Weit über vier Millionen Exemplare von "Beat Saber" sind in den letzten fünf Jahren über digitale Ladentheken gegangen. Für einen großen Teil der ursprünglichen Songs, zu denen Gamer im Musikspiel die virtuellen Taktstöcke schwingen dürfen, zeichnet der im tschechischen Strakonice geborene Komponist Jaroslav Beck verantwortlich. Dieser fiel zuvor bereits durch Trailer-Soundtracks für Franchises wie "Battlefield" oder "StarCraft" auf, landete mit den antreibenden Rhythmen von "Beat Saber" jedoch seinen bis dahin größten Wurf.
Eine Situation, die viele Menschen vermutlich dazu motiviert hätte, fortan umso entschlossener auf den eingeschlagenen Berufsweg zu setzen. Im Zuge der Arbeit an "Beat Saber" hat Jaroslav Beck jedoch gänzlich andere Schlüsse für seine professionelle Zukunft gezogen: Vergangenes Jahr hat CANS seinen Markteintritt im heimischen Tschechien gefeiert und für den Unternehmensgründer Beck ein völlig neues Erfolgskapitel eröffnet. Nun soll es auch in Deutschland weitergeschrieben werden.
LEADERSNET: Beginnen wir mit einem klassischen Elevator Pitch für all diejenigen, die noch nichts von CANS gehört haben. Worum handelt es sich beim Produkt?
Jaroslav Beck: CANS sind Erfrischungsgetränke ohne Zuckerzusatz und Süßstoffe - so, wie wir sie selbst gerne haben. That’s it! Ich erinnere mich, als ich in einem Restaurant in Prag saß und nach einem ungesüßten Getränk zu meinem Essen gefragt habe. Man bot mir Wasser an. Als ich erwiderte, dass ich das den ganzen Tag über trinke und fragte, ob sie etwas anderes hätten, boten sie mir ein Bier an. Das war der Zeitpunkt, an dem ich beschloss, zuckerfreie Getränke herzustellen, die ich in einem Restaurant und im Grunde auch jeden Tag zu Hause gerne trinken würde.
LEADERSNET: In der Gaming-Szene sind Sie vor allem als treibende Kraft hinter "Beat Saber" bekannt, das bis heute eines der beliebtesten Virtual-Reality-Spiele ist. Die meisten Beobachter hätten wahrscheinlich nicht vermutet, dass Ihr nächstes Projekt ein Erfrischungsgetränk sein würde. Wie kam es zur Entscheidung?
Jaroslav Beck: Als ich "Beat Saber" entwickelt habe, war ich sehr busy. Jeder Tag war mit Arbeit vollgepackt. Jedes Mal, wenn ich etwas Süßes gegessen habe, war ich zehn Minuten lang gut drauf, doch dann kam der Downer. Ich brauchte wieder ein süßes Getränk oder einen Snack. Es war wie eine Sucht. Ich nahm an Gewicht zu und fühlte mich insgesamt nicht wirklich gut.
Wenn ich den Zuckerspiegel hingegen ohne größere Ausschläge halten konnte, war ich viel produktiver und insgesamt zufriedener. Das ist auch der Grund, warum es für mich absolut Sinn gemacht hat, CANS ins Leben zu rufen. Ich wollte es wirklich für mich und meine Familie. Und wenn es für mich funktioniert, werden es wahrscheinlich auch mehr Menschen zu schätzen wissen.
Deshalb expandieren wir auch so schnell und deshalb bin ich auch von Tech zu Beverages gewechselt. Übermäßiger Zuckerkonsum ist überall auf der Welt ein großes Problem. Es ist großartig, etwas zu tun, das einem selbst Spaß macht und gleichzeitig einen positiven Einfluss auf Menschen auf der ganzen Welt hat. Wir haben die Mission, die bestmöglichen Versionen von ungesüßten Getränken herzustellen, die den weltweiten Zuckerüberkonsum reduzieren werden.
LEADERSNET: Welche Erfahrungen, die Sie während der Entwicklung und des Vertriebs von "Beat Saber" gemacht haben, waren beim Aufbau von CANS hilfreich?
Jaroslav Beck: Es war ein völlig anderes Feld. Und das war eigentlich der größte Vorteil, den ich bei CANS genutzt habe. Ich kannte gar keine Regeln, an die ich mich hätte halten müssen. Ich habe mich schlichtweg mit den besten Leuten aus der Getränkeindustrie umgeben und angefangen, CANS mit ihnen aus einem völlig anderen Blickwinkel heraus aufzubauen. Die Maßnahmen, die wir für die Zukunft ergreifen, werden deutlich zeigen, dass wir einen neuen Weg gehen. Und die Technik, die ich in der Vergangenheit entwickelt habe, könnte ein Teil davon sein.
Vom Gaming-Komponisten zum Getränkeunternehmer: Jaroslav Beck im Lager (Bild: CANS)
LEADERSNET: In welchen Bereichen haben Sie besonders deutliche Unterschiede zwischen den beiden Sektoren festgestellt?
Jaroslav Beck: In der Getränkeindustrie dreht sich alles um das Produkt, was natürlich auch bei Software der Fall ist - aber bei physischen Gütern ist der Vertrieb ein wichtiger Baustein. Bei Software oder Spielen klickt man auf einen Knopf und das Produkt ist sofort auf dem ganzen Planeten verfügbar. Der Vertrieb von CANS war daher etwas völliges Neues für mich. Und ich liebe es, neue Dinge zu lernen und zu überdenken. Zum Beispiel, wie der Vertrieb der Zukunft aussehen könnte, damit er näher an den Menschen ist.
LEADERSNET: Gab es während der Gründung von CANS bestimmte Punkte oder Aspekte, die Sie vor unerwartete Herausforderungen gestellt haben?
Jaroslav Beck: Wir sind ein relativ junges Unternehmen. Es gibt uns erst seit etwas mehr als einem Jahr und wir sind bereits in drei Ländern vertreten. Bei der Expansion lernen wir natürlich jeden Tag dazu, da wir in jedem Land, in das wir expandieren, neue Teams aufbauen. Ein multinationales Team so früh zu haben, erweist sich als sehr wertvoll, da uns das hilft, das Produkt enorm zu verbessern. Verschiedene Kulturen haben unterschiedliche Ansichten und Präferenzen. Ich möchte, dass CANS für alle da ist und deshalb ist das in der sehr frühen Phase sehr hilfreich.
LEADERSNET: Mit zwei so unterschiedlichen Projekten in Ihrem Lebenslauf: Wie definieren Sie sich heutzutage beruflich? Sind Sie überhaupt daran interessiert, in eine bestimmte professionelle Definition zu passen?
Jaroslav Beck: Ich versuche lediglich, hilfreich zu sein. Ich kümmere mich nicht um bestimmte Kategorien. Bei Spielen glaube ich, dass es gut ist, wenn die Leute nach einem harten Tag ihrem Alltag "entkommen" und sich in der gewaltfreien Welt von "Beat Saber" ein wenig entspannen können. Mit CANS möchte ich etwas herstellen, das die Leute gerne trinken - und als Nebeneffekt fühlen sie sich vielleicht besser, weil sie keine Zuckerspitzen bekommen. Und als frischgebackener Vater schätze ich es noch mehr, wenn ich daran denke, dass meine Kinder eine solche Option zum Trinken haben werden.
LEADERSNET: Können Sie uns etwas zu Ihrem Bildungshintergrund erzählen? Inwieweit hat er beeinflusst, was Sie in Ihrem Berufsleben tun?
Jaroslav Beck: Da mein Großvater und mein Vater Maschinenbauingenieure waren, habe ich das ebenfalls studiert. Aber ich habe mich entschlossen, das Studium einige Prüfungen vor dem Bachelor-Abschluss abzubrechen. Ich dachte mir, dass ich eigentlich nicht den Rest meines Lebens damit verbringen möchte, Kurbelwellen zu konstruieren.
Also bin ich das Risiko eingegangen und habe versucht, an einer Musikschule in Großbritannien aufgenommen zu werden. Wie durch ein Wunder hat es funktioniert und ich machte dort meinen Bachelor-Abschluss. Danach habe ich angefangen, an Musik-Trailern für große Gaming-Franchises wie "Overwatch", "Battlefield" oder auch Filmreihen wie "Star Wars" und "Terminator" zu arbeiten. Diese Entscheidung, meine Komfortzone zu verlassen und die Richtung zu ändern, war der wichtigste Moment in meinem Leben, der alles ins Rollen brachte.
CANS ist ab 31. Oktober in den drei Geschmacksrichtungen Apple, Lemon und Cherry in Deutschland erhältlich (Bild: CANS)
LEADERSNET: Zurück zu den Dosen. Gibt es bereits Informationen zum Verkauf von CANS im stationären Handel hier in Deutschland?
Jaroslav Beck: Wir werden den Vertrieb und die physische Verfügbarkeit im Einzelhandel aufbauen und darüber hinaus zusätzliche Markenbekanntheit und -erfahrung in der Gastronomie schaffen. Dort haben die Verbraucher in der Regel mehr Zeit und sind offener dafür, neue Dinge auszuprobieren. Hier fokussieren wir uns mit unseren eigenen Verkaufsteams vor Ort auf Berlin, Hamburg, Köln, Düsseldorf, Frankfurt und München. Zum Start können die Verbraucher unsere Produkte über Amazon und unseren eigenen Webshop unter de.cans.com kaufen.
LEADERSNET: Der Markt für Erfrischungsgetränke, ob mit oder ohne Zucker, ist hart umkämpft. Welche Marketingmaßnahmen werden Sie insbesondere in Deutschland ergreifen, um potenzielle Käufer auf Cans aufmerksam zu machen?
Jaroslav Beck: Vor einem Jahr sind wir in Tschechien ohne Marketing gestartet. Mittlerweile haben wir 700.000 CANS verkauft. Ich glaube, wenn man sich auf das Produkt konzentriert und etwas tut, das tatsächlich nützlich ist, werden die Leute es selbst weitererzählen. Bisher hat es organisch funktioniert. Auch für "Beat Saber" haben wir kein nennenswertes Marketing betrieben; trotzdem ist es ist bis heute das größte Spiel im gesamten VR-Gaming-Sektor - und das sechs Jahre in Folge seit der Veröffentlichung.
Für die Zukunft planen wir einen eigenen Werbestil, der sich definitiv von dem anderer Getränkemarken unterscheiden wird. Aber das wird erst dann auf den Markt kommen, wenn es fertig ist und wenn wir alle das Gefühl haben, dass es wirklich gut ist, da wir alles intern entwickeln. Auch hier gilt: Qualität ist das Wichtigste bei allem, was wir tun.
LEADERSNET: Was sind Ihre Maßstäbe für eine erfolgreiche Einführung von CANS in Deutschland? Gibt es bestimmte mittel- und langfristige Meilensteine, die Sie im Auge haben?
Jaroslav Beck: Wir haben einige Zahlen im Kopf. Mein persönliches Ziel ist es allerdings, herauszufinden, ob die Menschen Getränke ohne Zuckerzusatz und Süßstoffe so sehr schätzen wie ich. Und zu lernen, was wir verbessern können. Ich glaube, dass CANS langfristig ein wichtiges Produkt ist, das eine bestimmte Richtung aufzeigt, von der ich glaube, dass sie besser als die derzeitige ist. Deshalb bin ich auch nicht so sehr an kurzfristigen Zahlen interessiert. Ich würde es tun – egal, ob wir eine oder 100 Millionen Dosen verkaufen.
LEADERSNET: Besteht die Möglichkeit, dass man Sie in absehbarer Zeit wieder in der Spieleindustrie sieht - oder besser gesagt hört?
Jaroslav Beck: Alles ist möglich. Ich muss nur das Gefühl haben, dass es ein sinnvolles Konzept ist.
LEADERSNET: Welche Eigenschaften und Merkmale halten Sie für besonders wichtig und wertvoll für ambitionierte Unternehmer?
Jaroslav Beck: Ich investiere in viele Startups auf der ganzen Welt. Ich kann sagen, dass Menschen, die etwas tun, für das sie selbst sehr leidenschaftlich sind, eine höhere Erfolgswahrscheinlichkeit haben. Außerdem ist es sehr hilfreich, hartnäckig zu sein, über den Tellerrand zu schauen und niemals aufzugeben.
LEADERSNET: Zu guter Letzt die vielleicht schwierigste Frage: Was ist Ihr persönlicher Favorit unter den drei CANS-Varianten Apple, Lemon und Cherry?
Jaroslav Beck: Faszinierenderweise sind es alle drei. Wir sehen es sogar an den Zahlen, dass die Verkäufe für alle Geschmacksrichtungen fast identisch sind. Einige Leute sind eher #TeamLemon, andere eher #TeamApple und so weiter. Interessant ist, dass ich im Winter irgendwie ein bisschen mehr Lemon mag. Im Sommer hingegen ein bisschen mehr Apple. Aber ich hatte bislang nur eine Saison, um das zu beobachten.
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