Hoher Aufwand durch EU-Regularien: Neuer Daten-Hub openESG soll Abhilfe schaffen

Envoria, Fino und PPA Technologies bündeln ihre Kräfte und gründen neues Unternehmen.

Die Europäische Union hat mit dem "Green Deal" eine ganze Fülle von Verordnungen und Regularien auf den Weg gebracht, um die definierten Klimaziele der EU zu unterstützen und "Green Washing" zu verhindern. Was in der Vergangenheit unter dem Schlagwort Corporate Social Responsibility (CSR) zweitrangig abgehandelt wurde, ist mit den veröffentlichten ESG-Regularien (Environment, Social und Governance, zu Deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) deutlich verschärft worden. Für die deutsche und europäische Wirtschaft ergeben sich daraus umfassende Berichts- und Offenlegungspflichten, die es ab dem Berichtsjahr 2023 zu erfüllen gilt.

Die ESG-Regulierungsspezialisten von Envoria, das FinTech-Unternehmen Fino sowie der Technologie- und Outsourcing-Dienstleister PPA Technologies GmbH (PPA) bündeln deshalb ihre Kernkompetenzen in der gemeinsam gegründeten openESG GmbH. Ziel des neuen Unternehmens ist es, Finanzdienstleister bei der Umsetzung der ESG-Regularien zu unterstützen und Großunternehmen bei der Bewertung ihrer Lieferketten zu entlasten. Dazu stellt openESG einen zentralen, offenen Daten-Hub für die Erhebung, Verwaltung und Anreicherung relevanter Daten zur Verfügung.

Über 300 Kennzahlen

Die Experten von openESG gehen davon aus, dass die beschlossenen und geplanten ESG-Regularien zu einem erheblichen Mehraufwand führen werden: Die erste Stufe ist die seit dem Berichtsjahr 2021 geltende EU-Taxonomie-Verordnung, nach der ausgewiesen werden muss, welche Anteile des Umsatzes, der Investitionen und der Betriebsausgaben eines Unternehmens nachhaltig sind. Als erste, vergleichsweise einfach umzusetzende Stufe gilt diese für kapitalmarktorientierte Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden – in Zahlen: 550 Unternehmen in Deutschland und 11.700 in Europa.

Ab dem Berichtsjahr 2023 folgt die nächste Stufe der ESG-Regularien, die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die für Unternehmen ab 250 Mitarbeitenden gilt, was dann bereits rund 15.000 Unternehmen in Deutschland und über 50.000 in Europa betrifft. Der jüngst veröffentlichte Vorschlag der EU umfasst über 300 Kennzahlen, die jedes Unternehmen erfassen und ausweisen muss. Zusätzlich müssen mit Inkrafttreten des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) Großunternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitenden ab Januar 2023 ESG-Kennzahlen für ihre gesamte Lieferkette erfassen.

Ebenso betroffen sind Finanzunternehmen, beispielsweise Banken und Sparkassen, Vermögensverwalter, Versicherungs- sowie Rückversicherungsunternehmen, die das nachhaltig finanzierte Geschäftsvolumen als Anteil des Gesamtgeschäftsvolumens ausweisen müssen. Diese sogenannte Green Asset Ratio ist nur die erste Stufe an Offenlegungspflichten, der in den nächsten Jahren weitere folgen. "In der Praxis führt dies dazu, dass KMUs für nahezu jede ihrer Geschäfts- und Finanzierungsbeziehung verschiedene ESG-Auskünfte erteilen müssen, obwohl sie von den Regularien nicht direkt betroffen sind", so Envoria, Fino und PPA in einer gemeinsamen Aussendung.

Vermeidung von bürokratischem Mehraufwand

"Um diesen Mehraufwand bei allen Betroffenen zu reduzieren, war es notwendig, einen offenen, unabhängigen Daten-Hub zu schaffen, der den komplexen Prozess der Datenerfassung rechtssicher und verständlich abbildet", sagt Michael Sindram, Geschäftsführer der Fino Ventures GmbH. "Genau das war der Beweggrund für die Gründung der openESG. Statt aufwendiger, vielfacher Datenerfassung in unterschiedlichen Formularen vereinfacht und bündelt openESG die Bereitstellung und Nutzung der Daten mit umfassenden Datenschutz- und Freigabeprozessen."

Als offener, unabhängiger Daten-Hub wird der rechtskonforme und revisionssichere Prozess allen Beteiligten als Dienstleistung zur Verfügung gestellt. Das Know-how zur Erfüllung der unterschiedlichen Anforderungen stammt von den ESG-Spezialisten bei Envoria. Diese von der GRI (Global Reporting Initiative) zertifizierte Lösung kann flexibel an spezifische Anforderungen angepasst werden und unterzieht allen Dateneingaben umfassende Logikprüfungen. "Es ist hervorzuheben, dass der Daten-Hub offen und unabhängig agiert. KMUs bleiben Eigentümer ihrer sensiblen Daten und können je Einzelfall entscheiden, welche Informationen sie für welche Adressaten offenlegen", betont Heimo Saubach, Geschäftsführer und Gesellschafter der PPA Technologies GmbH.

© Fino/Envoria/PPA
Fino-Ventures-Geschäftsführer Michael Sindram, Envoria-CEO Sven Schubert und PPA-Chef Heimo Saubach © Fino/Envoria/PPA

Sven Schubert, CEO und Co-Gründer von Envoria, ergänzt: "In Bezug auf die Einhaltung der neuen Vorgaben herrscht bei Banken und Großunternehmen nach wie vor große Unsicherheit. Mit 20 ESG-Experten, vielfach mit Wirtschaftsprüfungshintergrund, passen wir Inhalte und Prozesse an die sich weiterentwickelnde Regulatorik an. Wir stellen sicher, dass jeder Fragebogen des openESG-Hubs den rechtlichen Anforderungen entspricht. Durch die nur einmalige Erfassung der erforderlichen Daten und unsere digitalen Hilfestellungen rechnen wir mit einer Aufwandsreduktion bei Unternehmen von bis zu 80 Prozent."

www.openESG.de

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