Energie, Bildung, Ukraine, Hitler, Juden, Mars
Online-Talk auf X: Darüber haben Elon Musk und Alice Weidel gesprochen

| Redaktion 
| 09.01.2025

Der dieser Tage womöglich am stärksten polarisierende Mensch der Welt trifft die umstrittenste Politikerin der Bundesrepublik - zumindest digital: Am Donnerstagabend haben sich der Trump-Vertraute Elon Musk und die AfD-Parteivorsitzende Alice Weidel zum Gespräch verabredet. Weit über eine Stunde lang befassten sich die beiden auf Musks Plattform X trotz leichter Sprachbarriere mit grundsätzlichen und aktuellen Themen.

Schon im Vorfeld ihres für Donnerstagabend anberaumten Termins durften sich Elon Musk und Alice Weidel auf eine mindestens dreistellige Zuschauerzahl einstellen: Wie das US-Magazin Politico berichtet, sollen bis zu 150 Offizielle der Europäischen Kommission aus Brüssel und Sevilla mit der Überwachung des digitalen Treffens beauftragt worden sein – aus Sorge, dass der Algorithmus von X, wo das Meeting stattfand, zugunsten der AfD manipuliert werden könnte.

Polarisierende Persönlichkeiten

Schließlich ist Elon Musk nicht nur reichster Mensch der Welt, Gründer von SpaceX und Tesla oder wichtiger Berater des designierten US-Präsidenten Donald Trump, sondern auch Besitzer der ehemals als Twitter bekannten Social-Media-Plattform. Trotz (oder gerade wegen) seiner Nähe zur künftigen US-Regierung kommentiert er politische und gesellschaftliche Geschehnisse in anderen Nationen weiterhin eifrig, wobei er in Deutschland insbesondere durch seine Unterstützung der AfD für Aufsehen gesorgt hat.

Alice Weidel wiederum ist neben Timo Chrupalla die Vorsitzende jener nationalkonservativen Partei, die einer Forsa-Sonntagsfrage zufolge derzeit zweitstärkste Kraft in der Bundesrepublik hinter der CDU ist. Eine INSA-Umfrage für die Bild-Zeitung im letzten Monat legte nahe, dass Weidel vor Friedrich Merz (CDU) und Olaf Scholz (SPD) Favoritin für eine Direktwahl ins Kanzleramt wäre. Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) stuft die AfD als rechtsextremen Verdachtsfall ein, um sie mit nachrichtendienstlichen Methoden überwachen zu können.

Energiereicher Gesprächseinstieg

Um kurz nach 19 Uhr fanden Musk und Weidel auf X in einem sogenannten Space zusammen, wo sich zum Start mehr als 187.000 Zuhörer aufhielten. Von einer Vorstellung ihrer Partei ging Weidel schnell zu Kritik an der Merkel-Ära ("erste grüne Kanzlerin") über, wobei sie insbesondere das Handling der Flüchtlingskrise im Jahre 2015 und die Energiewende zulasten Deutschlands industrieller Stärke bemängelte.

Ähnlich wie Donald Trump sprach sie sich gegen einen Fokus auf Windenergie aus, da Aufwand und Nutzen in einem schlechten Verhältnis zueinander stünden. Musk wiederum merkte an, dass der deutsche Atomausstieg "tragisch" gewesen und eine vielseitige Energieerzeugung insgesamt ratsam sei. Mit Blick auf seine eigene Tesla-Gigafactory nahe Berlin zeigte er sich außerdem erstaunt über die Menge an papierbasierter Bürokratie in Deutschland.

Bildung und der Wunsch nach Wandel

Weidel freute sich über die für sie ungewohnte Situation, "ohne Unterbrechung und negatives Framing" sprechen zu können. Das tat sie anschließend unter anderem über das Bildungssystem und erinnerte an das schlechte Abschneiden hier ansässiger Schüler beim PISA-Test. Sie beklagte in diesem Zusammenhang den ständigen Abbau von Leistungsansprüchen; stattdessen würden zunehmend ideologisch motivierte Inhalte in den Klassenräumen verbreitet.

In puncto Migration teilten Musk und Weidel die Ansicht, dass Flüchtlinge, die ihre Personaldokumente vor der Einreise absichtlich entsorgen, um so nicht wieder ausgewiesen werden zu können, sowohl für Deutschland als auch die Vereinigten Staaten ein großes Problem darstellen.

Weidel erkundigte sich nach einem umstrittenen Gesetz in Kalifornien, laut dem Diebstähle unter 950 US-Dollar nicht mehr strafrechtlich verfolgbar sind. Musk bestätigte dies und führte das Gesetz als Beispiel für den wachsenden Wunsch nach Wandel innerhalb der amerikanischen Bevölkerung an, der letztlich zu Donald Trumps Wahlsieg beigetragen habe.

Klare Wahlempfehlung von Elon Musk

Inspiriert davon riet Elon Musk auch Deutschland, sich für seine Bedürfnisse stark zu machen. Mit Nachdruck wiederholte er dabei seine Auffassung, dass nur die AfD das Land vor einer weiteren Verschärfung der derzeitigen Zustände bewahren könne. Er plädierte zudem für Meinungsfreiheit als Grundlage einer Demokratie und gab zu bedenken, dass man "die Bösen" immer daran erkenne, dass sie Meinungsfreiheit unterdrücken wollen.

Gefragt danach, dass ihre Partei als politisch rechts eingeordnet und deshalb vielerorts mit dem Dritten Reich assoziiert wird, ging Alice Weidel näher auf die Ideologie von Adolf Hitler ein. Sie stellte heraus, dass dieser – gemäß des Begriffs Nationalsozialist – ein Sozialist und sogar ein Kommunist gewesen sei, der Unternehmen im großen Stil verstaatlicht hat.

Nach dieser "schrecklichen Ära" sei es der "größte Erfolg" gewesen, Adolf Hitler in der öffentlichen Wahrnehmung als "rechts" und "konservativ" zu etablieren, da er eigentlich "genau das Gegenteil" gewesen sei. Bei der AfD hingegen handele es sich um eine liberal-konservative Partei, während Antisemitismus im linken Spektrum weiterhin weit verbreitet sei.

"Der einzige Beschützer des jüdischen Volkes in Deutschland"

Hitler habe seinerzeit mit einer "sozialistischen Maßnahme" Neid auf gebildete und gutsituierte Juden in Deutschland geschürt. Die AfD werde konsequent falsch geframed und wolle Menschen, ganz anders als Hitler, vom Staat befreien. Weidel gab zu Protokoll, dass sie sich selbstdenkende, selbstbewusste und gebildete Bürger wünscht, aus denen sich starke Führungspersönlichkeiten statt Ja-Sager herauskristallisieren.

Die Parteivorsitzende wehrte sich dagegen, dass die AfD in der Mainstream-Presse oft als antisemitisch bezeichnet wird und sprach sich für den Schutz von Israel und dessen Existenzrecht aus. Zwar habe Benjamin Netanjahu "viele Fehler" gemacht, in Deutschland müsse man jedoch auch der eigenen Verantwortung gegenüber jüdischen Mitbürgern nachkommen, die sich laut Weidel zunehmend schweren Verbrechen von muslimischen Tätern ausgesetzt sehen.

Für sie sei die AfD nicht weniger als "der einzige Beschützer des jüdischen Volkes in Deutschland", da alle anderen Parteien genau das Gegenteil getan und zahllose Menschen ins Land gelassen hätten, die heute antisemitisch motivierte Straftaten begehen. Weidel verwies auf Gespräche mit jüdischen Personen aus ihrem Freundeskreis und deren Ängste, sich auf die Straße einer Großstadt zu begeben.

Konflikte in Gaza und der Ukraine

In Hinblick auf den Konflikt um den Gazastreifen unterstrich Elon Musk die Wichtigkeit, die palästinensischen Gebiete nach dem Ausschalten der Hamas wieder aufzubauen und den friedliebenden Menschen vor Ort die Aussicht auf Wohlstand zu gewähren.

Er erinnerte an den Versailler Vertrag nach dem Ersten Weltkrieg, der durch das verursachte Gefühl der Unterdrückung maßgeblich zur Entstehung des Zweiten Weltkriegs beigetragen hat. Ohne die Perspektive auf ein besseres Leben würde sich das Gebiet nie dauerhaft befrieden lassen, plädierte Musk.

Alice Weidel drückte ihre Hoffnung in Donald Trump aus, dass der "sinnlose" Ukraine-Krieg möglichst schnell beendet wird, da Europa es nicht könne und den Konflikt lediglich weiter gegen Russland eskaliere. Musk zeigte sich zuversichtlich, dass der designierte US-Präsident einen Friedensabschluss erreicht und gab zu bedenken, dass ein andauernder Krieg die Ukraine auf lange Sicht mehr schwächt als Russland. Weidel versuchte, Musk Ideen und Pläne zu entlocken, dieser wollte hinsichtlich näherer Ansätze allerdings nicht für Trump sprechen und verwies lediglich auf die Bedeutung starker Leadership.

Life on Mars

Ferner erkundigte sich Weidel nach Musks Begeisterung für den Mars. Der SpaceX-Gründer bekräftigte seinen Wunsch, menschliches Leben und Bewusstsein so lange wie möglich zu bewahren, was als multiplanetare Spezies schlicht wahrscheinlicher sei, als wenn Menschen nur auf einem einzigen Planeten bleiben. Deshalb gehe er nicht automatisch von einem baldigen Weltuntergang aus, die theoretischen Möglichkeiten dafür seien jedoch vielseitig; irgendeine würde irgendwann tatsächlich eintreten.

Das erste Mal in der Geschichte der Menschheit sei es möglich, das Leben über den Planeten hinaus zu verbreiten - das Zeitfenster dazu sei unter Umständen jedoch nicht lange geöffnet, weswegen man es nun ausnutzen müsse. Jede Zivilisation mit etwas Selbstrespekt sollte mindestens zwei Planeten besitzen, scherzte Musk.

Weit wichtiger als Flaggen und Fußstapfen sei das Etablieren von Städten, die völlig unabhängig von der Erde überleben können. Unbemannte Starships könnten in zwei Jahren zum Mars fliegen, um beispielsweise Landungssysteme zu testen. Bei erfolgreichen Abläufen würden in frühstens vier Jahren bemannte Missionen folgen. Noch deutlich weiter gedacht würde Musk interessant finden, wenn Menschen sogar das Sonnensystem verlassen, um dem Ursprung des Universums näher auf den Grund gehen zu können.

Laut Space-Anzeige haben im Laufe des rund 75-minütigen Gesprächs über zwei Millionen Menschen eingeschaltet. Die komplette Aufzeichnung ist auf den X-Profilen von Elon Musk und Alice Weidel abrufbar.

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