Weihnachtsmärkte ohne "Jingle Bells"?
Steigende GEMA-Kosten stellen Veranstalter vor große Herausforderungen

| Redaktion 
| 25.11.2024

Musik gehört zu den Weihnachtsmärkten wie der Glühwein zum Advent. Doch in diesem Jahr geraten viele Veranstalter unter Druck: Deutlich gestiegene GEMA-Gebühren erschweren die Planung und führen dazu, dass musikalische Programme gekürzt oder ganz gestrichen werden. Betroffen sind nicht nur Live-Auftritte, sondern auch die Wiedergabe beliebter Weihnachtsklassiker, die traditionell für die festliche Stimmung sorgen.

Die GEMA, die in Deutschland die Rechte von Komponisten und Musikverlagen vertritt, hat ihre Lizenzgebühren für öffentliche Musiknutzung angepasst. In Karlsruhe beispielsweise stiegen die Kosten von 4.200 Euro im Vorjahr auf 40.000 Euro im Jahr 2024. Ähnliche Entwicklungen wurden aus Mainz, Dresden und Erfurt gemeldet, wo die Gebühren auf bis zu 80.000 Euro anstiegen.

Ein Sprecher der Stadt Mainz erklärte, dass die Dimension dieser Gebührensteigerung für sie nicht tragbar sei und ihnen nur die Option bleibe, auf musikalische Live-Programme zu verzichten.

GEMA-Umfrage belegt Bedeutung von Musik für Weihnachtsmärkte

Musik spielt für Weihnachtsmärkte eine zentrale Rolle – das bestätigt eine GEMA-Umfrage unter 405 Marktbetreibern im Juni 2024. Laut den Ergebnissen sind 91 Prozent der Meinung, dass Musik eine wichtige oder sehr wichtige Bedeutung für die Atmosphäre hat. Zudem setzten rund 85 Prozent der Märkte 2023 auf Musikveranstaltungen wie Adventssingen oder Live-Auftritte, um Besucher anzuziehen und die Verweildauer zu erhöhen.

GEMA-Vorstandsmitglied Georg Oeller betonte dazu: "Ziel ist es, Planungssicherheit herzustellen, damit alle Veranstalter wissen, welcher Tarif gilt und wie die Musik angemeldet wird." Trotz dieser Unterstützung bleiben die gestiegenen Gebühren für viele Betreiber eine große Herausforderung, die das Budget stark belastet.

Traditionen geraten unter Druck

Besonders betroffen sind ehrenamtliche Chöre, Musikvereine und Kindergruppen, die traditionell zum Programm vieler Weihnachtsmärkte gehören. Manche Veranstalter versuchen, gemafreie Hintergrundmusik einzusetzen. Doch das bedeutet oft, dass beliebte Klassiker wie "Jingle Bells", "Last Christmas" oder "All I Want For Christmas Is You" fehlen – ein Verlust, der sowohl die Atmosphäre als auch die Kauflaune beeinträchtigen kann.

Frankfurt hat sich entschieden, die gestiegenen Gebühren zu zahlen. Der Veranstaltungsleiter erklärte: "Wir stemmen diese Kosten, aber widerwillig. Es ist eine erhebliche Belastung für unser Budget."

Kritik aus Politik und Gesellschaft

Die explodierenden Kosten rufen auch politische Kritik hervor. Yannick Schwander (CDU) kommentierte: "Wenn an der GEMA ein Weihnachtsmarkt scheitert, ist das ein weiteres Beispiel für überbordende Bürokratie." Auch Tim Hordorff (FDP), Vorsitzender der Jungen Liberalen Hessen, sieht Handlungsbedarf: "Marken- und Urheberrechte sind wichtig. Aber wenn Weihnachtsmärkte verschwinden, gefährden wir einen bedeutenden Teil unserer kulturellen Identität."

Die GEMA weist die Kritik zurück. Eine Sprecherin erklärte: "Die Kosten pro Besucher sind sehr gering – oft weniger als 50 Cent. Wenn Besucher bereit sind, fünf Euro für einen Glühwein zu zahlen, sollte die musikalische Untermalung ebenso gewürdigt werden."

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV