Das neue Zauberwort der Arbeitswelt
Warum plötzlich alle über Reskilling-Offensiven reden

| Redaktion 
| 01.01.2025

Automatisierung, KI und digitale Transformation haben die Anforderungen an Mitarbeitende neu definiert. Wo einst Routinejobs dominierten, sind heute kreative, digitale und analytische Kompetenzen gefragt. Doch anstatt sich auf einen endlosen Wettlauf um neue Fachkräfte einzulassen, setzen immer mehr Unternehmen auf ein Konzept, das ebenso pragmatisch wie zukunftsweisend ist: Reskilling.

Reskilling, das gezielte Umschulen von Mitarbeitenden, ist längst mehr als ein Schlagwort aus der HR-Abteilung. Es ist eine strategische Antwort auf den Fachkräftemangel und den Wandel der Berufsbilder. Unternehmen wie Siemens oder Amazon machen vor, wie es funktioniert. Bei Siemens werden Mitarbeitende gezielt in Bereichen wie Datenanalyse und Softwareentwicklung geschult, um die Anforderungen der digitalen Transformation zu meistern. Amazon plant, bis 2025 rund 700.000 Mitarbeitende in den USA weiterzubilden – von IT-Support bis hin zu datengetriebenen Aufgaben. Die Unternehmen haben erkannt: Es ist effizienter und nachhaltiger, bestehende Talente zu entwickeln, als sie durch neue zu ersetzen.

Doch warum gewinnt Reskilling gerade jetzt an Fahrt? Ein Blick auf den Arbeitsmarkt gibt die Antwort.

Während automatisierte Prozesse und KI-Systeme klassische Arbeitsfelder wie Buchhaltung oder Fertigung grundlegend verändern, entstehen parallel neue Anforderungen. Kompetenzen wie Programmierung, kritisches Denken oder digitale Kommunikation werden zur Grundvoraussetzung, selbst in Berufen, die bisher wenig technologischen Bezug hatten. Der demografische Wandel verschärft die Lage zusätzlich: In Deutschland fehlen laut aktuellen Studien in den nächsten Jahren Hunderttausende qualifizierte Fachkräfte. Das Reskilling ist somit nicht nur eine Option, sondern für viele Unternehmen ein Muss.

Vom Mechaniker zum Spezialisten für Elektromobilität

Die Herausforderung besteht jedoch darin, das Konzept klug umzusetzen. Eine erfolgreiche Reskilling-Offensive beginnt mit einer klaren Strategie. Unternehmen müssen analysieren, welche Kompetenzen für sie in Zukunft entscheidend sein werden und wo der größte Weiterbildungsbedarf besteht. Individuelle Lernpfade, die auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden zugeschnitten sind, spielen dabei eine zentrale Rolle. Partnerschaften mit Bildungsinstituten oder spezialisierten Anbietern können den Prozess erleichtern.

Gleichzeitig verlangt Reskilling eine kulturelle Veränderung. Ein Unternehmen, das seine Belegschaft nicht fördert, riskiert, im Wettbewerb zurückzufallen. Mitarbeitende müssen motiviert werden, sich aktiv auf neue Rollen vorzubereiten. Ein Beispiel ist der Automobilsektor, wo klassische Mechaniker durch Schulungen zu Spezialisten für Elektromobilität werden.

Hohe Kosten, viel Zeit - und mittelfristige Erfolge

Freilich gibt es Hürden. Laut einer Studie des Weltwirtschaftsforums von 2023 gaben 40 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sie Schwierigkeiten haben, die richtigen Lernformate und Inhalte für ihre Belegschaft zu finden. Ein weiteres Problem: Die Kosten. Reskilling erfordert nicht nur finanzielle Mittel, sondern auch Zeit. Mitarbeitende müssen für Schulungen freigestellt werden, und der Erfolg stellt sich oft erst mittelfristig ein. Doch die Alternative – der Verlust von Talenten und Wettbewerbsfähigkeit – ist langfristig weitaus teurer.

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV