Bilanz 2024: Cashflow glänzt, Monsanto bremst
Bill Anderson: Bayer vor "zentralem Jahr" für den Turnaround

| Redaktion 
| 05.03.2025

Bayer hat seine Ziele für das vergangene Geschäftsjahr erreicht – allerdings mussten diese im Laufe der letzten zwölf Monate milliardenschwer nach unten korrigiert werden. Bei der der Bilanz-Pressekonferenz am Mittwoch bemüht sich CEO Bill Anderson um verbreiteten Optimismus, stimmt jedoch auch auf ein anspruchsvolles Jahr ein. Speziell die Crop-Science-Sparte um Monsanto bleibt Sorgenkind.

Mit den Bereichen Consumer Health, Pharma und Crop Science verfügt die Bayer AG über "drei großartige Geschäfte mit langfristig attraktiven Entwicklungsperspektiven", stellte der Vorstandsvorsitzende Bill Anderson bei der Bilanz-Pressekonferenz am Mittwoch in Leverkusen fest. "Um diese Potenziale zu heben, müssen wir aber weiterhin durch unverändert herausfordernde Rahmenbedingungen navigieren. Wir haben noch Arbeit vor uns."

Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte die Bayer AG einen Konzernumsatz von 46,606 Milliarden Euro erwirtschaften, was einem währungs- und portfoliobereinigten Wachstum von immerhin 0,7 Prozent entspricht. Ursprünglich hatte das Unternehmen auf einen Umsatz von bis zu 49 Milliarden Euro spekuliert.

Darüber hinaus signalisiert Bayer aller Herausforderungen zum Trotz eine robuste Liquidität und präsentiert einen Free Cash Flow von 3,107 Milliarden Euro – mehr als doppelt so viel wie letztes Jahr um diese Zeit.

Crop Science prägt Konzernergebnis

Auf der anderen Seite bedeutet ein EBITDA vor Sondereinflüssen von 10,123 Milliarden Euro einen Rückgang von 13,5 Prozent gegenüber 2023. Unterm Strich muss Bayer außerdem einen Nettoverlust von 2,552 Milliarden Euro als Konzernergebnis vermelden. Beide Minus-Zeichen lassen sich maßgeblich auf das Sorgekind des Konzerns zurückführen: Die Schwäche im Agrargeschäft (Crop Science), das maßgeblich von Monsanto geprägt ist.

Der Bayer-Vorstand bei der Bilanz-Pressekonferenz 2025 in Leverkusen. Von links nach rechts: Wolfgang Nickl, Bill Anderson, Heike Prinz, Rodrigo Santos, Julio Triana, Stefan Oelrich (Bild: Bayer AG)Der Bayer-Vorstand bei der Bilanz-Pressekonferenz 2025 in Leverkusen. Von links nach rechts: Wolfgang Nickl, Bill Anderson, Heike Prinz, Rodrigo Santos, Julio Triana, Stefan Oelrich (Bild: Bayer AG)

Die 2018 erfolgte Akquisition sollte Bayer zum Weltmarktführer bei Saatgut und Pflanzenschutzmitteln machen, kostet bis heute jedoch vor allem milliardenschwere Rückstellungen und Schadenersatzzahlungen. Aktuell stehen in den USA aufgrund des glyphosathaltigen Unkrautvernichters von Monsanto Klagen im sechsstelligen Bereich aus, doch laut Bill Anderson sind "für dieses Jahr spürbare Fortschritte Richtung Eindämmung" zu erwarten.

Ebenfalls am Mittwoch hat das manager magazin in Erfahrung gebracht, dass sich Bayer von Crop-Science-Chefentwickler Bob Reiter trennt. Neben den rechtlichen Risiken kämpft die Agrarsparte mit externen Faktoren: Wetterextreme in Lateinamerika, sinkende Preise für Agrarprodukte und der Druck durch Generika bei Pflanzenschutzmitteln haben 2024 die Erträge geschmälert.

Das soll die Zukunft bringen

"Wir krempeln die Ärmel hoch und bringen die richtigen Maßnahmen voran, von denen unsere Kunden, das Unternehmen und seine Eigentümer in Zukunft profitieren", erklärte Anderson in Leverkusen.

Durch einen Fünf-Jahres-Plan will Bayer die Crop-Science-Sparte auf Vordermann bringen; so sollen Innovationen bis 2029 zu einer Umsatzsteigerung von mehr als 3,5 Milliarden Euro führen. "Wir haben Handlungsbedarf erkannt, unser Team hat einen Plan, und es hat das Zeug dazu, ihn umzusetzen", sagt Anderson. In der Pharmasparte sollen neue Produkte wie Nubeqa und Kerendia über 2,5 Milliarden Euro einbringen.

Das angebrochene Geschäftsjahr 2025 ist für Anderson "das zweite Jahr auf dem Weg zum Turnaround" und "mit Blick auf die finanzielle Performance das schwierigste". Der Konzern rechnet umsatztechnisch mit einem Ergebnis auf dem aktuellen Niveau und "einem Ergebnis sowie einem Free Cash Flow darunter". Von einer verbesserten Performance geht Bayer erst 2026 wieder aus.

Bild: Google
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Unter Anlegern haben die vorgestellten Zahlen offenbar eher Erleichterung als zusätzliche Verunsicherung ausgelöst: Nachdem die Bayer-Aktie am Dienstag bei 23,52 Euro schloss, standen Mittwochabend 24,49 Euro zu Buche. Vor einem Monat hielt sie sich bei 21,04 Euro auf.

Trotz des Aufwärtstrends ist die Aktie weit von ihren Glanzzeiten entfernt: Ein Spitzenwert von 146,45 Euro im April 2015 machte Bayer zeitweise zum wertvollsten Unternehmen im DAX. Vor der Monsanto-Übernahme lag der Kurs oft noch knapp im dreistelligen Bereich, ehe insbesondere die Glyphosat-Klagen aus der Crop-Science-Sparte für einen dramatischen Einbruch auf das aktuelle Niveau sorgten.

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