Atomico Studie
Finanzierungskrise bremst deutsche Start-ups aus

Die Finanzierungskrise setzt deutschen Start-ups auch 2024 zu: Weniger Wagniskapital, höhere Zinsen und globale Konkurrenz erschweren die Wachstumschancen. Doch es gibt Lichtblicke: Berlin behauptet sich als führender Tech-Hub und punktet insbesondere im Bereich Künstliche Intelligenz. Wie sich der Markt entwickelt und wo Potenziale liegen, zeigt eine aktuelle Atomico Studie.

Deutsche Tech-Start-ups stehen weiter unter Druck. Laut der Atomico Studie zur Lage der europäischen Gründerbranche wird das Volumen des Wagniskapitals 2024 voraussichtlich auf 6,7 Milliarden US-Dollar sinken. Das ist ein erneuter Rückgang im Vergleich zu 7,1 Milliarden US-Dollar im Vorjahr, das bereits als schwierig galt.

Wie die Welt berichtet, ist auch europaweit ein Abwärtstrend erkennbar: Die Gesamtsumme des eingesammelten Kapitals dürfte 2024 bei rund 45 Milliarden Dollar liegen, weniger als die 47 Milliarden im Jahr 2023. Besonders betroffen sind späte Finanzierungsphasen, bei denen größere Summen benötigt werden. Hier haben europäische Start-ups nach wie vor einen erheblichen Nachteil gegenüber ihren amerikanischen Konkurrenten.

Berlin bleibt Hoffnungsträger

Trotz der angespannten Lage zeigt die Atomico Studie auch Positives: Berlin hat sich als einer der global führenden Start-up-Standorte etabliert. Seit 2015 konnten deutsche Tech-Unternehmen 74 Milliarden US-Dollar an Kapital einsammeln – eine Verzehnfachung im Vergleich zum Jahrzehnt zuvor.

Ein herausragendes Beispiel für diesen Erfolg ist die N26 AG. Das Berliner FinTech-Start-up hat in den vergangenen Jahren nicht nur mehrere große Finanzierungsrunden abgeschlossen, sondern zählt auch zu den wertvollsten FinTechs Europas. Mit einer Bewertung von über 9 Milliarden US-Dollar und klaren Plänen zur Profitabilität unterstreicht N26 die Stärke Berlins als Tech-Metropole.

Besonders erfolgreich präsentieren sich auch KI-Start-ups: Sie haben 2024 allein 1,4 Milliarden Dollar eingeworben, womit Deutschland weltweit auf Platz fünf liegt. „Berlin zählt zu den global stärksten Adressen, besonders in frühen Wachstumsphasen“, erklärt Tom Wehmeier, Co-Autor der Studie.

Strukturelle Schwächen in Europa

In der entscheidenden Wachstumsphase bleibt Europa im Rückstand. Die Wahrscheinlichkeit, eine Finanzierung über 15 Millionen Dollar zu erhalten, ist für US-amerikanische Start-ups doppelt so hoch. Hauptursache: Europäische Pensionsfonds investieren im Gegensatz zu den USA kaum in Wagniskapital.

Langfristig bleibt die Entwicklung jedoch vielversprechend. Die vergangenen zehn Jahre waren für die europäische Start-up-Branche ein Jahrzehnt des Wachstums. Für deutsche Gründer wird entscheidend sein, wie sich die Leitzinsen entwickeln und ob Rahmenbedingungen für größere Investitionen verbessert werden.

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV