgänge hinnehmen mussten, geht es im Frühjahr 2022 wieder aufwärts: Netflix wurde in den vergangenen vier Wochen von 33,3 Prozent der Gefragten gesehen (2021-II: 30,5 Prozent), Prime Video von 23,9 Prozent (2021-II: 22,6 Prozent).
© AGF
Netflix dürfte von Serienstarts und Fortsetzungen wie "Inventing Anna", "Vikings: Valhalla" und der zweiten Staffel von "Bridgerton" profitiert haben. Prime Video wiederum konnte auch mit der Champions League punkten, insbesondere mit den Spielen des FC Bayern München. Zudem starteten im Befragungszeitraum neue Staffeln von erfolgreichen Serien wie "The Marvelous Mrs. Maisel" und "Star Trek: Picard".
Weitere Gründe für die positive Entwicklung können neben dem aktuellen Programmangebot und Rabattaktionen auch das Wetter oder der negative Corona-Effekt aus der Vorwelle 2021-II sein: Nach dem langen Lockdown war die Nutzung im Frühjahr und Herbst 2021 gesunken. Viele Menschen scheinen die Möglichkeit genutzt zu haben, nach dem Ende der Corona-Beschränkungen anderen Freizeitbeschäftigungen als dem Bewegtbildkonsum nachzugehen.
Erneuter Rückgang bei Disney+
Bei Disney+ hingegen zeigt sich nach dem starken Start in Deutschland im Frühjahr 2020 erneut ein Rückgang. Der Anteil derjenigen Personen, die angeben, ein Disney+-Angebot zu haben, sinkt von 8,3 Prozent auf 7,6 Prozent in der aktuellen Welle.
"Insbesondere die 14- bis 29-Jährigen und die 30- bis 49-Jährigen sorgen für einen Anstieg bei Netflix und Prime Video, während für den Rückgang bei Disney+ aufgrund der Ausrichtung der Plattform auf das junge Publikum vor allem die 14- bis 29-Jährigen verantwortlich sind", erklärt Niederauer-Kopf. Im Schnitt verfügen die Befragten über 1,4 Streaming-Angebote.
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