Unternehmensinsolvenzen explodieren
Zahl der Firmenpleiten in Deutschland steigt dramatisch

| Redaktion 
| 17.12.2024

Die deutsche Wirtschaft kämpft: Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist 2024 auf den höchsten Stand seit 2015 geklettert. Besonders Kleinstbetriebe und Großunternehmen stehen vor erheblichen Herausforderungen – mit drastischen Folgen für Arbeitsplätze und Gläubiger.

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland bleibt angespannt: Laut einer aktuellen Analyse des Verbandes der Vereine Creditreform e.V. wurden 2024 insgesamt 121.300 Insolvenzverfahren registriert – ein Plus von 10,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders alarmierend ist der Anstieg der Unternehmensinsolvenzen: 22.400 Firmen meldeten 2024 Insolvenz an, ein Zuwachs von 24,3 Prozent. Ein solches Niveau gab es zuletzt 2015.

"Mit einiger Verzögerung schlagen die Krisen der vergangenen Jahre nun als Insolvenzen bei den Unternehmen durch. Der wirtschaftspolitische Stillstand und die rückläufige Innovationskraft haben den Wirtschaftsstandort Deutschland geschwächt. Daher rechnen wir in 2025 mit einem weiteren Anstieg der Fälle. Damit könnten bald wieder Insolvenzzahlen nahe an den Höchstwerten der Jahre 2009 und 2010 in Sichtweite kommen, als über 32.000 Unternehmen in die Insolvenz gingen", erklärt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung.

Großinsolvenzen belasten Gläubiger und Arbeitsmarkt

Die Insolvenzen betreffen zwar in der Mehrheit Kleinstbetriebe mit bis zu zehn Mitarbeitern, die für 81,4 Prozent der Fälle stehen, doch besonders auffällig ist der Anstieg bei größeren Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten. Hier erhöhten sich die Fälle um 44,4 Prozent.

"Ihr Anteil am Insolvenzaufkommen bleibt zwar gering, doch die Folgen von Großinsolvenzen sind erheblich: hohe Forderungsausfälle und Arbeitsplatzverluste", sagt Bernd Bütow, Geschäftsführer von Creditreform. Allein in diesem Jahr waren 320.000 Arbeitsplätze betroffen – ein massiver Anstieg im Vergleich zu 2023 (205.000).

Die Schäden für Gläubiger sind ebenfalls erheblich gestiegen. "Die anhaltenden Krisen der vergangenen Jahre – von Corona bis hin zur Inflation – haben zahlreiche Unternehmen ausgezehrt und fördern nun diese Dynamik", erklärt Bütow. Die geschätzte Schadenssumme liegt bei 56 Milliarden Euro und hat sich damit im Vergleich zu 2023 (31,2 Milliarden Euro) fast verdoppelt.

Dienstleistungssektor und Industrie im Fokus

Besonders betroffen sind der Dienstleistungssektor sowie die Industrie. Während das Dienstleistungsgewerbe einen Anstieg von 27,1 Prozent verzeichnete, stiegen die Insolvenzen im verarbeitenden Gewerbe um 23,9 Prozent.

"Neben der schwachen Konjunktur erschweren auch strukturelle Probleme die Lage", betont Hantzsch. "Hohe Kosten – etwa für Energie und Arbeitskräfte – mindern die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und verschärfen die bestehenden Herausforderungen."

Vor allem Industriezweige wie die Metallerzeugung, Papierproduktion sowie die Gummi- und Kunststoffwarenherstellung seien betroffen. "Die aktuelle Insolvenzwelle legt auch die Schwächen der deutschen Wirtschaft offen", fasst Hantzsch die Entwicklung zusammen. Politische Maßnahmen, wie die Senkung der Stromkosten, seien angesichts der angespannten Lage nicht ausreichend, um die Krise zu stoppen.

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