Den Verdacht gibt es schon lange: Baumwolle in Top-Modemarken soll unter Zwangsarbeit geerntet oder weiterverarbeitet worden sein – und zwar in der entlegenen Provinz Xinjiang im Westen Chinas. Immerhin stammen 20 Prozent der Baumwolle weltweit aus der chinesischen Provinz. Sie hat eine besonders hohe Qualität, wenn sie von Hand gepflückt wird. Dies ist zu einem nicht unerheblichen Teil noch immer der Fall, denn Minderheiten wie die Uiguren werden in Xinjiang systematisch unterdrückt, verfolgt und zu Zwangsarbeit – unter anderem auf Baumwollfeldern – gezwungen.
Mit Chemie zum Nachweis
Bisher haben Unternehmen wie Adidas, Puma, Hugo Boss oder Jack Wolfskin stehts bestritten, Baumwolle aus Xinjiang zu verwenden. Doch eine Recherche des Reportageformats "STRG_F" hat ergeben, dass dem wohl nicht so sein dürfte. Bislang sei es schwer nachzuverfolgen gewesen, wo die Baumwolle herkommt. "Aber wir hatten da eine Idee, wie man die Herkunft der Baumwolle in unseren Klamotten bestimmen kann. Dafür braucht es ein bisschen Chemie", so die "STRG_F"-Reporter.
Bei dem "bisschen Chemie" handelt es sich um die Analyse der Isotopen, die sich in Baumwollprodukten finden. Sie ergeben ein Muster, das verrät, aus welchem Teil der Welt der Rohstoff stammt. In Zusammenarbeit mit dem Agroisolab in Jülich und der Hochschule Niederrhein hat das "STRG_F"-Team diese Methode genutzt, um herauszufinden, ob namhafte Firmen auch Baumwolle aus Xinjiang verwenden. Die Ergebnisse: Die Forscher fanden Hinweise auf die chinesische Baumwolle in einem Pullover von Tom Tailor, Shirts von Puma und Adidas sowie Hemden von Hugo Boss und Jack Wolfskin.
Unternehmen weisen Vorwürfe zurück
Die Hersteller zeigen sich von den "STRG_F"-Recherchen unbeeindruckt. Adidas teilte schriftlich mit, dass seine Baumwolle nicht aus Xinjiang beziehe. Gleiches ist von Hugo Boss zu hören: Das Unternehmen toleriere keine Zwangsarbeit in seinen Lieferketten.
"Auf Basis aller gesammelten Informationen, die wir eingeholt haben, und Rückverfolgung sowie Kontrollen, die wir etabliert haben, können wir sagen, dass in unseren Produkten keine Baumwolle aus Xinjiang verwendet wird", versichert hingegen Puma. Jack Wolfskin betonte ebenfalls, keine Zwangsarbeit zu tolerieren, ohne jedoch Xinjiang explizit zu erwähnen. Keine Rückmeldung habe es hingegen von Tom Tailor gegeben – trotz mehrfacher Nachfrage. (as)
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