Riesen-SUVs von Dodge, Ram und Ford

Faible für XXL-Pickups aus den USA wird in Deutschland zum Problem

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) schlägt Alarm: "Monster-Pick-ups überfluten deutsche Städte", warnte der Verein jüngst. Tatsächlich nimmt die Zahl der XXL-Geländewagen in Deutschland rasant zu – obwohl sie nicht den europäischen Zulassungskriterien für Serienfahrzeuge entsprechen. Statt regulärer Zulassung erhalten sie eine Einzelgenehmigung.

Besonders betroffen: Deutschland. 2023 wurden in der EU insgesamt 4025 dieser Fahrzeuge über diesen Sonderweg zugelassen – mehr als 80 Prozent davon hierzulande. Von den 3291 hier registrierten Modellen entfallen mehr als 90 Prozent auf den Ram, früher als Dodge Ram bekannt, wie der Tagesspiegel berichtet. Je nach Version ist er über sechs Meter lang, zwei Meter breit und wiegt mehr als zweieinhalb Tonnen. Zum Vergleich: Ein VW Golf bringt nur die Hälfte auf die Waage und ist mindestens einen Meter kürzer.

Sondergenehmigung statt Regulierung

Allein in Berlin sind derzeit 446 dieser Fahrzeuge mit Einzelgenehmigung unterwegs (Stand: 3. März 2025). Deutschlandweit hat sich die Zahl der XXL-Pickups in vier Jahren um fast zwei Drittel erhöht – von 65.000 auf 106.000, bei einem Gesamtbestand von rund 49 Millionen Pkw.

Die DUH fordert von der Bundesregierung Maßnahmen, um die Umgehung der europäischen Sicherheits- und Umweltstandards zu stoppen. Neben einer höheren Kfz-Steuer sollen auch das Parken dieser Modelle eingeschränkt und verteuert werden. Zudem hat die DUH eine Untätigkeitsklage gegen das Kraftfahrt-Bundesamt eingereicht, da die Behörde angefragte Informationen verweigere.

Sperrig, riskant und ineffizient

Die übergroßen Pick-ups sind nicht nur ein Platzproblem, sondern auch ein Sicherheitsrisiko. Kinder oder andere Verkehrsteilnehmer, die sich direkt vor oder hinter dem Fahrzeug befinden, sind für den Fahrer kaum sichtbar – es sei denn, die Einparkhilfe schlägt Alarm. Zudem treffen diese tonnenschweren Fahrzeuge bei Kollisionen andere Autos oberhalb der Knautschzone, mit oft fatalen Folgen.

Siegfried Brockmann, Unfallforscher bei der Björn-Steiger-Stiftung, sieht das enorme Gewicht der Fahrzeuge als größtes Problem. Bei einem Frontalaufprall mit einem halb so schweren Pkw würde der Pickup kaum abgebremst, während der Unfallgegner weggeschleudert wird. Brockmann plädiert für strengere Zulassungsregeln und betont, dass die bestehende Sonderregelung nicht dazu gedacht sei, Tausende solcher Fahrzeuge auf die Straße zu bringen.

Umweltschädlich und verbrauchsstark

Neben Sicherheitsaspekten spielt auch der Umweltschutz eine Rolle: Fahrzeuge mit Einzelgenehmigung entgehen den üblichen Abgastests. So ist denn auch die Klimabilanz der Riesen-Pickups verheerend: Laut DUH verbraucht ein Ram je nach Modell mindestens 15 Liter Benzin pro 100 Kilometer, Besitzer berichten in Foren sogar von realen Werten jenseits der 20-Liter-Marke. Die offiziellen Verbrauchswerte liegen laut DUH drei- bis neunmal über dem EU-Flottengrenzwert – und das, ohne dass der Hersteller Stellantis dafür belangt wird.