Deutsche Wirtschaft (noch) schwächer als erwartet
OECD staucht die Wachstumsprognose zusammen

| Redaktion 
| 17.03.2025

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat ihre aktualisierte Wachstumsprognose am Montag im Rahmen ihres "Economic Outlook" veröffentlicht. Während in Deutschland kaum ein Realist mit optimistischen Botschaften gerechnet haben dürfte, sieht die Einschätzung der OECD noch düsterer aus, als vielerorts erwartet wurde.

Die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) ist eine internationale Organisation mit derzeit 38 Mitgliedsstaaten. Die Bundesrepublik gehört zu den Staaten, die seit der Gründung 1961 dabei sind. Ziel der OECD ist es, wirtschaftliches Wachstum, Handel und nachhaltige Entwicklung zu fördern.

Gemeinsam erwirtschaften die Mitglieder der Organisation etwa 60 Prozent des globalen BIP. Funktion des Zusammenschlusses ist es außerdem, wirtschaftliche Trends zu analysieren, Prognosen zu erstellen und darauf basierende Empfehlungen auszusprechen.

So geschehen zum Beispiel am Montagvormittag, als die OECD ihre auch online einsehbaren Vorhersagen im Rahmen einer live aus dem Pariser Hauptsitz übertragenen Pressekonferenz präsentiert hat.

Die Fachleute um Generalsekretär Mathias Cormann und Chefökonom Álvaro Santos Pereira prognostizieren für die gesamte Weltwirtschaft zählbare negative Folgen der Handelskonflikte, in denen die USA derzeit die Hauptrolle spielen.

Durch ihre neue Linie unter Präsident Donald J. Trump setzt die Administration auf eine aggressive Zollpolitik, die von den Betroffenen für gewöhnlich mit gleichwertigen Maßnahmen vergolten wird. Deshalb geht die OECD davon aus, dass neben den Vereinigten Staaten selbst auch Kanada und Mexiko in ihrer Wirtschaftsleistung beeinträchtigt sein werden.

Wachstumsprognose für Deutschland fast halbiert

Natürlich interessiert uns vor allem der Blick auf Deutschland – auch, wenn er erwartungsgemäß wenig Freude bereitet. Konkret hat die OECD ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum in Deutschland für 2025 von zuvor 0,7 Prozent auf nun 0,4 Prozent gesenkt. Im internationalen Vergleich ergibt sich folgendes Bild:

Grafik: OECD
Grafik: OECD

Die deutliche Korrektur spiegelt die anhaltenden wirtschaftlichen Herausforderungen wider, mit denen sich die Bundesrepublik konfrontiert sieht. Seitens der OECD identifiziert man hier zum Beispiel folgende Aspekte:

  • Deutschlands Status ist nach dem lange Zeit stolz hochgehaltenen Exportweltmeistertitel schwer angeschlagen. Besonders die deutsche Industrie, unter anderem der vielbesprochene Automobilsektor, spürt die Konkurrenz chinesischer Produkte und einen nachlassenden globalen Bedarf nach Produkten "Made in Germany"

  • Apropos Volksrepublik: Die wachsende Wettbewerbsfähigkeit chinesischer Unternehmen auf internationalen Märkten macht deutschen Herstellern zusätzlich zu schaffen; auch hier gibt die Autobranche ein anschauliches Beispiel ab

  • Die Produktion in energieintensiven Branchen liegt weiterhin unter dem Vorkrisenniveau, was teilweise auf die Folgen des Ukraine-Kriegs und die damit verbundenen, anhaltend hohen Energiekosten zurückzuführen ist

  • Die Wiedereinführung der Schuldenbremse und das Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das die Nutzung von Sondervermögen einschränkt, haben zu einer restriktiveren Fiskalpolitik geführt. So wurden öffentliche Ausgaben reduziert und Unsicherheit für Unternehmen und Haushalte erhöht.

Angemerkt sei, dass die jüngst im Deutschen Bundestag diskutierten Pläne um ein riesiges Finanzpaket für Infrastruktur, Klima und Verteidigung noch nicht in den aktuellen OECD-Prognosen berücksichtigt sind.

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