Oetker-Clan setzt auf Blutlinie
Machtwechsel bei Dr. Oetker: Warum der Ururenkel jetzt das Ruder übernimmt

| Redaktion 
| 16.03.2025

Nach Jahren unter externer Führung setzt Dr. Oetker wieder auf die eigene Familie. Carl Oetker, Ururenkel des Firmengründers, übernimmt das Ruder – und steht vor großen Herausforderungen. Die Konkurrenz ist härter denn je, die Branche im Umbruch. Kann der 42-Jährige das Traditionsunternehmen erfolgreich führen? Die Erwartungen sind hoch, der Druck enorm – jetzt muss Carl Oetker beweisen, dass das Vertrauen in die Blutlinie berechtigt ist.

Dr. Oetker erlebt eine historische Wende: Zum 1. Mai 2025 übernimmt Carl Oetker, Ururenkel des Firmengründers August Oetker, die Leitung des Familienunternehmens. Er tritt damit die Nachfolge von Dr. Albert Christmann an, der seit 2017 als erster familienfremder CEO den Konzern geführt hat. Christmann bleibt der Oetker-Gruppe jedoch erhalten und wechselt in den Beirat. "Sein unternehmerisches Verständnis, seine Erfahrung und sein strategischer Weitblick sind für unser Unternehmen weiterhin von großer Bedeutung", so Beiratschef Rudolf Louis Schweizer.

Ein Oetker kehrt an die Spitze zurück

Die Ernennung Carl Oetkers kam für viele überraschend. Der 42-Jährige war in der Öffentlichkeit bislang kaum präsent, gilt jedoch als analytisch und strategisch versiert. Nach seinem BWL-Studium in Maastricht, Turin und London sammelte er Erfahrung bei Boston Consulting und in Investmentgesellschaften, bevor er 2020 ins Familienunternehmen eintrat. Seit 2022 leitete er die Oetker-Landesgesellschaften in den Niederlanden, Belgien und Luxemburg und verantwortete dort die Ressorts Finanzen, Produktion, Lieferketten, Personalwesen und IT. Mitte 2024 übernahm er in der Internationalen Geschäftsführung die Leitung des globalen Einkaufs.

"Mein herzlicher Dank gilt zudem meinem Cousin Carl Oetker für die Übernahme der wichtigen neuen Aufgaben in unserem Unternehmen", betonte Rudolf Louis Schweizer weiter.

Sein Vater, Richard Oetker, zieht sich gleichzeitig aus dem Beirat zurück. "Seine intime Kenntnis der Gruppe und deren Kultur sowie der Geschäftsfelder unserer Gruppenfirmen war für uns von unschätzbarem Wert", so Schweizer. Damit bleibt Carl Oetker das einzige aktive Familienmitglied im operativen Geschäft.

Strategische Weichenstellungen für die Zukunft

Mit einem Jahresumsatz von 6,9 Milliarden Euro (2023) steht Dr. Oetker vor großen Herausforderungen. Die Konkurrenz durch Handelsmarken wächst, während steigende Rohstoffpreise und ein verändertes Verbraucherverhalten den Markt beeinflussen. Carl Oetker wird sich als CEO besonders auf folgende Schwerpunkte konzentrieren:

  • Markenstärkung: Dr. Oetker muss sich verstärkt gegen Handelsmarken von Aldi, Lidl & Co. behaupten.

  • Globale Expansion: Der Konzern setzt auf weiteres Wachstum in internationalen Märkten.

  • Digitalisierung: Investitionen in E-Commerce und innovative Vertriebskanäle stehen an.

  • Nachhaltigkeit: Die Reduktion von Verpackungsmaterial und klimaneutrale Produktion werden intensiviert.

  • Unternehmenskultur: Die Rückkehr zur Familienführung soll neue Impulse setzen und langfristige Stabilität sichern.

Neustrukturierung der Konzernleitung

Parallel zur Ernennung Carl Oetkers gibt es weitere Veränderungen im Top-Management. Dr. Niels Lorenz tritt neu in die Gruppenleitung ein und übernimmt die Verantwortung für die Bereiche Bier, alkoholfreie Getränke, Plattformen und Ökosysteme. "Ich freue mich sehr, dass wir mit Herrn Dr. Lorenz eine erfahrene Führungspersönlichkeit zurückgewinnen konnten", so Beiratschef Schweizer. Lorenz war bereits von 2013 bis 2020 in der Gruppenleitung und übernimmt zusätzlich den Vorsitz im Beirat der Radeberger Gruppe sowie im Aufsichtsrat von Flaschenpost SE.

Ute Gerbaulet bleibt weiterhin für Finanzen, Beteiligungscontrolling, Konzernrechnungswesen, Recht, Steuern und Treasury verantwortlich.

Mit der Rückkehr eines Familienmitglieds an die Spitze setzt Dr. Oetker ein klares Zeichen für Kontinuität und Tradition. Die kommenden Monate werden zeigen, ob Carl Oetker den hohen Erwartungen gerecht werden kann.

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