Überraschungs-Kisten voller Firlefanz
Warum sich Mystery Boxen bei Media Markt so gut wie nie lohnen

Überraschungen mögen den menschlichen Geist stimulieren, doch wenn es ums Bezahlen geht, hält die Begeisterung oft nicht lange an. Trotz dessen bleibt der Reiz der sogenannten Mystery-Boxen ungebrochen, wie sie etwa beim Elektronikhändler Media Markt angeboten werden.

Mystery-Boxen, die für mehrere hundert bis sogar tausende Euro verkauft werden, enthalten eine zufällige Auswahl an Produkten aus dem Sortiment des Verkäufers. Der Clou: Der Inhalt bleibt bis zum Öffnen der Box geheim. Dieses Konzept spielt mit der menschlichen Neugier und dem Reiz des Unbekannten und zieht risikobereite Kunden an, die hoffen, mehr für ihr Geld zu bekommen, als sie ausgegeben haben.

Gleichwohl es sich beim Kauf einer Mystery-Box bestenfalls um ein Glücksspiel handelt. Denn der tatsächliche Wert und Nutzen der enthaltenen Produkte können stark variieren. Das Versprechen, dass der Warenwert den Kaufpreis deutlich übersteigt, sollte nicht überbewertet werden. Oft wird der Wert anhand der unverbindlichen Preisempfehlung des Herstellers bemessen, unabhängig davon, wie lange der Artikel schon im Handel ist oder ob er mittlerweile aus dem Programm genommen wurde.

Zudem bleibt unklar, wie viele Artikel eine Box enthält. So berichtete der Spiegel kürzlich von einem Fall, bei dem ein Käufer für 100 Euro sechs exotische Handyhüllen, ein veraltetes Tastentelefon und ein Paar Bluetooth-Kopfhörer erhielt – Produkte, die die meisten Konsumenten bereits besitzen oder nicht benötigen. Die spekulative Natur des Kaufs wird durch den Ausschluss von Rückgabe und Umtausch im stationären Handel unterstrichen.

Waren von zweifelhaftem Wert

In Onlineforen werden ungewollte Artikel aus den Mystery-Boxen weiterverkauft. Recherchen der österreichischen Tageszeitung Standard ergaben, dass veraltete Smartphone-Hüllen, alte CDs, rosafarbene Gaming-Kopfhörer mit Katzenohren, Fugendüsen für Staubsauger und Ersatznadeln für Nähmaschinen zu den häufigen Inhalten gehören – Produkte, die oft direkt im Müll landen könnten, zum Beispiel:

  • Smartphone-Hüllen: Besonders Modelle für ältere oder exotische Handys.
  • Bluetooth-Kopfhörer: Oft günstige Modelle oder solche, die bereits in anderen Bundles enthalten waren.
  • Kleine Haushaltsgeräte: Wie elektrische Zahnbürsten, Wasserkocher oder Staubsaugerdüsen.
  • Veraltete Elektronik: Zum Beispiel alte MP3-Player, Tastentelefone oder frühere Generationen von Smartwatches.
  • Gaming-Zubehör: Dazu gehören häufig wenig gefragte Artikel wie spezielle Controller-Aufsätze oder extravagante Kopfhörer.
  • Restposten und B-Ware: Produkte, die sonst schwer absetzbar sind, darunter auch Rückläufer oder Artikel mit kleinen Mängeln.

Unboxing-Videos: Ernüchterung auf YouTube

Auch auf YouTube zeigt sich ein gemischtes Bild. Unboxing-Videos sind beliebt und erzielen hohe View-Zahlen, besonders wenn die Boxen tausende Euro wert sind oder "Mystery" ins Spiel kommt. Titel wie „Welche Mystery-Box lohnt sich am meisten?“ erzielen Hunderttausende Aufrufe und stillen die Neugier der Zuschauer, ohne dass diese selbst Geld ausgeben müssen.

Der Youtuber Torben Platzer interviewte einen anonymen Mitarbeiter von Media Markt und kam zu einem ernüchternden Fazit: Wertvolle Artikel sind selten. Meistens entspricht ein Artikel dem Kaufpreis der Box, während der Rest aus Rückläufern, B-Ware, speziellem Zubehör oder Restposten besteht, die sonst schwer zu verkaufen wären. Daher die Empfehlung, das Ganze auch wie ein Glücksspiel zu betrachten – und tatsächlich nur so viel Geld in den Kauf zu investieren, das man bereit ist in den Sand zu setzen. Denn die Ernüchterung beim Unboxing ist oft eine große.

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