Roombas als Perverslinge: Staubsauger-Roboter machen unerlaubt Fotos von Testern

Die Bilder wurden dann auf Social Media geteilt. Der Hersteller weist sämtliche Vorwürfe von sich.


Erleichtern Maschinen den Alltag oder sind sie ein Ärgernis? Der Fall mehrerer Staubsaug-Roboter auf Abwegen könnte eher für geteilte Meinungen sorgen. Als ein Informatiker 2019 das Vorgängermodell der "Roomba J-Serie" des Technikkonzerns "iRobot" in Betrieb nahm, dachte dieser er wüsste, worauf er sich einlässt. Sein Staubsauger sollte neben seiner Reinigungsarbeit im Haus weitere Daten einsammeln. Der Grund für die Datensammlung war die scheinbare Verbesserung des KI-Systems.

Wie das Onlineportal technologyreview.com berichtet, hatte der Informatiker bereits Erfahrung im Testen von unterschiedlichsten Produkten. "Das macht mir wirklich Spaß. Der Grundgedanke ist, dass man etwas Neues kennenlernt und hoffentlich an der Gestaltung eines Produkts mitwirkt, sei es bei der Entwicklung einer besseren Version oder bei der Festlegung der Funktionen", erklärt der Mann.

Frage nach Datensicherheit

Der Betroffene wusste allerdings nicht, dass "iRobot" die Daten von Testnutzer:innen an eine globale Lieferkette weitergeben würde. Besonders heikel daran ist, dass die Beschäftigten dieses Unternehmens sämtliche Daten und Bilder der integrierten Frontkameras einsehen konnten. Wie das Onlineportal weiter berichtet, wurden in manchen Fällen sogar Screenshots von empfangenen Bildern angefertigt und verbreitet.

Wie eine weitere Recherche der Onlineplattform zeigt, wurden im Zeitraum von 2019 bis 2022 mehrere Wohnungen von Testnutzer:innen ohne deren Wissen fotografiert. Ein Großteil der Betroffenen fühlte sich folglich bezüglich der Datenschutzversprechen des Konzerns getäuscht. "Es besteht eine echte Besorgnis darüber, ob das Unternehmen betrügerisch handelt, wenn Menschen sich für diese Art von hochgradig invasiver Überwachung anmelden und nie ganz verstehen, wozu sie sich bereit erklären", kommentiert Albert Fox Cahn, Geschäftsführer des "Surveillance Technology Oversight Project", das sich für mehr Datenschutz engagiert.

Fotos landeten im Internet

Die Fotos und Videos aus den Wohnungen von Tester:innen wurden gesammelt, um Unternehmen die mit der sogenannten Etikettierung arbeiten zu unterstützen. Hierbei werden KI-Modelle mit Daten zu unterschiedlichen Zwecken "gefüttert". Um so genau wie möglich zuarbeiten, werden Bildbereiche der gefertigten Fotos markiert und von Mitarbeiter:innen schließlich beschriftet. Auch die Algorithmen werden auf diese Weise trainiert. Die Datenbeschaffung wurde im Jahr 2020 scheinbar besonders prekär. Zu diesem Zeitpunkt wurden sogenannte "Gigworker" in Venezuela gebeten, Objekte auf Bildern von Innenräumen für den Algorithmus zu beschriften. Einige dieser Bilder zeigten auch Personen deren Gesichter erkennbar waren.

Die Angestellten jedenfalls scheinen nicht lange zu überlegen und verbreiteten rund 15 Aufnahmen in den sozialen Medien. Darunter waren Bilder eines Minderjährigen und einer Frau auf der Toilette. Wie das Onlineportal berichtet, handelt es sich bei diesen Aufnahmen höchstwahrscheinlich um keinen Einzelfall. Der Konzern "iRobot" jedenfalls betont, dass die Testnutzer:innen über die Dateneinholung informiert waren und keine Informationen ohne Zustimmung weitergegeben wurden.

www.irobot.com

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