"Geist eines toten Gastarbeiters?" FIFA muss Prügel für WM-Maskottchen einstecken

"La'eeb" stößt nicht bei allen Fans auf Gegenliebe, die ihrem Unmut in den Sozialen Medien Luft verschaffen.

Am 21. November wird der Ankick zur 22. Fußballweltmeisterschaft in Katar stattfinden: Nicht nur wegen dem ungewöhnlichen Spieltermin – aufgrund der Hitze in dem Wüstenstaat wird das Turnier erstmals nicht in den Sommermonaten stattfinden – gab es im Vorfeld wohl noch nie eine WM, die im Vorfeld so kontrovers diskutiert wurde.

Unmenschliche Arbeitsbedingungen

Vor allem die miserablen Arbeitsbedingungen auf den WM-Baustellen sorgen immer wieder für heftige Kritik. Der englische Guardian berichtete vor rund einem Jahr darüber, dass mehr als 6.500 Gastarbeiter bei den Arbeiten ums Leben gekommen sind. Laut Amnesty International sind es sogar 15.000 Tote.

Den Geist dieser toten Gastarbeiter sehen jetzt viele Fans und Beobachter im WM-Maskottchen "La'eeb", das am Freitag der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Laut Weltfußballverband FIFA kommt "La'eeb" (Arabisch für "sehr talentierter Spieler") aus dem Universum, in dem Maskottchen leben und zeichnet sich durch "jugendlichen Geist, die Freude, die es verbreitet und sein Selbstbewusstsein" aus. Die Fantasie-Figur sohl wohl einer Kufiya oder Kefije – einem arabischen Kopftuch – ähneln, sieht aber eher aus wie ein Geist.

"Das muss doch ein Aprilscherz sein"

Die Fans orten vor allem viel Zynismus. So fragt etwa ein Twitter-User "Ist das der Geist eines Arbeitsmigranten?" Auch Nils Kern, Chefredakteur der Online-Plattform "Real Total, die über alle Themen rund um Real Madrid berichtet, äußert sich kritisch: "Das muss doch ein Aprilscherz sein … Ein Geist als Maskottchen stellvertretend für die zehntausend verlorenen Seelen und die später ungenutzten Geisterstadien?"

Doch Kritik muss sich die FIFA und ihr umstrittener Präsident Gianni Infantino nicht nur aus dem Netz anhören. Auch in den eigenen Reihen rumorte es beim 72. FIFA-Kongress, der am Donnerstag in Doha (Katar) über die Bühne ging. Die norwegische Verbandspräsidentin Lise Klaveness mahnte in einer Rede, dass die FIFA "als Vorbild agieren" müsse. Doch es sei zweifelhaft, ob er dies überhaupt könne, wenn man in Betracht ziehe, unter welchen "inakzeptablen Umständen" und mit welchen "inakzeptablen Konsequenzen" die WM an Katar vergeben worden sei.

"Es gibt keinen Platz für Gastgeber, die nicht die Sicherheit der WM-Arbeiter sicherstellen. Keinen Platz für Führungsfiguren, die keine Frauenspiele ausrichten. Keinen Platz für Ausrichter, die nicht die Sicherheit und den Respekt für die LGBQT-plus-Bewegung gewährleisten", so Klaveness. Infantino nahm die Kritik der norwegischen Verbandspräsidentin regungslos zur Kenntnis. (as)

www.fifa.com

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