Nachhaltigkeit/ESG ist nicht nur ein Reporting-Problem, sondern Mittel zum Erreichen des unternehmerischen Purpose. Allerdings müssen die bestehenden und geplanten europäischen und nationalen Standards/Regelwerke und Empfehlungen dringend vereinheitlicht, reduziert und stringenter werden. Nur so kann das heranwachsende Bürokratiemonster gezähmt werden. Marktteilnehmer wollen gar nicht alle Informationen kennen.
So die wesentlichen Erkenntnisse aus dem gerade veröffentlichten Aufsichtsrats-Podcast von Directors Academy, in dem Regine Siepmann, Corporate Governance Expertin, Senior Partnerin und Leiterin des hkp/// group-Beratungsbereichs "Board Services", Mitglied der Arbeitsgruppe Organvergütung des DSRC und des VUVB, sehr kompetent ihre persönlichen Erfahrungen und Sichtweisen mit Gastgeber und Moderator Rudolf X. Ruter über die zahlreichen gesetzlichen Vorschriften und Kodices teilte.
Explizite Nachhaltigkeits-Experten in Aufsichtsgremien helfen nicht weiter
Nachhaltigkeit und ESG müssen Basiswissen sein jedes einzelnen Gremium-Mitglieds (wie Bilanz Lesen etc.). Spezifische Nachhaltigkeits-Ausschüsse sind nicht zielführend. ESG ist ein Querschnittsthema, was in allen Ausschüssen gleichwertig mitbehandelt werden muss.
"Explizite Nachhaltigkeits-Experten in Aufsichtsgremien helfen nicht weiter", so Regine Siepmann. Allerdings waren die zahlreichen Podcast-Teilnehmer (erstmalig haben sich mehr als 500 Persönlichkeiten zu diesem Podcast angemeldet) mit ca. 60 Prozent anderer Meinung und wünschen sich spezifische ESG-Experten in den Gremien, da oft der Eindruck besteht, dass diese Thematik noch nicht in allen Gremien angekommen ist. Vorstände haben noch nicht überall qualifizierte Gesprächspartner in ihren Aufsichtsgremien.
Politik kennt zu wenig unternehmerische Abläufe und Prozesse
Oft sind die zahlreichen regulatorischen Regelungen zu wenig stringent und kongruent. Umsetzungsaufwand in den Unternehmen wird von der Politik und Verwaltung haarsträubend unterschätzt. Der Aufsichtsrat muss überwachen und sicherstellen, das die drei Komponenten der Nachhaltigkeit E+S+G (Environment, Social, Governance, zu Deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) gleichwertig im Unternehmen berücksichtigt werden und nicht die Bürokratie die Oberhand gewinnt. Insbesondere aufgrund der rasant steigenden Anzahl von Krisen, muss der Vorstand ein effektives Risikofrüh-Erkennungssystem und Risiko-Managamentsystem installieren, um die Sustainability Governance zu gewährleisten. "Bleiben Sie stets achtsam", resümiert Regine Siepmann.
Nächste Folge am 20. Oktober 2022
Diese und alle weiteren Folgen des Podcast für den Aufsichtsrat können Sie auf Spotify oder Apple Podcast anhören. Weitere Informationen finden Sie auf der Webpage von Directors Academy. Die Video-Aufnahme steht auch weiterhin auf LinkedIn bereit.
Der 19. Video-Livestream folgt am Donnerstag, den 20. Oktober 2022 von 17 bis 18 Uhr mit Professor Christian Strenger zum Thema "Die Aufsichtsratvorsitzenden – was müssen sie wirklich können?". Professor Christian Strenger ist Gründungsmitglied der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex, stellvertretender Vorsitzender der DVFA-Kommission Cororate Governance und Stewardship und der führende Governance Experte in Deutschland.
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