Glasfaseranschlüsse sind eine wesentliche Voraussetzung für Deutschland als langfristig attraktiver Wirtschaftsstandort. Die Annahme bei den Kunden – die sogenannte Take-up Rate – stagniert allerdings über die vergangenen Jahre. Im Rahmen einer Umfrage der Management- und Technologieberatung BearingPoint BearingPoint in Deutschland und Österreich zeigt sich, dass die Mehrheit der Befragten Glasfaser gegenüber anderen Technologien dennoch präferiert.
Interesse und Wechselbereitschaft sind groß
Gerade einmal 16 Prozent der Menschen in Deutschland und 14 Prozent in Österreich nutzen laut Angabe der Umfrageteilnehmer bisher einen Glasfaseranschluss. Doch bei Erhalt eines guten Angebots würden laut der Umfrage knapp zwei Drittel der Endkund:innen zu Glasfaser wechseln. Vorausgesetzt Service und Preis sind mindestens identisch, sieht eine Mehrheit in beiden Ländern die Glasfasertechnologie klar vor allen anderen Technologie-Lösungen und verbindet damit eine zukunftssichere Internetversorgung.
Zu den Gründen für einen Wechsel gehören neben der Bandbreite auch beispielsweise die Immobilienwertsteigerung, Energieeffizienz sowie persönliche Weiterbildung und gesellschaftlicher Status. Die große Mehrheit der Befragten in Deutschland (73 Prozent) und in Österreich (80 Prozent), die wechselbereit sind, würden für einen Wechsel zum Glasfaseranschluss sogar ihren Internetanbieter wechseln.
Grundkenntnisse über Glasfaser oft mangelhaft
Die Mehrheit der Endkunden verbindet mit der Glasfasertechnologie positive Assoziationen wie "schnell", "zukunftsorientiert", "Stabilität der Leitung" und "modern". Warum die Technologie aber dennoch nur von einer Minderheit genutzt wird, liegt unter anderem an den fehlenden Kenntnisse zu den Vorteilen und Nachteilen der einzelnen Festnetz-Technologien. Laut der Umfrage weiß die Hälfte der Deutschen und eine Mehrheit der Österreicher nicht ausführlich über diese Technologien Bescheid.
Wie die neue Umfrage zeigt, liegt die Zahlungsbereitschaft für Glasfaseranschlüsse noch unter dem aktuellen Marktangebot von derzeit meist rund 80 Euro. Demnach wären die Deutschen bereit, im Mittel (Median) 54 Euro pro Monat für einen Glasfaseranschluss zu zahlen und die Menschen in Österreich würden 36 Euro investieren. Beide genannten Medianwerte liegen über den Kosten für die aktuell genutzten Internetanschlüsse der Endkunden (Median aktueller Internetanschluss Deutschland: 40 Euro, Österreich: 33 Euro).
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Was aufhorchen lässt: Laut Umfrage würden Personen, die überdurchschnittlich gut über Netzanschlüsse aufgeklärt sind, rund 31 Prozent mehr für einen Glasfaseranschluss bezahlen als unaufgeklärte Personen. Das bedeutet, dass Informationskampagnen ein wichtiger Schlüssel sind, um die Zahlungsbereitschaft für Glasfaser zu verbessern und so den Marktdurchbruch einzuleiten.
Offenheit bei der Auswahl des Anbieters
Nur vier Prozent der Deutschen und sechs Prozent der Österreicher sind sehr zufrieden mit der Geschwindigkeit des Glasfaserausbaus in ihrer Region. Die Unzufriedenheit der Kunden könnte laut Studienautoren auch ein Grund dafür sein, dass sie sehr offen bei der Auswahl ihres Anbieters sind. Zwar präferieren die Umfrageteilnehmer die großen Anbieter, sie sind aber auch offen gegenüber städtischen und lokalen Anbietern oder neuen Unternehmen.
"Unsere Umfrage zeigt eine hohe Bereitwilligkeit der Endkunden zum Wechsel zu Glasfaser. Das lässt sich an der hohen Wechselbereitschaft trotz Transferkosten aber auch an den überwiegend positiven Assoziationen, wie z.B. 'schnell', 'modern' und 'zukunftsorientiert' festmachen. Für den Wechsel ist die große Mehrheit der Befragten sogar bereit, den Anbieter zu wechseln. Auch wenn im Markt derzeit noch die Take-up-Rate bei Glasfaser stagniert, lassen die Umfrageergebnisse auf ein hohes Marktpotential schließen – und damit eigentlich auf ein 'Paradies' für die Glasfasertechnologie", erklärt Marcel Tietjen, Partner bei BearingPoint.
Lange Wartezeiten sind ein Problem
Die für den Glasfaseranschluss notwendige Baustelle von etwa einer Woche akzeptieren in Deutschland 62 Prozent und in Österreich 52 Prozent der Befragten. Wenn es jedoch um die Wartezeit von der Bestellung bis zur Inbetriebnahme des Glasfaseranschlusses geht – diese liegt meist bei sechs bis zwölf Monaten – sinkt die Kaufbereitschaft der Endkunden. In Deutschland würden 40 Prozent der Befragten diese Wartezeit akzeptieren, in Österreich sogar nur 36 Prozent.
Julius Hafer, Partner bei BearingPoint, fasst zusammen: "Die Endkunden werden aktuell noch durch vergleichsweise hohe Preise und lange Wartezeiten für Glasfaseranschlüsse abgeschreckt. Dazu kommt, dass viele Menschen immer noch zu wenig über die Vorteile von Glasfaser wie die niedrigere Latenz aber auch einen deutlich geringeren Energieverbrauch Bescheid wissen. Dabei stellt gerade die Aufklärung einen essenziellen Schritt zur aktiveren Nutzung von Glasfaser dar. Hier sind Anbieter aber auch die Regulierung dringend gefordert, ihre Informationskampagnen auszubauen. Ein Blick ins Ausland zeigt, dass gerade dann ein 'Fiber-Fieber' ausgebrochen ist, wenn die Kunden von den Anbietern sehr konkrete Service-Versprechen erhalten haben. Nur dann werden die Glasfaseranbieter die Stagnation bei der Take-up-Rate (endlich) durchbrechen und den gewünschten Marktdurchbruch erzielen."
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