Fan-Feste, Steuern, Rechte
Fußball-EM: UEFA profitiert, Deutschland finanziert

| Redaktion 
| 02.05.2024

Über zwei Monate vor dem Endspiel der Fußball-Europameisterschaft steht ihr größter Gewinner bereits fest: Beobachter gehen von einem 1,7-Milliarden-Plus für die UEFA aus. Die Chance, sich der Weltgemeinschaft als sympathischer Gastgeber präsentieren zu können, lässt sich Deutschland im Gegenzug einiges kosten.

Nur noch etwas mehr als ein Monat vergeht, ehe die inzwischen 17. Fußball-Europameisterschaft der Männer in München angepfiffen wird. Zehn deutsche Städte werden als Austragungsort der Vorrunden- und KO-Spiele fungieren, in denen sich insgesamt 24 Nationen um die begehrte Trophäe bewerben. Als Titelverteidiger geht die italienische Mannschaft ins Rennen, die sich im letzten Finale 2021 (pandemiebedingt um ein Jahr verschoben) gegen England durchsetzen konnte.

Viele Verantwortliche und Unterstützer des Turniers erhoffen sich in Anlehnung an 2006 ein weiteres "Sommermärchen“ mit sportlichem Spektakel und ausgelassener Laune, das insgesamt einen positiven Einfluss auf das internationale Image von Deutschland nimmt. Die Chancen darauf stehen zumindest nicht grundsätzlich schlecht – dass die Ausrichtung der Europameisterschaft finanziell betrachtet ein gutes Geschäft darstellt, scheint derweil deutlich fraglicher.

UEFA erwartet Milliardengewinn

Rein aus Sicht der Bundesrepublik gesprochen, wohlgemerkt: Der Spiegel geht davon aus, dass sich die von der UEFA generierten Umsätze in Nähe der 2,5-Milliarden-Euro-Marke bewegen könnten, wobei auf einen Gewinn in Höhe von etwa 1,7 Milliarden Euro spekuliert wird. Gemeinsam mit dem ZDF hat das Nachrichtenmagazin weitere Recherchen angestellt und ist dabei unter anderem auf eine 223 Seiten umfassende Liste mit Anforderungen der UEFA aufmerksam geworden.

So sind die Ausrichterstädte (Berlin, Dortmund, Düsseldorf, Frankfurt, Gelsenkirchen, Hamburg, Köln, Leipzig, München und Stuttgart) vertraglich dazu verpflichtet, die dazugehörigen Fan-Feste zu organisieren. Dies soll im Einklang mit den Vorstellungen der UEFA geschehen, in denen zum Beispiel Demonstrationen keinen Platz haben. Finanziell wird sich der Verband nicht beteiligen, gleichzeitig jedoch alle kommerziellen Rechte behalten.

Kostentechnisch soll sich dieser Faktor für alle zehn Städte auf eine Viertelmilliarde Euro belaufen; mindestens 150 weitere Millionen dürften dem Spiegel zufolge für Sicherheitsvorkehrungen fällig werden. "Die UEFA streicht die Gewinne ein, und die Städte zahlen die Zeche“, drückt es die Dortmunder Stadträtin Katrin Lögering (Grüne) laut ZDF aus.

Steuergeschenk mit Scholz-Signatur

Glücklicherweise steht auf der wirtschaftlichen Haben-Seite der Bundesrepublik wenigstens die bei 15 Prozent liegende Besteuerung, die bei Sportereignissen ausländischer Veranstalter anfällt… oder?

Die Redakteure von Spiegel und ZDF sind bis zur Auskunftsklage vor dem Verwaltungsgericht Berlin gegangen, um das Gegenteil bestätigen zu können: Im Interesse einer attraktiveren Bewerbungsmappe wurde der UEFA schon 2018 eine Garantie auf Steuerfreiheit ausgesprochen, womit Deutschland Schätzungen zufolge auf eine knappe Viertelmilliarde Euro verzichtet. Unterzeichnet wurde das dazugehörige Dokument vom damaligen Finanzminister und heutigen Bundeskanzler Olaf Scholz.  

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