Bundeskanzler spricht auf der IHM
Internationale Handwerksmesse: Innovationen und Enttäuschung in München

| Redaktion 
| 03.03.2024

Die "Leitmesse des Handwerks" hat ihren 75. Geburtstag mit einer fünftägigen Ausgabe auf dem Münchener Messegelände gefeiert. Während viele Aussteller kreative und wegweisende Ideen präsentiert haben, blieb ein Treffen zwischen Verbänden und dem Bundeskanzler hinter den Erwartungen zurück.

Vom Mittwoch, 28. Februar bis Sonntag, 03. März, ging die Internationale Handwerksmesse in München über die Bühne. Auf dem Messegelände der bayerischen Landeshauptstadt stand die Ausgabe zum 75. Geburtstag der Veranstaltung unter dem Motto "Handwerk, das dein Leben schöner macht" und rückte für ihre Gäste vor allem die Themenaspekte Bauen, Sanieren, Modernisieren, Wohnen, Küchenkultur und Lifestyle in den Mittelpunkt.

Neben der eigentlichen IHM setzt sich der Event zusätzlich aus dem Trio der Handwerk & Design, der Garten München und der Food & Life zusammen. Gemeinsam hat die Kombination im Jubiläumsjahr über 800 Aussteller in die sechs genutzten Messehallen gelockt, um über berufliche Chancen in der Branche zu informieren und Inspiration für eigene Sanierungsangelegenheiten und die Arbeit an Wänden, auf dem Balkon oder auch im Garten zu liefern.

Vielseitiges Handwerk, einfallsreiche Hingucker

Zu den erklärten Höhepunkten der fünftägigen Messe gehörte unter anderem die Sonderschau "Exempla", die Steinmetzen, Goldschmieden, Steinbildhauern und Dachdeckern auf über 600 Quadratmetern lebendige Werkstätten zur Verfügung gestellt hat, um die Vielseitigkeit von Natursteinzu demonstrieren. In diesem Zusammenhang wurde außerdem veranschaulicht, welche Planungs- und Arbeitsschritte die Fachleute bei der Instandsetzung der drei beinahe hundertjährigen bayerischen Dombauhütten in Bamberg, Passau und Regensburg machen.

Hingucker für Gärtner und Balkonfreunde war zum Beispiel ein in der Entwicklung befindlicher Prototyp der Firma Plances, mit dem die drei verantwortlichen Berliner eine umweltfreundliche und punktgenaue Bewässerung von Pflanzen anbieten wollen. Auf kulinarischer Ebene zählten im Food & Life-Bereich etwa nachhaltige Mandarinen-Chips des Grünwalder Unternehmens EcoAna oder schwarze Knoblauchknollen zu den vielversprechenden Highlights.

Olaf Scholz beim Presserundgang auf der IHM (Bild: Brauer Photos / P. Schoenberger)

Auch der Förderung von Nachwuchs und Ideen wurde auf der IHM viel Platz eingeräumt. So verleiht das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie bereits seit 1989 den "Bundespreis für hervorragende innovatorische Leistungen für das Handwerk", über den sich in diesem Jahr die Bear-Machines GmbH aus Heek, die migohead Flora Mirzoyan & Roman Golovkov GbR aus Erfurt, die Richard Rupprecht GmbH aus Neunkirchen am Sand sowie die Ziegelmeier GmbH & Co. KG aus Nördlingen freuen durften. Die Sonderschau "Innovation gewinnt!" rückte fortschrittliches Denken derweil in unterschiedlichsten Baufragen in den Fokus.

Scholz-Treffen enttäuscht Wirtschaftsvertreter

Der prominenteste Messebesucher gab sich am Freitag die Ehre: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) fand sich zum Spitzengespräch mit Vertretern der Wirtschaft ein. Führende Verbände hatten im Vorfeld einen zehn Punkte umfassenden Forderungsplan eingereicht, in dem sie unter anderem konkurrenzfähige Strompreise, niedrigere Unternehmenssteuern, bürokratische Verschlankung und Beschleunigung oder ein Konzept zur Sicherung von Fachkräften gefordert haben.

Wie die Tagesschau berichtet, konnte der Kanzler an der durchaus besorgten Gemütslage vieler Wirtschaftsvertreter wenig ändern. So forderte er "Zuversicht" statt "schlechte Stimmung", damit Unternehmen von Investitionen und Bürger vom Konsum überzeugt werden. Ohne direkt auf den vorgelegten Zehn-Punkte-Plan einzugehen, verwies er auf bereits bestehende Bemühungen der Bundesregierung, darunter das angedachte Wachstumschancengesetz und das neue Einwanderungsgesetz zur Bekämpfung des Fachkräftemangels. Die Energiewende würde darüber hinaus vorangetrieben.

"Das kannten wir alles schon", resümierte Siegfried Russwurm, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), entsprechend ernüchtert nach dem Treffen. "Die Stimmung in den Betrieben ist schlecht", stellte der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Jörg Dittrich, fest. Dass Scholz stattdessen lieber Optimismus sehen würde und ausschließlich bereits bekannte Maßnahmen zur Sprache gebracht hat, "reicht bei weitem nicht", wie Dittrich befindet.

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