Handel mit Putins Diamanten wieder auf Vorkriegsniveau

| Natalie Oberhollenzer 
| 19.09.2022

Über Umwege kaufen westliche Juweliere trotz Sanktionen russische Edelsteine im großen Stil.

Giganten dominieren das Milliardengeschäft mit Rohdiamanten. Rund ein Drittel des Angebots wird von der anglo-amerikanischen Konzerntochter von De Beers verkauft. In etwa gleich viel stammt vom sibirischen Bergbau-Unternehmen Alrosa. Die Mehrheit des auf kleinere und billigere Steinchen spezialisierten Konzerns gehört Russland.

Folglich ist Alrosa mit Sanktionen belegt, was direkt nach Kriegsausbruch auch Wirkung gezeigt hatte. Der Handel mit den Steinen aus Russland wurde radikal heruntergefahren. Doch nun wurde er in aller Stille wieder aufgenommen und hat wieder das Niveau von vor dem Krieg erreicht. Aktuell verkauft Alrosa wieder Diamanten im Wert von 250 Millionen Dollar im Monat, berichtet das Magazin Capital. Wie das funktioniert?

Alrosas Spur verliert sich

Indien fungiert dabei als Dreh- und Verteilerscheibe der durchsichtigen Edelsteine. Denn schon seit langem werden die Rohdiamanten vorwiegend in diesem Land geschliffen und poliert. Daher suchte diese Branche nach Möglichkeiten das Geschäft weiter zu betreiben – und wurde fündig. Schließlich fanden sich einige indische Banken, die sich bereiterklärten, Transaktionen der Diamantengeschäfte in anderen Währungen als dem Dollar abzuwickeln. Meist wurde der Kauf in Rupien getätigt, heißt es von Personen, die unbekannt bleiben wollen.

Indische Betriebe veredeln die Steine und vermischen sie dabei mit gleich großen Diamanten aus anderen Ursprungsorten. In Säcken werden weiter in Destinationen wie die Diamantenstadt Antwerpen oder Dubai hin und hergeschoben. Für die Abnehmer, so Experten, sei es dann schwer, genau zurückzuverfolgen, wo die Ware herkomme. Und so verschwinden die neuerdings ethisch nicht mehr lupenreinen russischen Steine in der multinationalen Masse.

Juweliere schieben Verantwortung von sich

Den Juwelieren ist das mehr als recht – immerhin ist das Geschäft mit Trauringen, Halsketten und diamantbesetzten Uhren hochemotional. Wer möchte schon einen schmutzigen, blutigen Edelstein am Finger tragen? Ergo werden die Geschäfte mit Indien bzw. Russland noch diskreter abgewickelt als es in der Branche ohnehin schon üblich ist.

Luxusuhren-Hersteller wie Cartier und Rolex erklärten bereits, aus ethischen Gründen auf den Kauf von russischen Diamanten verzichten zu wollen. Doch ob sie aus oben genannten Gründen überhaupt dazu in der Lage sind, ist mehr als fraglich. Und: Die Verantwortung für die Herkunft nur auf die Lieferanten zu übertragen, das genügt wohl nicht.

Konfliktdiamanten: Russland nicht auf der Liste

Jedenfalls sind Diamanten Made in Russia auch nicht als sogenannte Konfliktdiamanten eingestuft. Solche Steine werden im Kimberley Prozess (=UNO-Organisation mit 80 Mitgliedsstaaten) festgelegt, und benennen von Rebellenbewegungen geschürfte Steine. Im Sommer stellte die USA einen Antrag, Russland als Herkunftsland in die Liste mit aufzunehmen. Doch dieser scheiterte am Veto von Russland und China.

www.alrosa.ru

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Nicht die Dekadenz, wie Putin behauptet, ist die Kardinalsünde des Westens, sondern seine Gier.

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