Fremdantrag gestellt
Insolvenz: Görtz auf den letzten Sohlen?

| Redaktion 
| 21.01.2025

Görtz schafft es nicht aus den Negativschlagzeilen: Nur anderthalb Jahre nach Beendigung des letzten Insolvenzverfahrens steht dem Schuhfilialisten nun ein weiteres ins Haus. Medienberichten zufolge ist vor dem Amtsgericht Hamburg ein entsprechender Antrag eingereicht worden. Handelspartner bedauern den Verlust einer renommierten Marke – und umso mehr, dass sie teilweise auf offenen Forderungen sitzen bleiben dürften.

Im Juli 2023 durfte Görtz vermelden, dass ein im Vorjahr eröffnetes Insolvenzverfahren nach rechtskräftig bestätigten Sanierungsplänen eingestellt worden ist. Für die Ludwig Görtz GmbH mit ihren beiden Tochterfirmen Görtz Retail GmbH und Görtz Logistik GmbH waren die "Weichen zur Neuausrichtung damit gestellt", als neuer Eigentümer gesellte sich die CK Technology GmbH unter Geschäftsführer und Investor Bolko Kissling an Bord.

Ruhig gestaltet sich die Reise dennoch nicht: Wie TextilWirtschaft berichtet, wurde für die Görtz Retail GmbH beim Amtsgericht Hamburg abermals Insolvenz beantragt. Dabei soll es sich um einen Fremdantrag handeln – also ausgehend von einer dritten Partei, die das Insolvenzverfahren über das Vermögen eines Unternehmens initiieren möchte.

Dafür kommen häufig Gläubiger infrage, ebenso jedoch Institutionen wie zum Beispiel Krankenkassen. In jedem Fall muss der Antragssteller die Begründung der Zahlungsunfähigkeit und Nachweise dafür erbringen.

Geschäftspartner sind nicht überrascht

TextilWirtschaft rekapituliert, dass Görtz in jüngerer Vergangenheit auch durch Räumungsklagen zulasten von betriebenen Läden und anderweitige Zahlungsrückstände keinen florierenden Eindruck vermittelt hat. Insofern komme die Insolvenz nicht überraschend, wie ein auf Anonymität bestehender Geschäftsführer eines Schuhanbieters äußert. Demnach haben er und andere Lieferanten "bis Ende 2024 an Görtz festgehalten, obwohl wir die Strategie von Herrn Kissling nie wirklich verstanden haben."

Ein ebenfalls namenlos bleibender Kollege hatte "eigentlich schon im vierten Quartal 2024 mit einer Insolvenz gerechnet" und geht davon aus, kein Geld mehr von Görtz zu bekommen. "Für die Branche ist das ein riesiges Debakel. Hier wird ein Großschaden entstehen", prognostiziert er. Genau wie andere Befragte auch bedauert ein weiterer Lieferant, dass Görtz "mal so ein renommierter Player" war, mit dem man die weitere Zusammenarbeit nicht grundsätzlich ausschließen will – zu den aktuellen Gegebenheiten sei eine Kooperation jedoch undenkbar.

Rechtsanwalt Dr. Gideon Böhm aus Hamburg fungiert als vorläufiger Insolvenzverwalter, offizielle Statements zur Sache gibt es bislang weder von ihm noch von Görtz beziehungsweise Bolko Kissling.

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