Der zunehmende Mangel an Arbeitskräften droht die wirtschaftliche Erholung wichtiger Industriestaaten wie den USA, Deutschland und Großbritannien nach der Corona-Pandemie auszubremsen. Nach einer Analyse der Recruiting-Plattform The Stepstone Group übersteigt etwa in den Vereinigten Staaten und Deutschland das Jobangebot die Zahl der zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte nach wie vor deutlich, was den Aufschwung nach dem Konjunktureinbruch durch Corona hemmt.
"Das Phänomen der Arbeiterlosigkeit hat sich bereits vor Ausbruch der Pandemie abgezeichnet. Mittlerweile erweist sich der Mangel an Arbeitskräften als Mühlstein um den Hals der Konjunkturerholung", sagt der CEO von The Stepstone Group, Sebastian Dettmers, zu den Ergebnissen der Analyse. "Dabei gibt es vielversprechende Lösungsansätze, die vielerorts umgesetzt werden könnten. Der Wettbewerb um die besten Talente macht Recruiting für Unternehmen zum erfolgskritischen Faktor."
Deutschland: Rekordwerte bei offenen Stellen und Zahl der Erwerbstätigen
Während in Deutschland die Zahl der Erwerbstätigen zu Zeiten von Corona auch aufgrund von Kurzarbeit nur leicht zurückging, übersteigt sie mittlerweile das Niveau von vor Ausbruch der Pandemie um mehr als eine Million. Zugleich hat die Zahl der offenen Stellen einen Höchststand erreicht, was wiederum die Konjunkturerholung bremst.
"Eine anhaltende Entspannung am Jobmarkt ist für Arbeitgeber sehr unwahrscheinlich. Deutschland vermeldet nicht nur Rekordwerte an offenen Stellen, sondern auch an Erwerbstätigen. Die Erwerbstätigenzahl dürfte angesichts der demographischen Entwicklung aber kaum zu halten sein. Wir erwarten, dass infolge des noch zu geringen Zuzugs von qualifizierten Arbeitskräften aus dem Ausland die Nachfrage das Angebot auch in Zukunft übersteigen wird", betont Stepstone-Arbeitsmarktexperte Tobias Zimmermann.
Lücke zwischen Jobangebot und Zahl der Arbeitskräfte in USA noch deutlicher
Die Entwicklung in den USA ähnelt der Stepstone-Studie zufolge unterdessen der in Deutschland, allerdings fällt die Lücke zwischen Jobangebot und Arbeitskräften deutlich krasser aus. Dort hatte der Ausbruch der Pandemie zunächst eine massive Entlassungswelle ausgelöst. Binnen eines Jahres erholte sich die größte Volkswirtschaft der Erde jedoch wieder schnell.
In der Folge übersteigt seit 2021 die Nachfrage nach Arbeitskräften das Angebot erheblich. Trotz der Zinsanhebungen der US-Notenbank Fed kamen in den USA im Januar dieses Jahres 500.000 und im Februar 300.000 neue Jobs hinzu. Perspektivisch werden Personalverantwortliche in den Vereinigten Staaten weiter vor großen Herausforderungen stehen. Eine Normalisierung der Lage ist auf absehbare Zeit dort nicht in Sicht.
Mehr ausländische Arbeitskräfte in Großbritannien als vor dem Brexit
In Großbritannien klaffen derweil Angebot und Nachfrage nach Arbeitskräften derzeit der Stepstone-Analyse zufolge noch nicht so weit auseinander wie in den USA und Deutschland, allerdings zeichnet sich dort eine ähnliche Entwicklung ab. Ursache ist unter anderem der Brexit, der beispielweise zu einem dramatischen Mangel an Lkw-Fahrer*innen und Handwerker*innen geführt hat. Auch in Großbritannien haben Arbeitgeber in vielen Branchen erhebliche Probleme, offene Stellen zu besetzen. Ein Lichtblick ist allerdings, dass dort mehr ausländische Arbeitskräfte einen Job finden als vor dem Brexit.
"Produktivitätszuwächse durch Technologie allein werden die Herausforderungen durch die Arbeiterlosigkeit nicht beseitigen können. Im 21. Jahrhundert wird es einen nie dagewesenen Wettbewerb um Einwanderer geben. Auf lange Sicht sind Länder besser aufgestellt, die für ausländische qualifizierte Arbeitskräfte attraktiv sind, wie die USA, Australien oder Kanada", betont Stepstone-CEO Dettmers. "Zugleich bieten sich Unternehmen hier auch Chancen. Wenn sie nicht nur in Automatisierung investieren, sondern auch in Weiterbildung und somit bessere und attraktivere Jobs, dann werden sie die Nase vorn haben im Rennen um den Wettbewerbsvorteil Nr. 1: den Menschen."
www.stepstone.de
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