Gender Pay Gap als Karrierekiller
Studie warnt vor Rückgang weiblicher Führungskräfte in der PR-Branche

Die Kommunikationsbranche gilt als modern und flexibel – doch gerade für Frauen in Führungspositionen sieht die Realität oft ganz anders aus. Neue Daten von Global Women in PR zeigen, wie weit der Weg zu echter Gleichstellung noch ist.

Der Global Women in PR Annual Index 2024 hat eine alarmierende Entwicklung aufgedeckt: Die Zahl der Frauen in Führungspositionen in der Kommunikationsbranche sinkt erstmals. Die Umfrage, an der knapp 1000 PR-Expertinnen aus der ganzen Welt teilnahmen, beleuchtet zahlreiche Herausforderungen – von der Gender Pay Gap über familienunfreundliche Arbeitsbedingungen bis hin zu psychischer Überlastung.

Besonders problematisch sind Jobpausen, die Frauen oft wegen Elternzeit einlegen. Laut der Studie wirken sich diese Pausen negativ auf Gehalt, Beförderungen und Karriereschritte aus. 37 Prozent der befragten Frauen haben bereits eine Karrierepause eingelegt – im Durchschnitt acht Monate lang. Nach der Rückkehr gaben 35 Prozent an, ein niedrigeres Gehalt erhalten zu haben, während 35 Prozent in eine niedrigere Position eingestuft wurden.

Familienfreundlichkeit bleibt Wunschdenken

In Deutschland klagen 81 Prozent der befragten Frauen über fehlende familienfreundliche Maßnahmen als Hindernis für ihre Karriere. Auch Arbeitszeitmodelle und Flexibilität lassen zu wünschen übrig: 61 Prozent wünschen sich bessere Bonusregelungen und Freizeitausgleich für Überstunden, während 43 Prozent mehr Flexibilität fordern. Global betrachtet sind flexible Arbeitsmodelle zwar beliebt, doch oft mit einem langsamen Karrieresprung verbunden.

Mobbing bleibt ein Tabuthema

Belastend ist zudem die hohe Rate an Belästigungen und Mobbing: Über die Hälfte der befragten Frauen gab an, derartige Vorfälle erlebt zu haben. Dennoch geht die Mehrheit nicht dagegen vor – aus Angst vor negativen Konsequenzen für die Karriere. Wie Horizont berichtet, verzichten 74 Prozent der Betroffenen in Deutschland darauf, Belästigungen zu melden, da sie Vergeltungsmaßnahmen oder Nachteile für ihre berufliche Zukunft fürchten.

Erfahrene PR-Frauen steigen aus

Ein weiteres bedenkliches Ergebnis: Rund 20 Prozent der PR-Expertinnen mit langjähriger Erfahrung planen, die Branche nach dem 50. Lebensjahr zu verlassen. Viele von ihnen möchten auf Unternehmensseite wechseln, um den Druck und die oftmals mangelnde Wertschätzung in Agenturen hinter sich zu lassen.

Die Umfrage zeigt auch, dass nur rund die Hälfte der Unternehmen über Richtlinien oder Schulungen zum Umgang mit Belästigung am Arbeitsplatz verfügt – ein klarer Handlungsbedarf für die Branche.

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