Reaktion auf Trumps Strafzoll
Keine Audis mehr für die USA: Exporte vorerst auf Eis

| Redaktion 
| 07.04.2025

Die letzte Woche Mittwoch verkündete Zollwende in den Vereinigten Staaten hält die handelnde Welt weiterhin in Atem. Wer aktuell ein Fahrzeug ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten exportieren möchte, muss mit einem 25-prozentigen Aufschlag rechnen – und genau deshalb hat sich der deutsche Autobauer Audi nun entschieden, die Lieferungen in die USA vorerst einzustellen.

Audi ist einer von vielen deutschen Autobauern, der seit Monaten unter der Absatzschwäche auf dem chinesischen Markt leidet, wie wir schon im letzten November festgehalten haben. Im Januar wiederum prognostizierte die Ratingagentur Moody’s, dass ein Zoll von 25 Prozent "insgesamt mehr als 15 Prozent des VW-Betriebsgewinns“ gefährden würde, wobei es sich um stolze 2,8 Milliarden Euro handelt.

Am vergangenen Mittwoch hat US-Präsident Donald J. Trump ein umfassendes Zollpaket angekündigt, das nahezu alle Handelspartner der Vereinigten Staaten betrifft und die Wirtschaftswelt dieser Tage in Aufruhr versetzt. In besagtem Paket enthalten ist in der Tat ein 25 Prozent starker Zoll auf ausnahmslos alle Autos, die aus dem Ausland in die USA gebracht werden.

Händler sollen sich auf Restbestände fokussieren

Für Audi eine schwerwiegende Reifenpanne: Unter den nun gegebenen Umständen ist es für die VW-Tochter unmöglich, das schwächelnde China-Geschäft durch einen starken Auftritt in den Vereinigten Staaten zu kompensieren. Das Unternehmen verfügt nicht über Produktionsstätten vor Ort und ist komplett auf internationalen Handel angewiesen, um die Bürger der USA beliefern zu können.

Auf die prekäre Lage nimmt eine an Händler verschickte Memo Bezug, von der die Automobilwoche zuerst berichtet hat. Darin heißt es, dass Audi alle Fahrzeuge, die nach dem 02. April in die Staaten verfrachtet worden sind, zunächst zurückhalten und nicht in den Handel lassen möchte.

In China hat Audi im letzten Jahr eine Produktionsstätte eröffnet, die im aktuellen Handelsproblem mit den USA jedoch ganz und gar keinen Vorteil bringt (Bild: Audi AG)
In China hat Audi im letzten Jahr eine Produktionsstätte eröffnet, die im aktuellen Handelsproblem mit den USA jedoch ganz und gar keinen Vorteil bringt (Bild: Audi AG)

Am Montag bestätigte Audi die Echtheit des Schreibens und rief Händler dazu auf, zunächst ihre derzeitigen Bestände abzuverkaufen. Aktuell soll es dabei um etwa 37.000 fahrbare Untersätze gehen, was Unternehmensangaben nach für etwa zwei Monate reicht.

Stärkere US-Produktion nicht von heute auf morgen möglich

Falls die neuen Zölle (die sich im Mai auf zahlreiche Einzelteile für den Fahrzeugbau ausweiten) dauerhaft Bestand haben, ist Audi mehr oder minder zur Produktion in den USA gezwungen, um dort profitabel Autos verkaufen zu können – exakt diesen Schritt erhofft sich Donald Trump von seinen polarisierenden Maßnahmen.

Das Handelsblatt beleuchtet mehrere Möglichkeiten, die Audi angesichts der US-Problematik theoretisch offen stehen: Eine zeitnahe, aber wenig zukunftssichere Lösung wäre, die Produktion des Q4 aus Zwickau ins VW-Werk in Tennessee zu verlagern. Allerdings ist die Nachfrage nach dem Elektro-SUV überschaubar, während Arbeitnehmer in Zwickau mutmaßlich wenig begeistert wären.

Eine andere Option könnte sein, den Q6 e-tron gemeinsam mit dem technisch vergleichbaren Porsche Macan in den USA zu bauen. Dies wäre dem Handelsblatt zufolge jedoch erst Ende des Jahrzehnts praktisch umsetzbar. Als wahrscheinlichster Ansatz wird daher ein eigenes Modell in Q5-Größe im neuen Werk der VW-Submarke Scout-Werk angesehen. Übernächstes Jahr soll hier die Produktion beginnen – so oder so wird eine effektive Antwort auf die neue US-Zollpolitik also noch ein wenig auf sich warten lassen.

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