ECommerce - Modehandel
Zalando und About You: Das planen die CEOs nach der Fusion

| Redaktion 
| 22.01.2025

Die Fusion von Zalando und About You ist der wohl bedeutendste Zusammenschluss im deutschen Onlinehandel der letzten Jahre. Zwei ehemalige Konkurrenten schließen sich zusammen, um den europäischen Modemarkt neu zu definieren. Im ersten gemeinsamen Interview geben die beiden CEOs, David Schröder (Zalando) und Tarek Müller (About You), Einblicke in ihre Ziele, die Herausforderungen der Fusion und wie sie den Modemarkt der Zukunft gestalten wollen.

Klar: Sowohl Schröder als auch Müller sehen in der Zusammenarbeit großes Potenzial. Beide Unternehmen haben in den vergangenen Jahren ihre Position im europäischen Markt gestärkt, mussten sich jedoch mit denselben Herausforderungen auseinandersetzen: steigendem Wettbewerb, einer volatilen Konsumlaune und dem Angriff globaler Player wie Shein oder Temu.

"About You hat uns das Leben zwar nicht immer leicht gemacht, aber uns immer angespornt, unser Bestes zu geben", erklärt Schröder im Manager Magazin. Schröder betont, dass der nun gemeinsame Weg der beiden Player nicht aus einer Schwäche heraus erfolge: "Wir spielen voll auf Angriff, nicht auf Verteidigung."

Expansion außerhalb Europas

Ein zentrales Ziel der Fusion ist der Aufbau eines umfassenden Ökosystems für die Modebranche. Zalando verfolgt eine Doppelstrategie: ein Geschäft für Endkunden und eines für Unternehmen. "Der Schlüsselmoment war unsere im März vergangenen Jahres verkündete Strategie, das Onlineökosystem für die Modebranche aufzubauen. Danach wurde uns schnell klar, dass About You uns in beiden Bereichen sehr gut voranbringen kann", so Schröder.

Besonders die Technologieplattform Scayle, mit der About You Geschäftskunden eine Komplettlösung für ihren Onlinehandel bietet, sieht Zalando als Schlüssel zur Expansion – sowohl in Europa als auch international. Müller ergänzt: "Mit Scayle haben wir die Möglichkeit, auch außerhalb Europas zu wachsen, zum Beispiel in den USA."

Zalando: Marken und Geschichten, About You: Style und Influencer-Ansprache

Die CEOs betonen, dass beide Marken eigenständig bleiben sollen, um unterschiedliche Zielgruppen anzusprechen. Zalando werde weiterhin auf Marken und deren Geschichten setzen, während About You seinen Fokus auf Style und Influencer-Ansprache legt.

Schröder beschreibt die Differenzierung mit einem Augenzwinkern: "Als Fan von Eintracht Frankfurt war es mir immer ein Dorn im Auge, dass Eintracht-Kapitän Kevin Trapp mit seiner Kollektion auf About You im anderen Team spielte. Genau genommen war das der eigentliche Grund für den Deal."

Einsparungspotenzial: 100 Mio. Euro pro Jahr

Die Fusion soll freilich auch Effizienz schaffen. Durch die Zusammenlegung von Backend-Systemen wie Logistik und Zahlungsinfrastruktur erwarten die Unternehmen jährliche Einsparungen von rund 100 Millionen Euro. Entlassungen seien jedoch nicht geplant. "Der Zusammenschluss wird nicht von der Absicht getrieben, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzusparen", betont Müller. Stattdessen sollen sogar neue Stellen im Technologiebereich entstehen.

Globale Herausforderungen und Marktpotenzial

Der europäische Modemarkt umfasst rund 450 Milliarden Euro. Gemessen daran seien beide Unternehmen noch klein, erklärt Schröder. "Wir können uns zwar nicht immer von der Marktdynamik entkoppeln, aber wir haben noch viel Potenzial." Besonders Großbritannien sieht er als Wachstumsmarkt: "About You ist in Großbritannien bisher noch gar nicht vertreten, also gibt es hier für organisches Wachstum noch viele Möglichkeiten."

Auf die Frage, ob die Fusion auch eine Reaktion auf den Erfolg chinesischer Anbieter wie Shein ist, stellt Schröder klar: „Unsere Entscheidung hat nichts mit Wettbewerbern zu tun. Wir fokussieren uns auf uns und treffen die Entscheidung aus einer Position der Stärke.“

Beide CEOs wollen beweisen, dass auch in Deutschland Weltmarktführer im Tech-Bereich entstehen können. "Unser eigener Anspruch an uns ist enorm hoch. Wir wollen uns mit den Besten der Welt messen", sagt Müller.

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