Krisenzeit als Innovationstreiber
Start-up-Boom trotz Pleitewelle in Deutschland

| Redaktion 
| 08.01.2025

Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten steigt die Zahl neuer Start-ups in Deutschland auf ein Rekordniveau. Gleichzeitig belasten wachsende Insolvenzen die Szene, während innovative Technologien wie Künstliche Intelligenz neue Perspektiven eröffnen.

Trotz Konjunkturschwäche und verschärfter Finanzierungsbedingungen gelang Deutschland im Jahr 2024 ein bemerkenswertes Comeback in der Gründungslandschaft. Mit 2766 neu gegründeten Start-ups stieg die Zahl der Jungunternehmen um 11 Prozent im Vergleich zu 2023, wie der Start-up-Verband und der Datendienst Startupdetector berichten. Das Ergebnis ist der zweithöchste Wert seit Beginn der Erhebungen – nur übertroffen von 2021, dem Jahr der Pandemie-bedingten Gründungswelle.

Doch der Gründungsboom steht im Kontrast zu einer düsteren Entwicklung: Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland insgesamt stieg 2024 auf ein dramatisches Niveau.

Helmut Schönenberger, stellvertretender Vorsitzender des Start-up-Verbands, betont dennoch: "Krisenzeiten sind Gründungszeiten." Diese Dynamik zeigt sich auch bei der Verteilung der Gründungen: Besonders aktiv waren Unternehmer in Berlin, München und Nordrhein-Westfalen. Pro Kopf stach Heidelberg sogar als neue Nummer eins hervor.

Pleitewelle dämpft den Optimismus

Trotz der erfreulichen Gründungszahlen bleibt die Kehrseite nicht aus: Wie das Handelsblatt berichtet, erreichten Start-up-Insolvenzen 2024 mit einem Anstieg von 17 Prozent ein Rekordhoch. Zu den prominenten Opfern gehört die Flugtaxi-Firma Volocopter, die Ende Dezember Insolvenz anmelden musste. Ein ähnliches Schicksal drohte dem Konkurrenten Lilium. Während der Freistaat Bayern eine Bürgschaft anbieten wollte, scheiterte die staatliche Rettung an der Ablehnung durch den Bund. Schließlich sicherte ein privates Investorenkonsortium Liliums Zukunft, indem es rund 200 Millionen Euro in das Unternehmen investierte.

Felix Engelmann, Mitgründer von Startupdetector, sieht die Entwicklung als Konsequenz des aktuellen Marktumfelds: "Die Insolvenzen treffen vor allem Branchen, in denen Marktpotenziale überschätzt oder Kunden zu stark gespart haben."

Auch die Zeiten großzügiger Investorengelder scheinen vorbei: Europäische Investitionen in Start-ups gingen laut Pitchbook um acht Prozent zurück.

KI als Lichtblick: Investitionen steigen

Ein Segment sticht jedoch aus der Dämpfung heraus: Unternehmen mit Fokus auf Künstliche Intelligenz (KI) zogen 2024 mehr Kapital an als im Vorjahr. Das spiegelt sich auch in den Gründungen wider: Mit 618 neuen Software-Start-ups entfiel mehr als ein Fünftel der Gründungen auf diesen Sektor. Der Hamburger KI-Robotik-Anbieter Kaizen, gegründet im Sommer, verdeutlicht den Boom.

Die Erkenntnis, dass wirtschaftlich schwierige Phasen Effizienzsteigerungen durch KI erfordern, scheint das Interesse an dieser Branche zu stärken. Besonders aktiv zeigte sich Nordrhein-Westfalen, wo die Gründungsquote um 20 Prozent zulegte, während einige kleinere Bundesländer stagnieren oder rückläufige Zahlen verzeichneten.

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