Stornierte Flüge sorgen derzeit für lange Wartezeiten und verärgerte Passagiere. Eine Analyse des Allianz Trade geht davon aus, dass das Chaos an den Flughäfen weiter anhalten könnte.
"Die Fluggesellschaften versuchen, die Verluste von zwei Jahren Corona-Pandemie wettzumachen", so Milo Bogaerts, CEO von Allianz Trade in der DACH-Region (Deutschland, Österreich und Schweiz). "Allerdings sind die größten Fixkostenträger in Europa Löhne und Gehälter. Die Kosten für Treibstoff hingegen sind variabel und solange sie weiter in die Höhe gehen, ist der Anreiz gering, auch die Personalkosten zu steigern."
Flugtickets könnten noch teurer werden
Die Lockdowns und Reisebeschränkungen der letzten zwei Jahre brachten Fluggesellschaften weltweit gehörig ins Trudeln. Jetzt, da die Zahl der Flug- und Reisebuchungen wieder steigt, ziehen mit den explodierenden Energiekosten allerdings erneut dunkle Wolken auf. So sind im bisherigen Jahresverlauf die Kosten für Treibstoff bereits um 89 Prozent gestiegen, und es wird erwartet, dass sie weiter nach oben klettern.
In Folge ziehen auch die Ticketpreise an. Die Analyse von Allianz Trade rechnet bis Ende 2022 sogar mit einer Preissteigerung von 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr aus. Zusammen mit dem höheren Passagieraufkommen wird dies die Einnahmen der europäischen Fluggesellschaften in diesem Jahr um 102 Prozent steigern. Das wird aber nicht ausreichen, um den Verlust der letzten beiden Jahre zu kompensieren. "Wir gehen davon aus, dass die meisten europäischen Fluglinien erst 2023 wieder die Gewinnzone erreichen werden", so Bogaerts.
Wenig Anreiz, fehlendes Personal aufzustocken
Kerosin war zwar schon immer der größte Kostenfaktor für die Fluggesellschaften weltweit, doch aufgrund seiner variablen Beschaffenheit lässt sich der Verbrauch im Verhältnis zum Umsatzrückgang senken. Die Löhne und Gehälter für das Personal – die zweitwichtigsten Kosten der Fluggesellschaften – sind hingegen fixe Kosten und machen bei den europäischen Fluggesellschaften 25 Prozent ihres Umsatzes (weltweiter Durchschnitt: 19 Prozent) aus.
In einem finanziell angespannten Umfeld gibt es also kaum Anreize, das während der Pandemie abgebaute Personal aufzustocken – die Fluggesellschaften in Europa haben ihre Belegschaft 2021 um weitere acht Prozent reduziert. Die Folge: Flugstreichungen nehmen zu und trüben die Urlaubsfreude von Reisenden noch etwas länger.
Konkurrenz durch Bahn und Klimawandel
Mit dem wachsenden Umweltbewusstsein wächst auch die Konkurrenz durch die Bahn, die 85 Prozent weniger CO2 ausstößt als der Flugverkehr. Europa, das über eines der längsten Schienennetze (200.161 km) der Welt verfügt, ist zudem eine Region, in der sich die meisten Bahnbetreiber in staatlichem Besitz – und damit finanziell unterstützt – befinden.
Um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen die Fluggesellschaften stark in nachhaltige Lösungen wie neue energieeffiziente Flotten und einen nachhaltigeren Treibstoffverbrauch investieren. Umweltfreundliche Kraftstoffe sind jedoch etwa 2,5 Mal teurer als herkömmliches Kerosin, und die Entwicklung sogenannter emissionsfreier Flugzeuge ist nicht nur kostspielig, sondern auch langwierig.
www.allianz-trade.com
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