IKW-Studie
Stundenlang auf TikTok: Jugendliche sind sich der Folgen durchaus bewusst

| Redaktion 
| 11.12.2024

Kürzlich hat die Oxford University den Begriff "brain rot" zum Wort des Jahres gewählt. Die sprichwörtliche Hirnfäule kann eintreten, wenn zum Beispiel die stundenlange Sichtung sinnentleerter TikTok-Videos zur täglichen Routine gehört. Besonders vom Befall betroffen sind Jugendliche – und entgegen weitläufiger Annahmen sind sich viele von ihnen offenbar darüber im Klaren, welche Konsequenzen ihr Konsum hat.

  • "Die Videos vermitteln so viele Optionen und Möglichkeiten - und am Ende macht man nichts davon, weiß auch nichts mehr davon, es bleibt komplett unkonkret.“

  • "TikTok-Schauen ist wie so eine Art Trance-Zustand, solange man das schaut, wird man quasi reingezogen, man beamt sich weg."

  • "Wenn man dann nur eine halbe Stunde gucken wollte und dann doch 2 oder 3 Stunden drauf war, dann fühlt man sich richtig mies - irgendwie bekommt man dann alles nicht verarbeitet und hat sich auch nicht mit den eigenen Dingen beschäftigt."

Mit Sätzen wie diesen beschreiben junge Befragte einer aktuellen Studie des Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e.V. (IKW), wie es sich anfühlt, auf TikTok hängenzubleiben.

Besagte tiefenpsychologisch-repräsentative Jugendstudie namens "TikTok ungeschminkt" wurde für den IKW von Lönneker & Imdahl rheingold salon durchgeführt und soll Aufschluss darüber liefern, inwiefern die beliebte Social-Media-Plattform das Mindset junger Menschen verändert. Befragt wurden in den meisten Punkten knapp 800 Jugendliche, die einen TikTok-Account haben.

22 Prozent bis zu zehn Stunden am Tag auf TikTok

Ein Großteil der Befragten, nämlich 78 Prozent, halten sich laut Eigenangabe zwischen einer und drei Stunden am Tag auf TikTok auf. Die restlichen 22 Prozent entfallen entsprechend auf den Bereich "bis zu zehn Stunden oder mehr pro Tag". Eine damit zusammenhängende Erkenntnis: Verglichen mit einer sechs Jahre alten Studie legen die Jugendlichen heute ein deutlich höheres Bewusstsein für das Thema Abhängigkeit an den Tag.

  • 70 Prozent finden, dass TikTok wegen der ständigen Dopaminausschüttung abhängig macht
  • 69 Prozent sehen ihre Konzentration gefährdet
  • 61 Prozent befürchten, durch TikTok zu verblöden
  • 61 Prozent geben an, nichts von den TikTok-Inhalten wirklich verarbeiten zu können

Das gesteigerte Bewusstsein führt häufig dennoch nicht dauerhaft zu einem angepassten Verhalten: 23 Prozent geben zu Protokoll, eine Art On-Off-Beziehung mit TikTok zu führen und ihren Account gelegentlich zu löschen, nur um ihn weniger später zur Plattform zurückzukehren.

Verstärkend zu klassischen FOMO-Effekten (die Angst, etwas zu verpassen) trägt die trendbildende Funktion von TikTok bei: So glauben 68 Prozent, dass Trends auf der ByteDance-Plattform zum Leben erweckt werden und von dort zu Instagram und den YouTube Shorts durchgereicht werden.

Vom passiv-vorbewussten und aktiv-realitätsnahen Zustand

Die Studie unterscheidet zwischen zwei verschiedenen psychischen Verfassungen, die beim Konsum von TikTok eine Rolle spielen. Im passiv-vorbewussten Zustand geht es Jugendlichen vor allem darum, sich mit den Inhalten zu entspannen – und gerade hier laufen sie Gefahr, die Kontrolle über ihre App-Nutzung zu verlieren. Für 69 Prozent der Befragten ist es mit einem schlechten Gefühl verbunden, wenn sie feststellen, sich zu viel mit Themen außerhalb ihres Einflusses beschäftigt zu haben.

Auszug aus der Studie "TikTok ungeschminkt" des IKW
Auszug aus der Studie "TikTok ungeschminkt" des IKW

Mit Blick auf den aktiv-realitätsnahen Zustand erklärt sich schließlich, warum sich gerade der Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel (IKW) für die Nutzung einer Social-Media-Plattform interessiert: 43 Prozent nutzen TikTok als Suchmaschine und Informationsquelle, gerade in Nischenbereichen – so zum Beispiel in der Kosmetik, wo Usern als glaubhaft empfundene "Orientierung im umfassenden Produktangebot" geboten wird. Beauty-Routinen, Produktreviews und Step-by-Step-Anleitungen machen einen nennenswerten Teil des Content-Segments aus.

"Mit unseren Studien wie 'Insta ungeschminkt' und jetzt 'TikTok ungeschminkt' sind wir nah an der Gen Z dran. Die Studien helfen uns, das Verhalten der Jugendlichen auf den sozialen Kanälen zu verstehen. So zeigt die Studie, dass die Nutzung von TikTok Abhängigkeiten verursachen kann. Gleichzeitig bietet die Plattform, wie im Bereich Kosmetik, Informationen und Empfehlungen, die den Alltag strukturieren und Sicherheit geben", erklärt Birgit Huber, Bereichsleiterin des Kompetenzpartners Schönheitspflege im IKW.

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