Harry Brot ersetzt Glockenbrot-Bäckerei
Rewe stellt Produktion ein: 480 Jobs in Frankfurt vor dem Aus

| Redaktion 
| 26.01.2025

Die Gruppe hinter der Supermarkkette hat angekündigt, sich aus der Eigenproduktion von Brot- und Backwaren zurückziehen zu wollen. Davon sind zwei Standorte konkret betroffen: Während ein Werk mit 320 Beschäftigten in Bergkirchen voraussichtlich vom neuen Rewe-Partner Harry Brot übernommen wird, müssen 480 Angestellte der Glockenbrot-Bäckerei in Frankfurt darauf hoffen, dass in den nächsten Wochen möglichst "sozialverträgliche Lösungen" für sie gefunden werden.

Die Geschichte von Harry Brot geht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Seitdem hat sich das Familienunternehmen zu einem Marktführer der deutschen Backwarenindustrie gemausert und beliefert täglich über 20.000 Geschäfte und Backstationen mit frischer Ware. Voraussichtlich ab 2028 wird sich diese Zahl noch einmal deutlich erhöhen – dann soll Harry Brot nämlich auch für die Supermarktkette Rewe zur Tat schreiten.

Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Rewe die Eigenproduktion mittelfristig einstellen möchte. Konkret davon betroffen ist der Produktionsstandort der Glockenbrot-Bäckerei in Frankfurt am Main, an dem etwa 480 Menschen beschäftigt sind. Laut Rewe Group plant man, die Glockenbrot-Bäckerei in den nächsten drei bis fünf Jahren "schrittweise zurückzuführen".

Bereits für die kommenden Wochen stehen gemäß einer Mitteilung vom Freitag Gespräche mit dem Betriebsrat an, damit "sozialverträgliche Lösungen für die Mitarbeitenden am Standort Frankfurt" gefunden werden können.

Neubau in Frankfurt ist Rewe zu kostspielig

"Die Glockenbrot-Bäckerei war über Jahrzehnte ein integraler Bestandteil der REWE Group und hat die Entwicklung des Bereichs Brot und Backwaren mitgeprägt. Dafür unser ausdrücklicher Dank. Dennoch haben wir die schwere Entscheidung getroffen, uns aus der Eigenproduktion von Brot- und Backwaren perspektivisch zurückzuziehen. Eine Expansion in Frankfurt geht nur im Rahmen eines Neubau-Projektes", erläutert Waren-und-Verkaufs-Vorstand Hans-Jürgen Moog.

Der seit 1986 zur Gruppe gehörende Standort sei hinsichtlich seiner "Kapazitäten und Räumlichkeiten ausgereizt", während der von Moog erwähnte Neubau eine empfindliche Investition erfordern würde. Rewe-Analysen nach würde allein für neue Produktionstechnologien eine dreistellige Millionensumme anfallen; das eigentliche Bauprojekt noch nicht eingerechnet. Darüber hinaus tragen "die grundsätzlichen Limitierungen eines Eigenbetriebs im Hinblick auf Expansion und Kunden-Akquise" zur Entscheidung gegen Glockenbrot bei.

"Brot und Backwaren sind als Warengruppe zentral und wettbewerbsrelevant für die Weiterentwicklung der REWE Group, daher haben wir hier die strategisch beste Lösung gefunden. Das bedeutet für uns eben nicht mehr, eine eigene Produktion für Brot und Backwaren haben zu müssen", fügt Hans-Jürgen Moog an.

Harry Brot übernimmt Standort in Bergkirchen

Die fusionskontrollrechtliche Freigabe durch das Bundeskartellamt vorausgesetzt, soll Frankfurt auch im Zuge der Zusammenarbeit mit Harry Brot eine zentrale Rolle spielen: Das ursprünglich für die Fleisch-Eigenproduktion vorgesehene Areal Erlensee soll stattdessen zu einer hochmodernen Großbäckerei werden, in der Harry Brot "Brot- und Backwaren produzieren und im Frische-Konzept vertreiben" kann.

Der ebenfalls an der Rewe-Eigenproduktion beteiligte Standort in Bergkirchen ist grundsätzlich genauso von den Plänen der Gruppe betroffen, soll allerdings von Harry Brot übernommen und die rund 320 Angestellten aller Voraussicht nach weiter beschäftigt werden.

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