Dreimal die Woche

Lufthansa Cargo plant eigene Flugstrecke für Waren von Temu

Dass Online-Handelsplattformen wie Temu, Shein und AliExpress den europäischen Markt mit preisgünstiger Massenware von minderwertiger Qualität überfluten, ist gemeinhin bekannt. Mit dem noch nie dagewesenen Aufkommen an Paketsendungen steht dadurch auch die Logistik-Branche vor Herausforderungen. Nun soll die Lufthansa Cargo reagieren und vor dem Start einer neuen Frachtlinie stehen. Nach Informationen, die aero.de von Insidern der Lufthansa erhielt, ist ab April der Einsatz einer Boeing 777F für Flüge zwischen Frankfurt und Zhengzhou an drei Tagen der Woche geplant. Die Rennstrecke soll exklusiv für Waren der Billigsdorfer-App Temu reserviert sein.

Diese zunehmende Belastung für die internationalen Transportwege und die damit verbundene Kritik an den Geschäftspraktiken dieser Plattformen werfen Fragen auf. Vorwürfe wegen unfairer Handelsmethoden, Risiken für die Verbrauchersicherheit und mögliche Verstöße gegen EU-Normen stehen im Raum. So konnte etwa der Verband Toys Industries of Europe (TIE) bei einer Stichprobe von 19 über Temu gekauften Spielzeugen feststellen, dass kein Produkt den EU-Richtlinien entsprach. Unter anderem wurde bei einem Spielzeug ein elfmal höherer Borgehalt als erlaubt nachgewiesen.

400.000 Pakete täglich für Deutschland – nur von Temu und Shein

Diese Entwicklungen haben nicht nur bei Wettbewerbern für Unmut gesorgt. So kritisierte Marc Opelt, Bereichsvorstand bei Otto, die Ignoranz solcher E-Commerce-Unternehmen gegenüber Themen wie Klimawandel und verantwortungsvollem Ressourcenmanagement.

Trotz der Kontroversen erfreuen sich die chinesischen Plattformen weiterhin großer Beliebtheit in Europa. Täglich sollen Temu und Shein allein nach Deutschland 400.000 Pakete versenden, mit einem geschätzten globalen Versandaufkommen von 4000 bis 5000 Tonnen pro Tag. Die Situation führt bereits jetzt zu Engpässen und steigenden Preisen im Luftfrachtmarkt, während Temu offenbar eigene Pläne für eine Luftfrachtflotte verfolgt. Die Entwicklungen könnten langfristig sowohl die Logistik-Branche als auch die Debatte um nachhaltigen Konsum und faire Handelspraktiken beeinflussen.