Der ZDF-Fernsehgarten steht wie kein anderes Format für "Friede, Freude, Eierkuchen" und hat in den vergangenen Jahren immer Bogen um anstößige Partyhits gemacht. "Alle Lieder, die zu zweideutig sind oder Fäkalsprache verwenden, kommen nicht in die Sendung", lautete die Vorgabe. In der Ausgabe "Mallorca vs. Oktoberfest" zeigte das Unterhaltungsformat nun ganz andere Seiten: Das auf manchen Volksfesten für unerwünscht erklärte Lied wurde von DJ Robin und Schürze unzensiert performt.
Insider:innen zufolge hätte der Song für den Fernsehgarten umgeschrieben werden sollen. Die Bühnenerlaubnis sei nur erteilt worden, weil das Duo eine jugendfreie Version ihres Hits in petto gehabt hätte. Darin sei beispielsweise von "Busmama" statt "Puffmama" die Rede.
In ihrer "Hymne" reimen die Beiden Layla auf geiler und mixen noch das Wort "Puffmama" in den Refrain. Das Publikum im ZDF-Fernsehgarten sang, klatschte und schunkelte zu den Textzeilen, als gäbe es kein Morgen mehr. Es gab sogar eine Polonaise. Auch im Web wurde die Sendung zum größten Teil abgefeiert.
Aber es gibt auch kritische Stimmen. Einige werfen dem ZDF vor, seinen Bildungsauftrag zu missachten. "Das ZDF-Fernsehgarten-Motto 'Mallorca vs. Oktoberfest' hatte eine Vielzahl beliebter und aktueller Party-Hits dieses Sommers im Programm. Die Reaktionen der Zuschauer:innen und Zuschauer vor Ort waren durchweg positiv und sprechen für sich", so die Verantwortlichen des Senders.
60 Millionen Streams
Das Lied, in dem es um eine Prostituierte geht, löste seit dem Launch eine große gesellschaftliche Debatte aus. Seitdem hält sich "Layla" auf Platz 1 der Charts, der Song wurde bereits zum Sommerhit des Jahres gekürt, wie auch das das Marktforschungsunternehmen GfK Entertainment bestätigt. Das Lied hat mit Ende Juli 2022 habe mehr als 60 Millionen Streams erreicht und stehe seit fünf Wochen nonstop auf Platz eins der offiziellen deutschen Single-Charts. "Die repräsentativen Streaming- und Verkaufsdaten ergeben in diesem Jahr ein eindeutiges Bild", lautet es.
Bei der Wiesn 2022 soll es nicht gespielt werden
Den Stein ins Rollen in der Sache "Layla" gebracht hatte die Stadt Würzburg. Sie hatte als Veranstalter des Kiliani-Volksfestes den Festzeltbetreiber gebeten, "Layla" nicht zu spielen. Die Stadt hatte bereits im letzten Jahr den Beschluss gefasst, sexistischen und rassistischen Lieder von den städtischen Volksfesten zu verbannen.
Auch bei der Wiesn 2022 soll Layla nicht ertönen. "Unter den Wirten gibt es die vorherrschende Meinung, dass 'Layla' in den Zelten nicht gespielt wird", sagte Wirte-Sprecher Peter Inselkammer zu t-online. Es werde aber keine klare Zensur geben, jeder Wiesn-Wirt bestimmt selbst, was in seinem Zelt an Musik läuft.
Bundesjustizminister Marco Buschmann findet ein Verbot von "Layla" überzogen: "Man muss Schlagertexte nicht mögen. Man kann sie sogar doof oder geschmacklos finden. Sie aber behördlich zu verbieten, finde ich, ist eins zu viel", twitterte er.
Es wurde auch bereits eine Petition mit dem Motto #freelayla gestartet. Initiator ist Produzent Matthias Distel.
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