Sie sind derzeit in aller Munde: E-Fuels. Der Einsatz der synthetischen Treibstoffe, die mittels Strom aus Wasser und Kohlendioxid hergestellt werden, im Straßenverkehr seit Monaten intensiv diskutiert. Und auf den ersten Blick scheinen sie auch eine ideale Lösung zu sein, um die Klimaziele zu erreichen. Per Verbrennungsmotor angetriebene Pkw und Lkw können sich mit E-Fuels nämlich klimaneutral fortbewegen. Für die Bundesregierung – vor allem forciert durch die FDP – Grund genug, um deren Produktion und Nutzung in Zukunft zu fördern und auf europäischer Ebene dafür zu sorgen, dass ausschließlich mit E-Fuels betankte Verbrenner auch nach 2035 in der EU zugelassen werden sollen.
Doch was zu schön klingt, um wahr zu sein, hat meistens einen Haken. So scheint es auch bei den E-Fuels zu sein: Ein am Dienstag veröffentlichtes Diskussionspapier des Fraunhofer Insituts kommt nämlich zum Schluss, dass ihr Einsatz im Individualverkehr nicht wirklich sinnvoll sei.
Das spricht gegen E-Fuels
- E-Fuels werden bis Ende der 2030er kaum in relevanten Mengen dafür verfügbar sein
- Sie sind deutlich teurer als die heute schon existierenden Alternativen der direkten Stromnutzung sind und nach heutigem Kenntnisstand dies auch künftig sein werden, was E-Fuels für einkommensschwächere Schichten in Zukunft wenig attraktiv macht
- Es eine deutlich stärkere erneuerbare Stromproduktion allein für E-Fuels erfordern würde, was auch einen immensen Ausbau der dafür notwendigen Infrastruktur nach sich zieht
- E-Fuels zu beachtlichen ökologischen Herausforderungen führen und ihre Herstellung in Deutschland derzeit aus Klimaschutzaspekten keinen Sinn ergeben
- Bei einer größeren staatlichen Förderung von E-Fuels würde der Fokus auf einen Bereich gelenkt, in dem Klimaschutzmaßnahmen sehr teuer sind und somit Geld in anderen sinnvolleren Bereichen fehl
- Der Verzicht auf eine kurz- und mittelfristige Markteinführung die künftige Technologieoffenheit bei Fahrzeugen nicht beschränkt
- Der Einsatz von E-Fuels die Transformation der Automobilindustrie in Deutschland verzögern können und bei Bürgerinnen und Bürger falsche Vorstellungen bezüglich der Mobilität der Zukunft wecken können, was aus Innovationsperspektive die Transformation des Verkehrssektors Richtung Kli- maneutralität weiter verzögern kann.
In diesen Bereichen machen E-Fuels Sinn
Die Autor:innen des Diskussionspapiers – Martin Wietschel, Patrick Plötz, Elisabeth Dütschke, Felix Neuner, Josephine Tröger und Till Gnann – raten deshalb den Einsatz von E-Fuels auf jene Industriezweigen zu fokussieren, in denen es keine wirtschaftlich sinnvollen Alternativen gibt. Dazu gehören etwa die chemische Industrie oder der internationale Flug- und Schiffsverkehr. Hier gibt es dem Fraunhofer Institut zufolge außer der Nutzung von Wasserstoff und Syntheseprodukten kaum Alternativen.
Deshalb werde die nachgefragte Menge nach Syntheseprodukten wird dort zur Erreichung der klimapolitischen Ziele nach heutigem Kenntnisstand hoch sein. Entsprechende Produktionskapazitäten müssen deshalb sehr schnell hochgefahren werden, was eine enorme Herausforderung darstellt. "Diese Syntheseprodukte werden deshalb im Vergleich zum Bedarf knapp und damit auch teuer sein. Somit ist deren Einsatz in anderen Bereichen wie beispielsweise dem Straßenverkehr, in denen E-Fuels auf Strombasis sehr ineffizient genutzt werden, eher kritisch zu reflektieren", so das Fazit.
www.fraunhofer.de
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