Im letzten Jahr kam es in den USA zu einer außergewöhnlichen Entwicklung. Millionen von Menschen kündigten ihre Jobs. Allein im November 2021 belief sich die Zahl der Kündigungen seitens der Arbeitnehmenden laut dem U.S. Bureau of Labor Statistics auf über 4,5 Millionen.
Vielfach stellt sich die Frage, ob diese Welle auch nach Deutschland schwappt. Das hat StepStone im Rahmen einer Umfrage unter rund 18.000 Arbeitnehmer:innen (11.000 abgeschlossene Fragebögen) in Deutschland untersucht. Die Ergebnisse zeigen: Noch sehen wir vielleicht keine Welle, aber die Flut kommt. Der Pegel steigt bereits. "Unsere Zahlen legen nahe, dass Flexibilität und Volatitlität am Arbeitsmarkt weiter zunehmen werden", teilt StepStone mit.
Nachfrage nach neuen Mitarbeiter:innen auf Rekordhoch
In den USA liegt der Grund für diese Entwicklung am riesigen Jobangebot: 11,3 Millionen ausgeschriebene Stellen bei 6,3 Millionen Arbeitslosen macht ein Überangebot von fünf Millionen Jobs (Stand Februar 2022). Das bedeutet, dass sich die Menschen sehr oft aussuchen können, wo sie arbeiten möchten. In diesem Zuge entscheiden sie sich nicht selten für einen höherwertigen Job mit einem besseren Einkommen, besseren Arbeitsbedingungen. Eine ähnliche Entwicklung ist auch in Großbritannien und Australien zu beobachten.
Auch hierzulande ist die Nachfrage nach neuen Mitarbeitenden auf einem Rekordhoch. Gleichzeitig sind viele Menschen aktiv auf der Suche nach einem neuen Job und kaum einer schließt den Wechsel aus. Neben den 40 Prozent der aktiv Suchenden geben 43 Prozent an, offen für einen Wechsel zu sein. Nur gut jede:r Siebte denkt demnach nie daran, zu wechseln. Mehr als jede:r Dritte trägt sich dagegen sogar wöchentlich mit Wechselgedanken. In manchen Berufsgruppen sind es noch einmal deutlich mehr. Gut 40 Prozent sind es unter den Pfleger:innen, genauso wie unter den Handwerker:innen. Auch im Bereich Administration, in der Logistik und in Kreativberufen ist der Wechselwunsch derart hoch ausgeprägt.
Unvorstellbare Veränderungen
StepStone-Arbeitsmarktexperte Tobias Zimmermann: "In Deutschland erreichte die Nachfrage nach neuen Mitarbeiter*innen im Jahr 2021 Rekordwerte. Eine Kündigungswelle wie in den USA gibt es in Deutschland noch nicht, aber trotz ruhigerem Wellengang gilt: Die Flut wird kommen. Warum ist das so? Zum einen verstärkt sich der Trend zum Wechsel seit Jahren. Wir reden überhaupt nicht über ein neues Phänomen. Zum anderen ist die kommende Arbeiterlosigkeit größer Treiber hinter der kommenden Flut. Der Arbeitsmarkt wird sich in einem Maße verändern, wie wir es uns aktuell noch nicht vorstellen können."
Für die Unternehmen bedeutet diese Entwicklung, dass sie aus einem großen Pool potenziell wechselbereiter Menschen schöpfen können. Gleichzeitig heißt es auch, dass der Arbeitsmarkt in Zukunft viel flexibler werden wird. Eine Tendenz, die sich bereits seit Jahren abzeichnet, aber jetzt an Wucht gewinnt. Anders als in den USA und Großbritannien, die stark von ihrer Migration profitieren, kommt in Deutschland noch eine zweite Entwicklung hinzu: Unsere Erwerbsbevölkerung beginnt bereits jetzt zu schrumpfen. Bis 2050 werden dem Arbeitsmarkt laut Prognosen der UN gut 8,7 Millionen Menschen verloren gehen. Die Arbeiterlosigkeit kommt und wird unseren Arbeitsmarkt grundlegend verändern. (as)
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