ifo-Umfrage zeigt Trend
Deutsche Unternehmen stoppen Neueinstellungen und setzen verstärkt auf Kurzarbeit

Die wirtschaftliche Unsicherheit in Deutschland macht sich immer stärker auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Eine aktuelle ifo-Umfrage zeigt, wie Unternehmen ihre Personalstrategien anpassen – und warum Kurzarbeit erneut eine Schlüsselrolle spielt.

Die Lage ist vor allem in der Industrie angespannt. "Die Industrie versucht, der Krise mit einer Mischung aus Kurzarbeit und Arbeitsplatzabbau zu begegnen", erklärt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo Umfragen. Der Anteil der Industriefirmen, die Kurzarbeit nutzen, stieg im November auf 17,8 %, verglichen mit 14,3 % im August. Noch deutlicher fällt der Ausblick aus: Für die kommenden drei Monate erwarten sogar 28 % der Unternehmen Kurzarbeit, ein deutlicher Zuwachs gegenüber den 23 % im August.

Das zeigt, wie sehr die Industrie mit den Folgen von Lieferkettenproblemen, gestiegenen Energiekosten und der allgemeinen wirtschaftlichen Abkühlung kämpft. Wohlrabe ergänzt: "Immer mehr Unternehmen stoppen Neueinstellungen. Zudem diskutieren sie immer häufiger über einen Abbau von Arbeitsplätzen."

Handel und Dienstleistungen mit Zurückhaltung

Im Handel zeigt sich ein gemischtes Bild. Zwar ist der Indikator für diesen Bereich zuletzt leicht gestiegen, doch die Unternehmen bleiben zurückhaltend. Die Unsicherheit über die zukünftige Konsumnachfrage bremst größere Personaloffensiven. Noch deutlicher zeigt sich der Wandel im Dienstleistungssektor. Nach Jahren, in denen verstärkt Personal aufgebaut wurde, planen viele Unternehmen in diesem Bereich mittlerweile keine weiteren Neueinstellungen mehr. Stattdessen ist von einer konstanten Entwicklung die Rede.

Stabiler bleibt die Lage im Baugewerbe. Dort sind weder nennenswerte Auf- noch Abwärtstrends bei der Personalplanung zu erkennen, was angesichts der zurückhaltenden Auftragslage in der Bauwirtschaft bemerkenswert ist.

Kurzarbeit als Schutzmaßnahme

Kurzarbeit wird für viele Unternehmen in dieser Situation zum Mittel der Wahl, um die Krise abzufedern. Besonders stark betroffen ist die Metallerzeugung, wo 41,7 % der Unternehmen auf Kurzarbeit setzen. Auch in der Möbelindustrie (33,7 %), der Autobranche (27,2 %) und bei den Herstellern elektrischer Ausrüstungen (26,9 %) greift das Instrument zunehmend. Im Maschinenbau liegt der Anteil bei 21,4 %.

Interessant ist dabei, dass die aktuellen Zahlen im Vergleich zu früheren Krisen deutlich moderater ausfallen. Während der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 griffen laut Wohlrabe 59 % der Industriebetriebe auf Kurzarbeit zurück. "Im Frühjahr 2000, in der Corona-Pandemie, nutzten das Instrument laut den ifo Umfragen 59 % der Industriefirmen", erläutert er.

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