Produktivitätstheater
Simulierter Fleiß: Firmen kämpfen gegen Täuschungsmanöver im Homeoffice

| Redaktion 
| 17.07.2024

Um im Homeoffice Betriebsamkeit vorzutäuschen, nutzen Mitarbeiter in den USA immer häufiger technische Hilfsmittel. Diese Praxis hat bereits zu Entlassungen geführt. Eine Großbank feuerte Dutzende Mitarbeiter, nachdem sie die Betrügereien aufgedeckt hatte.


Ein häufiges Szenario: Die Maus bewegt sich, Tastenanschläge werden registriert und Präsentationen laufen, doch der Mitarbeiter ist gar nicht am Computer. Stattdessen macht er ein Nickerchen oder erledigt Haushaltsaufgaben. Immer mehr US-Unternehmen kämpfen mit diesem Phänomen, bei dem Beschäftigte im Homeoffice mit kreativen Techniklösungen Aktivität simulieren. Im Mai entließ die bekannte Großbank Wells Fargo mehrere Dutzend Angestellte, denen vorgeworfen wurde, „Tastaturaktivität zu simulieren, um aktive Arbeit vorzutäuschen“. Die Bank betonte, dass sie unethisches Verhalten nicht dulde, wie die Welt berichtet.

Softwarelösungen täuschen Aktivität am Rechner vor

Internetshops und Plattformen wie TikTok und YouTube bieten zahlreiche Geräte und Softwarelösungen, um Aktivität am Rechner zu simulieren. Beliebt sind unter anderem sogenannte „Mouse Jiggler“, die die Computermaus in regelmäßigen Abständen bewegen, sowie Programme, die fortlaufend Texteingaben simulieren. Einige Influencer, wie Sho Dewan auf TikTok, teilen sogar Tipps und Tricks, um die Überwachungssysteme zu umgehen.

Die Überwachung am Arbeitsplatz führt häufig zu einem „Produktivitätstheater“, bei dem Mitarbeiter Betriebsamkeit nur vortäuschen. Laut einer Umfrage des „Harvard Business Review“ neigen überwachte Mitarbeiter eher dazu, unerlaubte Pausen einzulegen und Arbeitsanweisungen zu missachten. Zudem kommt es häufiger zu Beschädigungen von Firmeneigentum und Diebstählen.

Fragwürdige Überwachung und Katz-und-Maus-Spiel

Mehrere US-Studien zeigen, dass die Überwachung der Beschäftigten während der Pandemie deutlich zugenommen hat. Unternehmen setzen vermehrt Software zur Desktop-Überwachung, zur Verfolgung von Tastatureingaben und sogar zur GPS-Ortung ein. Eine Firma in Florida installierte beispielsweise eine Software, die alle zehn Minuten Screenshots von den Rechnern der Mitarbeiter macht.

A.J. Mizes, Chef der Beratungsfirma Human Reach, kritisiert diesen Trend scharf. Er betont, dass eine auf Quantität fokussierte Arbeitskultur Innovation und Vertrauen untergräbt und die Mitarbeiter dazu bringt, neue Wege zu finden, um beschäftigt zu wirken. Er warnt davor, dass die exzessive Überwachung in der US-Wirtschaft kontraproduktiv ist und die Arbeitsmoral schädigt.

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