Autoindustrie im Umbruch
Stellenabbau bei Schaeffler: Tausende Jobs durch E-Auto-Krise gefährdet

Der Autozulieferer Schaeffler steht unter Druck: Wegen schleppender Nachfrage im E-Auto-Markt und wachsendem Wettbewerb kündigt das Unternehmen massive Stellenstreichungen an. Besonders in Deutschland droht ein empfindlicher Personalabbau.

Jobabbau und Standortschließungen als Konsequenz der Flaute im E-Auto-Markt

Der Autozulieferer Schaeffler hat einen umfassenden Stellenabbau angekündigt und plant, wie tagesschau.de berichtet, 4.700 Arbeitsplätze in Europa abzubauen, davon allein 2.800 in Deutschland. Rund zehn deutsche Standorte sind betroffen, wobei einige Stellenverlagerungen den Nettoabbau auf etwa 3.700 Positionen reduzieren sollen. Besonders brisant ist der Rückgang der erwarteten E-Auto-Verkäufe, die ursprünglich als Wachstumsmarkt für Zulieferer wie Schaeffler galten. Statt eines Aufschwungs bringt die Elektroauto-Krise dem Unternehmen nun erhebliche Anpassungskosten und strukturelle Einschnitte.

Während die Nachfrage nach Elektroautos im Markt schwächelt, sieht sich Schaeffler zusätzlich mit wachsender globaler Konkurrenz und einer sinkenden Nachfrage im Industriesegment konfrontiert. Vor allem in Europa verzeichnete das Unternehmen im dritten Quartal 2024 einen Umsatzrückgang von 2,6 Prozent, während der Gewinn vor Sondereffekten um fast 45 Prozent einbrach. Entsprechend enttäuscht waren die Anleger, die den SDAX-gelisteten Kurs der Aktie nach Bekanntgabe der Quartalszahlen prompt nach unten schickten.

Synergien mit Vitesco und Einsparungen als Hoffnungsanker

Schaeffler hatte im Oktober mit der Übernahme des Antriebsspezialisten Vitesco einen Schritt in die E-Mobilität gewagt und damit die Gesamtzahl der Mitarbeiter auf weltweit 120.000 erhöht. Nun sieht sich der Konzern jedoch gezwungen, Stellen in der Verwaltung durch die Vitesco-Integration zu reduzieren. Trotz des Abbaus bleibt Schaeffler an die mit IG Metall 2018 geschlossene Zukunftsvereinbarung gebunden, die vorsieht, den Personalabbau weitgehend über freiwillige Angebote wie Fluktuation, Altersteilzeit und Abfindungen zu gestalten.

Das Unternehmen rechnet durch die Restrukturierungsmaßnahmen langfristig mit jährlichen Einsparungen von etwa 290 Millionen Euro. Rund 75 Millionen Euro sollen dabei auf Synergieeffekte aus dem Zusammenschluss mit Vitesco entfallen. Gleichzeitig fallen jedoch erhebliche Kosten an: Laut Schaeffler beläuft sich der Einmalaufwand für den Personalabbau auf rund 580 Millionen Euro, bedingt durch Rückstellungen und Verlagerungen.

Profitabilität und Marge unter Druck

Die nachlassende Nachfrage und der strukturelle Umbau belasten die Profitabilität des Unternehmens erheblich. Die EBIT-Marge, ein zentraler Kennwert für die operative Gewinnkraft, sank im Vergleich zum Vorjahr von 8,4 auf 4,7 Prozent. Während Schaeffler in den vergangenen Jahren auf ein starkes Wachstum im Bereich der E-Mobilität gesetzt hatte, bleibt dieser Markt momentan hinter den Erwartungen zurück. Nicht nur der Preisdruck, sondern auch der generelle Einbruch der Nachfrage nach Industrieprodukten in Europa setzt Schaeffler zu.

Mit diesen Maßnahmen hofft das Unternehmen, sich in einem herausfordernden Marktumfeld neu zu positionieren und flexibler auf die Transformation der Automobilindustrie reagieren zu können. Die Enttäuschung unter den Investoren bleibt jedoch spürbar, und Schaeffler wird sich mit harten Einschnitten gegen eine zunehmend angespannte Marktstimmung behaupten müssen.

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