Forsa-Studie zum Arbeitsmarkt 2025
Fast jeder zweite Gen-Z-Arbeitnehmer will den Job wechseln

| Redaktion 
| 14.04.2025

Während die Babyboomer fest im Sattel sitzen, sucht die Generation Z nach mehr Gehalt und neuen Chancen. Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag von Xing plant fast jeder zweite Berufseinsteiger bis Jahresende einen Jobwechsel – ein klarer Bruch mit traditionellen Karrierewegen. Doch was bedeutet dieser Trend für Unternehmen und Führungskräfte? Und wie lässt sich dieser Wertewandel strategisch einordnen?

Die Loyalität zum Arbeitgeber verliert an Bedeutung – zumindest bei den Jüngeren. Eine neue Umfrage zur Jobwechselbereitschaft zeigt, wie stark sich die Erwartungen an den Arbeitsplatz zwischen den Generationen unterscheiden. Im Zentrum der Analyse: die Generation Z mit einem überraschend hohen Drang zur Veränderung und mit einem neuen Verständnis von Karriere und Selbstverwirklichung.

Junge Generation im Wechselmodus

Die aktuelle Arbeitsmarktstudie, durchgeführt vom Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von Xing, verdeutlicht einen tiefgreifenden Wandel im beruflichen Selbstverständnis junger Arbeitnehmer:innen. Mehr als die Hälfte der sogenannten Generation Z – also Personen, die zwischen 1997 und 2012 geboren wurden – hat bereits einmal den Arbeitgeber gewechselt. 48 Prozent dieser Altersgruppe geben an, auch im laufenden Jahr einen weiteren Wechsel in Erwägung zu ziehen. Für 11 Prozent ist der neue Job sogar schon konkret in Planung. Diese hohe Mobilität steht für eine Generation, die nicht länger auf langfristige Bindung, sondern auf persönliche Weiterentwicklung und bessere Konditionen setzt.

Zum Vergleich: Unter den "Boomern" – den zwischen 1955 und 1964 Geborenen – planen lediglich 15 Prozent einen Jobwechsel. Ganze elf Prozent dieser Generation verbringen ihr gesamtes Berufsleben bei nur einem Unternehmen. Diese Unterschiede verdeutlichen nicht nur verschiedene Lebensrealitäten, sondern auch den strukturellen Wandel des Arbeitsmarktes. Berufliche Treue wird zunehmend durch projektbezogene Karrieren ersetzt.

Ein weiterer Aspekt, der die Generation Z prägt, ist die permanente Verfügbarkeit von Informationen über neue Jobmöglichkeiten, Arbeitgeberbewertungen und Karrierewege. Plattformen wie Xing, LinkedIn oder kununu fördern diese Transparenz.

Geld schlägt Sinn

Die Erzählung vom sinngetriebenen "Purpose Job" der jungen Generation hält laut Xing-Arbeitsmarktexperte Julian Stahl einer datenbasierten Prüfung nicht stand: "Die Erzählung, dass jüngere Menschen in erster Linie nach einer sinnstiftenden Tätigkeit suchen, deckt sich nicht mit unseren Daten. Es handelt sich hier um ein Klischee. Unsere Umfrageergebnisse zeigen, dass gerade bei Jüngeren harte Faktoren wie das Gehalt entscheiden." Tatsächlich nannten 45 Prozent der Befragten aus der Generation Z ein zu niedriges Gehalt als Hauptgrund für einen Wechselwunsch.

Bei älteren Generationen dominieren hingegen persönliche Konflikte mit Vorgesetzten als Wechselmotiv. Millennials (Jahrgänge 1981–1996) zeigen ähnliche Wechselbereitschaft wie die Gen Z, während bei der Generation X (1965–1980) nur ein Drittel offen für Veränderungen ist. Diese Unterschiede machen deutlich, dass die jeweiligen Lebensphasen auch unterschiedliche Prioritäten setzen: Während Jüngere noch auf dem Weg sind, sich finanziell zu etablieren, legen Ältere häufig mehr Wert auf stabile Strukturen und zwischenmenschliche Harmonie im Team.

Ein nicht zu unterschätzender Aspekt ist zudem der Wunsch nach Flexibilität. Viele Angehörige der Generation Z sind mit der Vorstellung aufgewachsen, Arbeit müsse sich dem Leben anpassen – nicht umgekehrt. Mobile Working, Remote-Arbeit und flexible Arbeitszeitmodelle gelten daher als selbstverständliche Forderungen an moderne Arbeitgeber.

Sicherheit bleibt generationsübergreifend wichtig

Unabhängig vom Alter herrscht jedoch in einem Punkt Einigkeit: Befristete Verträge gelten weiterhin als No-Go. Sicherheit ist für alle Generationen ein entscheidender Faktor bei der Wahl eines neuen Arbeitgebers – ein bemerkenswerter Kontrast zur viel zitierten Flexibilitätsrhetorik im "New Work"-Diskurs. Arbeitgeber, die attraktive Karrierepfade und transparente Entwicklungsperspektiven anbieten, sind daher klar im Vorteil.

Trotz sinkender Zahl offener Stellen – wie etwa eine Erhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt – bleibt die generelle Wechselbereitschaft auf einem stabilen Niveau: Wie das Handelsblatt berichtet, plant rund ein Drittel aller Erwerbstätigen aktuell konkret oder ist zumindest offen für eine berufliche Veränderung. Diese Resilienz am Arbeitsmarkt überrascht insofern, als die wirtschaftliche Lage angespannt bleibt und Unsicherheiten in geopolitischen sowie energiewirtschaftlichen Fragen zunehmen.

Julian Stahl ordnet diesen Trend so ein: "Anscheinend haben viele Menschen in Deutschland das Gefühl, von der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung im Land persönlich nicht betroffen zu sein und blicken relativ optimistisch auf ihre individuelle Situation." Eine mögliche Erklärung liegt auch in der veränderten Kommunikation über Arbeit und Erfolg: Persönliches Wachstum, Selbstwirksamkeit und mentale Gesundheit stehen höher im Kurs als Status und Hierarchie.

Für Unternehmen ergibt sich daraus ein klarer Handlungsauftrag: Wer junge Talente binden will, muss nicht nur beim Gehalt mithalten können, sondern auch flexible Arbeitsbedingungen schaffen, Weiterbildung ernst nehmen und ein modernes Führungsverständnis leben. Der Generationenwechsel im Arbeitsmarkt ist kein Zukunftsszenario mehr – er ist Realität.

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