In Deutschland kann die Hamburger Gewürzmanufaktur Ankerkraut seit ihrer Gründung 2013 einen rasanten Wachstumskurs vorweisen. Jetzt will das Unternehmen dieses Wachstum fortsetzen und holt sich dafür ein großes internationales Lebensmittelunternehmen an Bord.
Nestlé hat die Anteile der bisherigen Investoren – EMZ Partners, Freigeist Capital und Knälmann Ventures – sowie Teile der Management-Anteile übernommen und wird zum Mehrheitseigentümer an der Ankerkraut GmbH. Die Gründer Anne und Stefan Lemcke bleiben Gesellschafter und werden als Markenbotschafter fungieren. Die heutigen Geschäftsführer Timo Haas und Alexander Schwoch sind ebenfalls noch Anteilseigner und werden das Unternehmen auch weiterhin operativ führen.
"Nestlé versteht unsere Marke"
"In Nestlé haben wir ein Unternehmen an unserer Seite, das uns nicht nur mit Markt- und Vertriebswissen, sondern auch mit großer Food-Kompetenz unterstützt", so Ankerkraut-Gründerin Anne Lemcke in einer ersten Reaktion auf den Deal. "Nestlé versteht unsere Marke – und die Leidenschaft, mit der wir sie aufgebaut haben und weiter pflegen wollen. Wir freuen uns darauf, nicht nur unsere Produkte, sondern auch die Vision von Ankerkraut nun gemeinsam und mit noch größerer Hebelwirkung nach außen zu tragen!"
Ankerkraut-Gründer Stefan Lemcke ergänzte: "Seit der Gründung sind wir mit Ankerkraut unaufhörlich gewachsen und haben die Marke gemeinsam mit unseren Geschäftsführern und Mitarbeiter:innen vom Start-up zu einem erfolgreichen Grown-up entwickelt. Darauf sind wir sehr stolz. Jetzt sind wir als Unternehmen an einem Punkt angekommen, an dem wir uns strategisch und fachlich verstärken möchten, um Ankerkraut auf die nächste Stufe zu heben. Dazu brauchen wir einen starken und international aufgestellten Partner. Wir sind sehr glücklich, dass wir mit Nestlé genau diesen Partner gefunden haben."
"Ihr seid bei mir unten durch"
Weniger glücklich scheint aber ein Teil der Ankerkraut-Kund:innen zu sein. Nach der Ankündigung des Nestlé-Einstiegs regte sich teilweise heftige Kritik in den Sozialen Medien. Die Kommentare reichen von "Ankerkraut hat verkündet, dass es von Nestlé geschluckt wurde. Ich verkünde daher, dass ich ab sofort nichts mehr von Ankerkraut schlucken werde", über "Macht's gut … ich bestelle wo anders.", bis hin zu "Ihr seid bei mir unten durch. Hauptsache Geld machen." Auch zahlreiche Influencer:innen, die bisher mit der Marke zusammengearbeitet haben, wenden sich jetzt von Ankerkraut ab.
Die zum Teil heftigen Reaktionen auf den Deal haben die beiden Ankerkraut-Gründer:innen am Donnerstag dazu veranlasst, ein Statement zu veröffentlichen: "Wir haben die Kritik nach unserer gestrigen Ankündigung zum Teil vorausgesehen. Sie geht natürlich nicht spurlos an uns vorbei, vor allem nicht an unseren Mitarbeiter:innen. Sie zeigt aber auch die Relevanz unserer Marke und das große Engagement, das Ankerkraut schon immer hervorgerufen hat. Wir sind eine Love Brand, wir berühren und bewegen die Menschen – in guten wie in schwierigeren Zeiten. Wir stehen als Marke von Beginn an für eine ganz besondere Kundennähe und einen engen Austausch mit unseren Fans. Diesen Dialog haben wir immer aktiv gesucht und gefördert, und deshalb verschließen wir uns in einer Situation wie dieser auch nicht. Was wir nicht akzeptieren, sind Hass im Netz und Beleidigungen der Menschen, die bei Ankerkraut arbeiten."
Da Authentizität schon immer eine der großen Stärken des Unternehmens gewesen sei, sei man fest entschlossen zu beweisen, "dass wir es ernst meinen, wenn wir sagen: Ankerkraut bleibt Ankerkraut. Wir werden weiterhin als eigenständiges Unternehmen tätig sein", so Anne und Stefan Lemcke. "Ausdrücklich entschuldigen möchten wir uns bei unseren Kooperationspartner:innen, zu denen wir lange und gute Beziehungen pflegen. Es tut uns aufrichtig leid, dass wir sie nicht im Vorfeld informieren konnten und sie von der Nachricht überrascht wurden. Bis zu der Einigung konnten wir niemanden im Voraus informieren, sobald dies möglich war, haben wir offen kommuniziert."
Dass diese Entschuldigung den Hardcore-Nestlé-Gegner:innen reichen wird, ist eher auszuschließen. Wie sich die Übernahme durch den internationalen Konzern auf das Geschäft von Ankerkraut mittel- und langfristig tatsächlich auswirken wird und wie groß die Zahl derer ist, die dem Hamburger Unternehmen auch wirklich den Rücken zukehren, wird sich in den kommenden Monaten weisen. (as)
www.ankerkraut.de
www.nestle.com
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