ifo warnt vor Inflation
Lebensmittelpreise im Einzelhandel steigen weiter

| Redaktion 
| 10.12.2024

Die Inflation bleibt ein akutes Problem, das Verbraucher und Unternehmen gleichermaßen belastet. Besonders im Einzelhandel ziehen die Preise für Lebensmittel und Getränke weiter an, während sich in anderen Sektoren überraschende Entspannungen abzeichnen. Doch wie nachhaltig sind diese Trends und welche Herausforderungen bringt das Jahr 2025?

Im Einzelhandel ziehen die Preiserwartungen weiter an. Laut den jüngsten Zahlen des ifo Instituts stiegen sie im November auf 26,4 Punkte; nach 21,9 Punkten im Oktober. Besonders bemerkenswert ist die Entwicklung bei Lebensmitteln und Getränken: Hier schnellten die Erwartungen auf 50,8 Punkte hoch, verglichen mit 39,7 Punkten im Vormonat. Diese Entwicklung unterstreicht den enormen Preisdruck, mit dem die Branche konfrontiert ist.

"In den kommenden Monaten dürfte die Inflationsrate etwas anziehen und über dem Zwei-Prozent-Ziel der Europäischen Zentralbank liegen", kommentiert ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser die Lage.

Die gestiegenen Energiepreise und anhaltende Lieferkettenprobleme tragen laut Experten erheblich zur Kostensteigerung bei. Verbraucher könnten diese Preisentwicklung schon bald deutlich in den Supermarktregalen spüren, da die Unternehmen kaum eine andere Möglichkeit haben, als die höheren Kosten weiterzugeben.

Dienstleistungssektor zeigt Entspannung

Anders sieht die Lage im Dienstleistungssektor aus. Hier sanken die Preiserwartungen im November auf 15,8 Punkte, verglichen mit 18,5 Punkten im Oktober. Dies ist der niedrigste Wert seit März 2021; er nähert sich damit dem langjährigen Durchschnitt der Jahre 2005 bis 2019 von 14,6 Punkten an. Besonders in konsumnahen Dienstleistungen, zu denen etwa Gastronomie und Freizeitangebote gehören, zeichnet sich somit eine Beruhigung ab.

"Der Rückgang bei den Dienstleistern ist eine gute Nachricht für die weitere Inflationsentwicklung, denn dort war der Preisauftrieb aufgrund ihres hohen Lohnkostenanteils bis zuletzt der wichtigste Inflationstreiber", erläutert Wollmershäuser.

Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass die steigenden Kosten in diesem Bereich weniger stark an die Endverbraucher weitergegeben werden. Dennoch bleibt unklar, wie lange diese Entspannung anhält, da zukünftige Tarifverhandlungen erneut Preisdruck erzeugen könnten.

Bauhauptgewerbe mit rückläufigen Preisen

Eine ungewöhnliche Entwicklung zeigt sich im Bauhauptgewerbe. Hier sanken die Preiserwartungen im November auf -6,7 Punkte, nach -3,9 Punkten im Oktober. Laut den Ergebnissen des ifo Instituts bedeutet dies, dass mehr Unternehmen in der Baubranche Preissenkungen statt Preissteigerungen planen.

Die Ursachen für diesen Rückgang sind vielschichtig. Zum einen hat die Nachfrage nach Bauleistungen durch steigende Zinsen und sinkende Investitionsbereitschaft deutlich nachgelassen. Zum anderen stehen viele Unternehmen unter dem Druck, sich im zunehmend wettbewerbsintensiven Markt zu behaupten. Preisnachlässe könnten eine Strategie sein, um Aufträge zu sichern, obwohl die Material- und Energiekosten weiterhin hoch sind.

Sondereffekte belasten Prognose für 2025

Trotz der positiven Entwicklungen in einigen Sektoren sieht das ifo Institut weiterhin eine Reihe von Belastungen, die die Inflationsrate im Jahr 2025 beeinflussen könnten. "Allein der Anstieg des CO2-Preises für Benzin, Heizöl und Gas sowie die Verteuerung des Deutschlandtickets, des Briefportos und der privaten Krankenversicherungen werden die Inflation um 0,3 Prozentpunkte erhöhen", prognostiziert Wollmershäuser.

Diese Sondereffekte könnten die Inflationsrate zusätzlich anheizen und den Druck auf Verbraucher weiter erhöhen. Besonders die geplanten Anpassungen der CO2-Bepreisung, die ab Januar 2025 greifen, dürften sich auf eine breite Palette von Produkten und Dienstleistungen auswirken. Die Europäische Zentralbank wird daher genau beobachten müssen, wie sich diese Entwicklungen auf das angestrebte Zwei-Prozent-Ziel auswirken.

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