Alex Karp an Deutschland: "Technologie ist Kunst, nicht Wissenschaft"

Der Palantir-CEO rät den Deutschen zu einer anderen Software-Kultur und erzählt, an welchen Produkten sein Unternehmen gerade arbeitet.

Alex Karp hat eine starke Affinität zu Deutschland. Der Chef des Big-Data-Giganten Palantir hat in Deutschland gelebt und promoviert. Seine Vorfahren kamen aus Österreich, Liechtenstein und der Schweiz und sind später nach Deutschland und nach Amerika immigriert.

Als er des Studiums wegen nach Deutschland gekommen ist, wollte er sich, ganz dem Klischee entsprechend, mit Dichtern und Denkern befassen. Am Ende habe das alles aber viel weniger bedeutet als die Freunde die er dort gefunden hat: "Das Gefühl, dass ich nicht immer sagen muss, 'mir geht's gut', oder 'ich liebe dich, nachdem ich dich zweimal getroffen habe'." Dass er alleine sein habe können, in die Tiefe gehen können. Das alles habe ihm sehr imponiert und habe ihn das Gefühl des zu Hause seins gegeben.

Das Deutsche an Palantir

Im Videointerview will Jan Hiesserich, PR-Stratege von Palantir, von ihm wissen, wieviel deutsches Denken in Palantir steckt. Karp erwidert, dass man bei Palantir jahrelang am ersten Produkt gearbeitet haben. Man sei sehr in die Tiefe gegangen sei und mache generell sehr komplizierte Produkte.

"Das ist schon eher etwas was man in Deutschland findet als in Amerika. In Amerika, wenn du ein Produkt entwickelst, hast du normalerweise 4.000 Verkäufer und 300 Softwareentwickeler", so Karp. Außerdem habe man schon beim ersten Produkt (PG oder Gotham) vor 20 Jahren das Thema Datenschutz berücksichtigt, lange bevor die Menschen dessen Wichtigkeit verstanden hätten.

Was Deutschland von den USA lernen kann

Umgekehrt könnte sich die hiesige Tech-Branche aus Amerika eines abschauen. Zum Beispiel, dass an Projekte weniger wissenschaftlich und mehr künstlerisch herangegangen werden sollte. "Das ist ein Fehler in Europa insgesamt", sagt Karp. "Technologie ist Kunst, nicht Wissenschaft.

Ein Wissenschaftler wartet, bis er alle Punkte hat, um es aus allen Perspektiven anschauen zu können. Ein Künstler sammelt Eindrücke und ist dann schon am Laufen. Er ist dadurch viel schneller in der Umsetzung." Außerdem fehle die Magie, der Glaube an etwas, bei einer rein wissenschaftlichen Arbeit komplett. „Dann hast du kein lebendiges Geschäft. Etwas, was nicht so interessant ist."

Und was genau macht Palantir eigentlich?

Das Unternehmen hat den Ruf eines Geheimniskrämers. Kein Wunder, immerhin arbeitet Palantir mit Nachrichtendiensten oder Behörden wie der Polizei zusammen. In Deutschland verwendet die Polizei in Hessen PG. Die Haupteigenschaft der Software erklärt Karp so: "Du hast Zugang zu allen Daten, zu denen du Zugang haben darfst, unter Berücksichtigung der penibelsten Datenschutz-Regeln auf der Welt. Das macht die Ermittlungen erfolgreicher."

Zudem hat Palantir noch andere Produkte im Portfolio. Foundry zum Beispiel ist eine Plattform, auf der Daten zusammengeführt werden. Sie soll es Menschen ermöglichen, eine bestimmte Software-Basis zu haben und „so zu arbeiten als ob sie am MIT studiert haben". Den Verlauf von Foundry vergleicht er mit dem, was Deutschland zu Beginn in der Metall- und Chemieindustrie gemacht hat. Nur dass es damals um Energie ging und jetzt eben um Daten.

Den anderen um Jahre voraus

Karps Credo: Wir entwickeln Software sieben Jahre bevor Unternehmen oder Organisationen merken, dass sie sie brauchen. Heimtückische Probleme, die jetzt noch nicht verstanden werden. Darunter ein Produkt, das Menschen hilft in Räumen zu arbeiten, aus denen kein direkter Zugang zum Firmensitz besteht.

"In Zukunft werden die Daten nicht mehr an einem zentralen Ort gehostet. Daten werden am Handy gehostet und du wirst mit deinem Handy oder deinem Roboter arbeiten und die Daten werden nicht an die Zentrale zurückgeschickt. Das sind Fragen, an denen wir arbeiten und die das Geschäft von morgen und übermorgen powern werden", zeigt sich der Palantir-CEO überzeugt. (no)

www.palantir.com

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