14. Internationaler Literaturpreis: Die Siegerinnen sind gekürt

Sechs Bücher so genau wie die Wirklichkeit: Die Titel der diesjährigen Shortlist werfen einen "kritischen und einfühlenden" Blick auf das Jetzt.

Der 14. Internationale Literaturpreis geht an Cristina Morales und Friederike von Criegern für den Roman Leichte Sprache und seine Übertragung aus dem Spanischen. Cristina Morales erhält ein Preisgeld von 20.000 Euro, Friederike von Criegern erhält 15.000 Euro.

Leichte Sprache erzählt von der Selbstbehauptung vierer Frauen mit kognitiven Beeinträchtigungen, die in einer betreuten Wohnung im gentrifizierten Barcelona leben.

In der Begründung der Jury heißt es: "Das Werk ist eine vielstimmige Ich-Erzählung, ein Gerichtsprotokoll, ein Gesprächsprotokoll, ein Roman in Leichter Sprache, ein Fanzine. Ein poröses Ensemble aus Formen und Figuren. Dieser Roman ist kein Inklusionsmärchen, er ist ein Forderungskatalog. Er besteht auf der Benennung von Unterschieden, auf Klarheit, er besteht auf der Notwendigkeit zu hassen, auf Lebendigkeit, Überraschung und Revolte. Leichte Sprache ist eine Liebeserklärung an die Politisierung, aber auch an den Tanz und an das Begehren. Es erzwingt eine Neujustierung von Begrifflichkeiten und Zuschreibungen. Unsere Entscheidung, den Preis diesem Buch zu geben, ist eine Liebeserklärung – an das Buch und seine Protagonistinnen, an die Heftigkeit, mit der sie auf Restriktionen, Demütigungen und Entmündigung reagieren."

"Befreiungsschlag"

Robin Detje und Heike Geißler, welche für die Jury sprechen, führen weiter aus: "Das ist ein Buch aus vielen Stimmen, deren Ton oft rasch umschlägt. Rollenprosa von Figuren, über die wir wissen, dass Sprachgewalt und Eleganz nicht ihr Ziel sind, vielleicht auch nicht ihre Fähigkeit – deren Umgang mit Sprache also von vornherein brüchig ist. Man kann sich für eine Übersetzerin kaum eine größere Herausforderung vorstellen. Es ist preiswürdig, mit welcher Diszipliniertheit Friederike von Criegern sich dieser Aufgabe gestellt hat.

Cristina Morales’ Buch ist ein Befreiungsschlag, weil es die Stärke vorführt, die unsere Fragilität hervorbringen kann, die Zähigkeit, die in unserer erfahrenen, erlebten oder auch antizipierten Versehrbarkeit gründet. Es führt uns einen auf befreiende Weise veränderten Blick auf die Welt vor, eine erst durch die Anerkennung eigener Versehrbarkeit zur Möglichkeit gewordene Radikalität."

LEADERSNET war bei der Verleihung dabei. (ca)

www.hkw.de

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