Die Vorstände der erfolgreichsten HDAX-Unternehmen sind jünger, männlich und Technik-affin

Frauen haben hingegen das Nachsehen, wie der aktuelle "Vorstandsradar von Advyce zeigt.

Was zeichnet die Vorstände von erfolgreichen börsennotierten Unternehmen aus? Dieser Frage geht der aktuelle "Vorstandsradar" der Strategieberatung Advyce in Zusammenarbeit mit dem Dr. Werner Jackstädt Stiftungslehrstuhl für Controlling und Unternehmenssteuerung der Universität Witten-Herdecke nach. Dafür wurden alle rund 110 HDAX-Unternehmen auf Basis der Geschäftsberichte analysiert. Fazit: Techniker, Naturwissenschaftler und Ingenieure drängen in die Vorstandsetagen – bevorzugt sind sie junge und männlich.

Technikkompetenz wird immer wichtiger

Die Top-Unternehmen nach Index-gewichteter Performence-Kennzahl in den deutschen Aktien-Indizes im Zeitraum 2016 bis 2021 sind die Siltronic AG, die Evotec AG und die Sartorius AG. Alle drei waren in diesem Zeitraum im TecDAX und zeitweise im MDAX gelistet. Dieser Performance-Trend zu Technologieunternehmen festigt sich, wenn man die Top-Performer aus dem einzelnen Stichjahr 2021 betrachtet. Hier finden sich ganze sechs Unternehmen aus dem TecDAX, lediglich eines aus dem Index der größten Unternehmen, dem DAX30. Angeführt wird die Liste von der HelloFresh SE, LPKF Laser & Electronics AG und der Nordex SE.

Das Technikkompetenz im Vorstand immer wichtiger wird, zeigt auch ein Blick auf die größeren Unternehmen des DAX-30. Die jeweils besten fünf Performer der vergangenen fünf Jahren hatten deutlich mehr Ingenieure (im Mittel 23 Prozent Ingenieure) als die Flop 5 (Ingenieure 8,7 Prozent).

Frauen haben da

Schaut man auf die aktuellen "Flop Ten", also die schlechtesten Performer zum Stichjahr 2021, findet sich lediglich ein Unternehmen aus dem TecDAX, sieben aus dem MDAX und eines aus dem DAX30. Auffällig im Vergleich der aktuellen Top Ten zu den Flop Ten ist die Größe des Vorstandes: die erfolgreichen Unternehmen haben im Schnitt drei Personen im Vorstand, während die Low Performer vier haben.

Im Vergleich haben alle rund 110 HDAX-Unternehmen 4,5 Personen im Vorstand. Zudem sind die Vorstände der Top-Performer von 2016 bis 2020 fast vier Jahre jünger geworden – von 53,1 auf 49,8 Jahre, während die Low Performer immer älter werden (von 49,6 auf 53,4). Den jüngsten Vorstand im HDAX stellte die HelloFresh SE (Durchschnitt 36,2 Jahre); den ältesten die Rheinmetall AG (60 Jahre).

Der Trend zu mehr Frauen in den Vorständen des HDAX von heute 7,4 Prozent, findet sich bei den Tech-lastigen Top-Ten-Unternehmen nicht wieder. Diese haben im betrachteten Fünf-Jahreszeitraum lediglich einen durchschnittlichen Frauenanteil von 2,74 in ihren Vorständen – zum Stichjahr 2021 gar keine Frau mehr.

"Es braucht frisches Blut"

"In deutschen DAX-Vorständen braucht es mehr denn je frisches Blut, damit neue, digital getriebene Geschäftsmodelle auch in traditionellen Unternehmen Einzug halten. Corona hat diese Entwicklung befördert, so mancher Traditionalist versteckt sich aber bisweilen auch hinter der Pandemie, wenn es um die Digitalisierung geht. Dass aber gerade in den erfolgreichen, jüngeren Unternehmen noch nicht alles Gold ist, was glänzt, zeigt die geringe Zahl von Frauen in den Vorständen, auch und insbesondere in tech-getriebenen Organisationen", sagt Burkhard Wagner, Geschäftsführer von Advyce.

Kaum noch Juristen

Der Trend zu Technikkompetenz in den Vorständen zeigt sich, wenn man sich anschaut, was und wo deutsche Vorstände studiert haben. In den Top-10-Unternehmen des Fünf-Jahreszeitraums haben 12,78 Prozent einen MBA – im HDAX gesamt 14,5 Prozent. Der Anteil der Wirtschaftswissenschaftler:innen insgesamt liegt im HDAX bei 56,50 Prozent und in den Top Ten bei 59,58 Prozent.

Der Anteil der Vorstände mit MINT-Ausbildungshintergrund (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) liegt im HDAX bei 12,5 Prozent und bei den Top Ten bei 19 Prozent. Die Bedeutung von Juristen geht in den Vorständen offensichtlich zurück. Im HDAX waren 2016 noch rund neun Prozent Rechtswissenschaftlicher in den Vorständen vertreten, zum Stichjahr 2021 noch rund sechs Prozent. Bei den Top Ten im 5-Jahreszeitraum waren es im Durchschnitt nur 1,9 Prozent und zum Stichjahr 2021 gar keiner mehr.

Kaderschmieden im Westen und Süden

Die meisten Vorstände im Fünf-Jahreszeittraum brachte die Rheinisch-Westfälische technische Hochschule Aachen mit 20 hervor (davon neun Vorstandsvorsitzende), gefolgt von der WHU mit 16 (sechs Vorstandsvorsitzende) und den Universitäten Ludwig-Maximilian in München mit 15 (sechs) und Köln mit 14 (fünf). Die erste ausländische Universität in diesem Ranking findet sich erst auf Platz 25 mit der Wirtschaftsuniversität Wien. Die Universität Regensburg findet sich zwar erst auf Platz 18, stellt aber ganze sechs CFOs. (as)

www.advyce.com

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