Bundestagswahl 2025
Merz wird Bundeskanzler; Scholz und Lindner vor dem politischen Aus

| Redaktion 
| 23.02.2025

Zwar mit weniger als 30 Prozent, aber immer noch deutlichem Vorsprung vor der zweitplatzierten AfD hat die Union bei der Bundestagswahl 2025 die meisten Stimmen gesammelt. Der bisherige Bundeskanzler Olaf Scholz schließt aus, "als Vertreter der SPD in einer von der CDU geführten Bundesregierung" aktiv zu sein, während Christian Lindner seine politische Karriere an den Bundestagseinzug der FDP geknüpft hat - und nach dessen Verpassen die Konsequenzen zieht.

Im November ist die Ampelkoalition aus SPD, FDP und Grünen gescheitert. Die eigentlich für den Frühherbst 2025 angedachte Bundestagswahl wurde nach einem Misstrauensvotum gegen Kanzler Olaf Scholz deshalb auf den Sonntag, 23. Februar gelegt – und so waren bis 18 Uhr in ganz Deutschland insgesamt rund 59,2 Millionen Wahlberechtigte dazu aufgerufen, ihre Erst- und Zweitstimme abzugeben.

Letztere bestimmt, wie sich der kommende Bundestags zusammensetzt und genießt deswegen bundesweit größte Beachtung. In den letzten Umfragen vor dem Sonntag stand die Union aus CDU / CSU bei rund 30 Prozent und war mit einigem Abstand stärkste Kraft vor der AfD, während der Eindruck entstand, dass insbesondere die FDP und das Bündnis Sahra Wagenknecht um das Überspringen der Fünf-Prozent-Hürde bangen müssten.

Hochrechnungen vom Sonntagabend

Die Kernthemen Migration und Wirtschaft scheinen das Interesse an der Mitgestaltung der nächsten Bundesregierung deutlich gesteigert zu haben: Analysten von Infratest dimap berichten, dass die Wahlbeteiligung bei etwa 83 Prozent und damit acht Prozentpunkte über jener der letzten Bundestagswahl liegt. Dies würde den höchsten Wert seit der Deutschen Einheit darstellen.

Die Stimmverteilung stellt sich gemäß der Hochrechnung von Infratest dimap von Sonntag, 22:27 Uhr wie folgt dar:

  • Union 28,5 Prozent
  • AfD 20,6 Prozent
  • SPD 16,5 Prozent
  • Grüne 11,8 Prozent
  • Linke 8,6 Prozent
  • BSW 4,9 Prozent
  • FDP 4,4 Prozent
  • Sonstige 4,6 Prozent

Damit ist die Union wie erwartet stärkste Kraft; Friedrich Merz wird zehnter Bundeskanzler. Die Christdemokraten konnten ihr Ergebnis von 2021 um circa 4,3 Prozentpunkte verbessern. Mit einem Sprung von über zehn Prozentpunkten kann die AfD ihr letztes Ergebnis beinahe verdoppeln, während die SPD ihren schlechtesten Wert seit dem späten 19. Jahrhundert einfährt und über neun Prozentpunkte verliert.

Mit einem Verlust von rund sieben Prozentpunkten büßt auch die FDP stark ein und verpasst den Einzug in den Bundestag. Noch knapper gestaltet sich die Lage für das BSW, das erstmals auf Bundesebene antritt und am späten Sonntagabend bei 4,9 Prozent steht. Die Grünen verlieren ungefähr 2,9 Prozentpunkte, was immer noch für einen deutlichen Vorsprung vor den erstarkten Linken (Plus von circa 3,8 Prozentpunkten) reicht.

Aus der Elefantenrunde in Berlin

Relativ unmittelbare Stellungnahmen der entscheidenden politischen Akteure ließen sich der traditionellen "Elefantenrunde" in ARD und ZDF entnehmen, die diesmal von Olaf Scholz (SPD), Friedrich Merz (CDU), Alice Weidel (AfD), Robert Habeck (Grüne), Markus Söder (CSU), Jan van Aken (Linke), Christian Lindner (FDP) und Amira Mohamed Ali (BSW) besetzt wurde.

Scholz gestand seine Niederlage - wie auch vor der Partei, siehe Video oben - ein, drückte aber aus, die Kandidatur selbst nicht zu bereuen. Er strebe eine geordnete Amtsübergabe an, schließt allerdings ausdrücklich aus, als Verhandlungsführer in Koalitionsbesprechungen aufzutreten.

Er werde "nicht als Vertreter der SPD in einer von der CDU geführten Bundesregierung sein". Innerhalb der SPD deutet alles darauf hin, dass der bisherige Verteidigungsminister Boris Pistorius stattdessen eine prägende Rolle einnimmt.

Christian Lindner sieht Führungsanspruch erloschen

Merz wiederum stellte fest, die Wahl "klar gewonnen" zu haben und unterstrich seine Absicht, bis Ostern (in diesem Jahr am 20. April) eine Regierung gebildet zu haben – ohne die AfD, die sich durch Alice Weidel offen für Koalitionsgespräche zeigte.

Weidel prognostizierte außerdem, dass eine Koalition zwischen Union und SPD und Grünen keine Legislaturperiode überdauern und ihre Partei die CDU in der Zwischenzeit überholen würde.

Während sich die Lage für das Bündnis Sahra Wagenknecht zumindest am Sonntagabend haarscharf darzustellen scheint, verpasst die FDP offenbar den Einzug in den Bundestag. Daraus will der ehemalige Finanzminister Christian Lindner deutliche Konsequenzen ziehen: In der Berliner Runde sagte er vorab, dass in diesem Fall sein "Führungsanspruch für die FDP erloschen" sei und er sich aus der Politik zurückziehen werde. Später am Abend bestätigte er auf X:

Robert Habeck wiederum stimmte auf die kommenden Wochen ein und stellte mit Blick auf Koalitionsverhandlungen fest: "Möglicherweise gibt es keine Zwei-Drittel-Mehrheit mehr aus der demokratischen Mitte des Parlaments heraus", weswegen Deutschland mit dieser Wahl "zu knapsen haben" werde.

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV