Bitkom-Studie
Die Angst vor dem Anruf: Ein Drittel meidet Telefonate

| Redaktion 
| 14.04.2025

Hunderte Menschen könnten ihre Teilnahme an einer aktuellen Bitkom-Studie als eher unangenehm empfunden haben – schließlich wurde telefonisch unter anderem erfragt, inwiefern Telefonate mit Fremden für Unwohlsein sorgen. Gerade unter jüngeren Personen macht sich bemerkbar, dass Textnachrichten das direkte Gespräch aus der kommunikativen Selbstverständlichkeit verdrängen.

Wie gut Sie selbst die Ergebnisse einer aktuellen Befragung von Bitkom nachvollziehen können, hängt womöglich in erhöhtem Maße von Ihrem eigenen Alter ab: Der in Berlin ansässige Branchenverband der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche hat untersucht, wie es um die Bereitschaft der deutschen Bevölkerung zum klassischen Telefongespräch steht.

Mehr als ein Drittel (36 Prozent) gesteht in diesem Zusammenhang, ein eigentlich notwendiges Gespräch aus Angst vor dem Telefonieren bereits aufgeschoben zu haben. Insgesamt lässt sich festhalten, dass eine von drei Personen kein Gefallen am Vorgang findet: 33 Prozent geben an, sich beim Telefonat mit fremden Leuten häufig unwohl zu fühlen.

Von den 1004 Menschen ab 16 Jahren, die von Bitkom befragt worden sind, nutzen 32 Prozent nach Möglichkeit lieber Online-Buchungsdienste oder Mails, wenn sie zum Beispiel einen Termin vereinbaren möchten.

Textnachrichten gewöhnen Telefonate ab

Im Übrigen ist der Anteil der Leute, die angstbedingt schon einmal Telefonate vertagt haben, unter den 16- bis 29-jährigen klar am höchsten: 44 Prozent haben das unliebsame Prozedere bereits bewusst auf die lange Bank geschoben.

"Die Angst vor dem Telefonieren entsteht heute oft, weil wir uns an Nachrichten gewöhnt haben, bei denen wir Zeit zum Formulieren haben – während ein Anruf schnelle Reaktion erfordert, ohne die Möglichkeit, nonverbale Signale oder Emojis zur Unterstützung zu nutzen", bietet Dr. Sebastian Klöß, Experte für Consumer Technology beim Bitkom, als Erklärung an.

Insbesondere, wer bereits vor dem Durchbruch des Internet beruflich aktiv war, hat oft ein ganz anderes Verhältnis zu Telefonaten als die jüngere Generation. In kommunikationsintensiven Berufen – etwa im Vertrieb, der Kundenbetreuung oder im Journalismus – war das Telefon lange das Mittel der Wahl – schnell, direkt und ohne gleichwertige Alternative. Ein Vertriebsleiter griff einst mit reflexartiger Selbstverständlichkeit zum Hörer, um einen Deal einzutüten, während ein Millennial heute womöglich ein Anschreiben bevorzugt.

"Spontane Telefonate häufig aufdringlich oder unangenehm"

Hinzu kommt eine Angst vor der Interaktion mit Fremden, sodass die Telefonat-Abneigung im privaten Umfeld deutlich geringer ausfallen sollte… oder? Tatsächlich dokumentiert Bitkom, dass insgesamt 40 Prozent lieber eine Textnachricht schreiben, als Freunde oder Familie anzurufen. In der jüngsten untersuchten Gruppe (16 bis 29 Jahre) liegt der Anteil sogar bei 52 Prozent.

"Besonders jüngere Menschen, die mit Kurznachrichten aufgewachsen sind, empfinden spontane Telefonate häufig als aufdringlich oder unangenehm", schildert Dr. Sebastian Klöß. Verteilt über alle Altersklassen kündigen 35 Prozent ihren Anruf bei Freunden und Familienmitgliedern in der Regel vorab per Nachricht an – eine Höflichkeit, die sich 32 Prozent auch andersrum von ihren Mitmenschen wünschen würden.

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