Gemeinhin gilt Ryanair als die Fluglinie, mit der eine in Europa lebende Person am günstigsten in der Mittelstrecke von A nach B fliegt. József Váradi sieht das anders. Vor 20 Jahren gründete er die Billigfluglinie Wizz Air – und machte sie zur am schnellsten wachsenden und zeitweise profitabelsten Fluglinie Europas.
Er ist sich sicher, dass sein Unternehmen die günstigste Linie ist: "Das ist die mit den niedrigsten Kosten. Das sind wir", sagt er im Interview mit der Wirtschaftswoche – und schiebt gleich die Erklärung nach: "Wir fliegen seit 15 Jahren gegen Ryanair und kennen die Unterschiede. Unser Kostenvorteil sind die Flugzeuge. Wir setzten im Verhältnis nicht nur mehr neue, sparsamere Maschinen ein. Wir nutzen mit dem Airbus A321 auch ein größeres Modell. Es hat kaum höhere Betriebsausgaben als die Jets der Konkurrenz, aber mit 239 Sitzen gut 50 Plätze mehr. Zusammen mit unserer höheren Auslastung ergibt das rund ein Viertel niedrigere Kosten pro Passagier."
"Werden um 70 Prozent wachsen"
Von einer Krise spürt er nichts, zumindest nicht in seinem Geschäft. Man spüre eine sehr starke Nachfrage und bediene sie. Damit wachse man im Sommer im Vorjahresvergleich um 70 Prozent. Zugleich werde groß investiert, etwa mit der Erschließung neuer Märkte. Ein Fokus liegt auf dem Mittleren Osten, wo man mit Abu Dhabi bereits reüssiert und nun das gleiche in Saudi-Arabien anstoßen möchte.
József Váradi © Wizz Air
Auch die "-stan-Länder“ wie Pakistan oder Kasachstan seien interessant. "Hier wollen viele Menschen reisen und das Angebot ist völlig unterentwickelt", ist Váradi überzeugt. Im in Sachen Flugangebot ohnehin übersättigten Westeuropa habe man dagegen nicht die Absicht "in großem Stil einzureiten". "Wir sind in größeren Flughäfen, wenn die Bedingungen stimmen wie in London Gatwick – oder in Österreich, wo uns einige Flughäfen als Gegengewicht zur allmächtigen Lufthansa-Gruppe erkennen." Heute ist Wizz die mit Abstand größte Linie Zentraleuropas. Spätestens 2025 dürfte sie Easyjet als zweitgrößten Billigflug-Anbieter des Kontinents ablösen.
www.wizzair.com
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