Russlands neue Wirtschaftsstütze ist China

Zusammen mit Indien könnte langfristig ein ökonomischer Block gegen den Westen entstehen.

Chinas Haltung zu Russlands Überfall auf die Ukraine könnte die globalen Geld- und Handelsströme massiv verändern und möglicherweise neue Wirtschaftsblöcke entstehen lassen, sagen Investoren. Kurz vor dem Angriff auf Befehl des russischen Präsidenten Wladimir Putin, erklärten er und der chinesische Präsident Xi Jinping in Peking eine Partnerschaft ohne Grenzen, mit dem Versprechen, stärker gegen den Westen zusammenzuarbeiten.

Wachsender Handel

Der chinesisch-russische Handel hat bereits 2021 um 35 Prozent auf 146,9 Milliarden Dollar (133,5 Milliarden Euro) zugenommen, wie chinesische Zolldaten zeigen – ein Trend, der durch weitreichende neue Sanktionen, die Russland von den westlichen Märkten abschneiden, noch beschleunigt werden könnte. Bereits seit der Annexion der Krim durch Russland im Jahr 2014 haben sich die Handelsströme verschoben, konstatiert Tom James, Chief Executive des Handelsfinanzierungsfonds TradeFlow Capital.

"Russland hat bereits begonnen, Renminbi mit China zu handeln", sagt er und fügte hinzu, dass Banken außerhalb des SWIFT-Netzwerks – von dem Moskau jetzt abgeschnitten ist – miteinander verhandeln können und Peking davon stark profitiert. Etwas mehr als ein Viertel der chinesischen Exporte nach Russland wurde in der ersten Jahreshälfte 2021 in Renmimbi abgewickelt, gegenüber nur zwei Prozent im Jahr 2013, da beide Länder versuchen, ihre Abhängigkeit vom Dollar zu verringern.

Wenig chinesische Exporte

Chinas Exporte in die EU lagen im Februar bei 137 Milliarden Dollar (124,5 Milliarden Euro). In die USA gingen Waren im Wert von 123,3 Milliarden Dollar (112 Milliarden Euro). Nach Russland waren es nur 26,4 Milliarden Dollar (24 Milliarden Euro). Auf die Frage nach den Risiken, denen Peking ausgesetzt sein könnte, wenn es Moskau wirtschaftliche Hilfe leistet, sagte das chinesische Außenministerium gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters: "China und Russland werden weiterhin eine normale wirtschaftliche und handelspolitische Zusammenarbeit im Geiste des gegenseitigen Respekts, der Gleichheit und des gegenseitigen Nutzens pflegen."

Das könnte zu einer neuen Wirtschaftsordnung führen, in der Russland Rohstoffe und Energieträger wie Öl und Erdgas bevorzugt nach Indien und China liefert, während Australien zunehmend Europa versorgt. Entscheidungen in China, dem größten Exporteur der Welt, haben das Potenzial, beträchtliche Geld- und Warenströme außerhalb eines vom Dollar dominierten Systems voranzutreiben – etwas, das Peking seit einem Jahrzehnt schon zu erreichen versucht. (pte)

www.tradeflow.capital

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